THandwerksmuseum: Horneburger setzen auf YouTube

Ulrich Amthor in der neuen Schuhmacher-Werkstatt des Handwerksmuseums in Horneburg. Foto: Vasel
Das Handwerksmuseum in Horneburg ist um zwei Attraktionen reicher: Im Erdgeschoss haben die Ehrenamtlichen eine Schuhmacher-Werkstatt aufgebaut. Und eine Nähmaschine birgt ein Geheimnis.
Hornburg. A.W. Reuter steht in schmucken Buchstaben auf dem Holzkasten und auf der Nähmaschine. Doch eine Fabrik gab es nicht im Flecken.
Der Horneburger Kaufmann verkaufte die Maschinen lediglich unter seinem Namen. „Es handelt sich um eine echte Singer“, weiß der Erste Vorsitzende des Heimatvereins, Ulrich Amthor.
Archäologie
T Reise in die Vergangenheit: So sah Horneburg 1632 aus
Isaac Merritt Singer hatte den Nähmaschinen-Prototyp im Jahr 1851 entwickelt und sich patentieren lassen. Seine Firma wurde zum Weltmarktführer. Das US-Unternehmen produzierte ab 1860 auch in Hamburg.
In den ersten Jahren setzten die Arbeiter importierte Nähmaschinenteile zusammen. Um 1902 zählte der Standort mehr als 1000 Beschäftigte. Bis 1944 wurde auch in Wittenberge gefertigt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lief die Produktion in Karlsruhe wieder an, 1982 war Schluss. Die Horneburger Nähmaschine „wird in den Jahren ab 1920 produziert worden sein“, sagt Amthor.

Neues Exponat: Die Nähmaschine trug mit Reuter den Namen eines örtlichen Kaufmanns, doch es war eine echte Singer. Foto: Vasel
Damit Besucher erleben können, wie die Schuhmacher, Schmiede, Stellmacher, Sattler und Böttcher ihre Waren herstellten, setzen die Horneburger auf die Hilfe von Youtube und QR-Codes. So können die Besucher mit Tablett oder Smartphone jetzt Filme aufrufen, um die Werkstatt zum Leben zu erwecken.
In dem 1996 im Pferdestall des Horneburger Herrenhauses eingerichteten Museum gibt es einiges zu bestaunen. So ist die Böttcherei der Familie Stahmleder zu sehen, sie wohnte und arbeitete am Vordamm 17 in Horneburg. Noch nach dem Zweiten Weltkrieg stellte diese Böttcherei rund 4000 Butterfässer her - unter anderem für die Molkerei im Ort.
Die Fässer waren bis in die Neuzeit so wichtig wie heute die Container. Auch Obst, Marmelade sowie Essig und Senf wurden in den Fässern von Stahmleder transportiert. Die Fässer der ersten Obstspritzen waren oftmals ebenfalls made in Horneburg.
Damit nicht genug: Auch die Stellmacherei der Familie Regenbogen aus Königreich, Erfinder der Kirschsortiermaschine, ist hier zu bewundern. Im Anbau wird eine Lühe-Jolle restauriert. Handwerk sowie Post- und Fuhrwesen bilden den Schwerpunkt. Der Marktort (Flecken) lag an einer Fernhandels- und Heerstraße, hier gab es eine wichtige Reichs-Poststation.
Wissenschaftliches Arbeiten im Archiv
Amthor und der neue zweite Vorsitzende Robert Chester leiten das Museum gemeinsam mit Schatzmeister Hans-Jürgen von Maercker. Letzterer ist auch Hüter des Archivs. Dazu zählte eine Präsenzbibliothek mit mehr als 5000 Bänden. Darunter sind Schätze wie die Hornbostel‘sche Privatbibliothek (1701 bis 1849), regionalgeschichtliche Veröffentlichungen, 18.000 Fotos und die Horneburger Zeitung.
Zeitreise ins Mittelalter mit der VR-Brille
Mittelfristig wird im Museum - nach Fertigstellung des kulturhistorischen Erlebnisparks auf der Burginsel von 1255 im kommenden Jahr - auch die Geschichte der Burgmänner lebendig werden. Mit einer VR-Brille geht es zurück in die Jahrhunderte vor 1648. Außerdem werden archäologische Funde präsentiert.
Das kostenlose Museum ist dienstags bis donnerstags von 10 bis 12 Uhr und vom 1. Mai bis 30. September an jedem 2. und 4. Sonntag im Monat von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Gruppenführung nach Vereinbarung. Kontakt: 04163-6320 oder hier.