THans-Wilhelm Glüsen sagt dem Samtgemeinderat nach 47 Jahren Tschüss

Hans-Wilhelm Glüsen verabschiedet sich nach 47 Jahren aus dem Samtgemeinderat. Foto: Buchmann
Fast ein halbes Jahrhundert prägte Hans-Wilhelm Glüsen die Kommunalpolitik in der Samtgemeinde Horneburg. Jetzt ist Schluss für den Bliedersdorfer - zumindest fast.
Bliedersdorf. „Für mich war klar, dass ich die Wahlperiode nicht zu Ende mache“, sagt Hans-Wilhelm Glüsen. Nach 47 Jahren hat der Bliedersdorfer sein Mandat im Horneburger Samtgemeinderat vorzeitig aufgegeben. Er wollte seinen Nachfolgern im Samtgemeinderat sowie den Ausschüssen die Möglichkeit geben, sich im laufenden Betrieb in die Abläufe einarbeiten zu können.
Mit denen ist Glüsen bestens vertraut. Bereits 1972 sollte er auf Anraten von Bekannten in die Kommunalpolitik einsteigen. „Das war wegen meines Bauingenieur-Studiums jedoch ein schlechter Zeitpunkt“, sagt er.
Der letzte ehrenamtliche Samtgemeindebürgermeister
Im November 1976 war es dann soweit: Der damals 27-Jährige zog erstmals in den Bliedersdorfer Rat sowie in den Samtgemeinderat ein. „Ich war mit Abstand der Jüngste im Rat“, erinnert sich Glüsen. Dort begann er seine politische Karriere mit einigen Freunden aus seinem Jahrgang, 1949 - „einen besseren gibt es nicht“, sagt Hans-Wilhelm Glüsen augenzwinkernd.

In seiner letzten Samtgemeinderatssitzung überraschten die Ratsmitglieder den scheidenden Vorsitzenden mit kleinen Danksagungen. Foto: Buchmann
Beim Ratsmitglied sollte es jedoch nicht bleiben. Zwischen 1986 und 2016 wählten die Bliedersdorfer Hans-Wilhelm Glüsen insgesamt dreimal zu ihrem Ortsbürgermeister. Von 1996 bis 2001 hatte Glüsen zudem das Amt des letzten ehrenamtlichen Samtgemeindebürgermeisters inne.
Als sich 2001 die Stelle vom Ehrenamt zum Hauptamt wandelte, wollte der damalige SPD-Kandidat gerne weitermachen - unterlag an der Wahlurne jedoch der von der CDU aufgestellten Hilke Harms. Es folgte der Bruch mit der SPD. Glüsen folgte seinem Parteikollegen Otto Duwe zu den Freien Wählern Bliedersdorf.
Vom Debattierer zum Moderator
Glüsen ist Kommunalpolitiker mit Leib und Seele, liebt den hitzigen Schlagabtausch mit Ratskollegen. Aber nie persönlich werden, das war ihm ganz wichtig. „Und nach den Sitzungen ging es auf ein Bier zu Stechmanns“, sagt Glüsen. Durch die Corona-Pandemie sei dies jedoch aus dem Ratsalltag verschwunden, was er bedaure.
Wettbewerb
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In seiner Zeit als Vorsitzender des Samtgemeinderats ab 2021 musste sich der Bliederdorfer dann bremsen, wechselte vom Debattierer zum Moderator. „Wenn ich so darüber nachdenke, war das mein erster Schritt zum Abschied“, resümiert Glüsen. Zum 8. September legte Hans-Wilhelm Glüsen schlussendlich sein Mandat im Samtgemeinderat nieder. Dafür rückt Fenja Beckedorf nach. Im Bliedersdorfer Gemeinderat bleibt der Rentner jedoch weiterhin aktiv.
Familie nimmt Engagement mit Humor
Für sein Engagement, egal ob in der Politik oder beim Brieftaubenzüchten, hat Glüsen ein klares Credo: „Entweder ganz oder gar nicht.“ Wenn er sich irgendwo engagiere, wolle er etwas bewegen. Seine Arbeit beim Eisenbahn-Bundesamt in Hamburg kam ihm da entgegen. Denn als Beamter konnte er sich für seine politischen Ämter freistellen lassen.

Neben der Politik brennt Glüsen auch für seine Brieftauben. Foto: Archiv
Dass seine Familie über die Jahrzehnte etwas kurz kam, reiben ihm seine Kinder heute noch spaßeshalber unter die Nase. „Sie sagen immer, ich wäre ja nie zu Hause gewesen“, sagt Glüsen. Das habe aber auch Vorteile gehabt, wenn er sich seine Kinder heute anschaue. „Offensichtlich habe ich dadurch in der Erziehung nichts versaut“, sagt er und lacht.
Kommunalpolitiker ist kein familienfreundlicher Job
Für die Zukunft der Samtgemeinde wünscht er sich, dass wieder mehr junge Leute in die Kommunalpolitik kommen. Ihm sei bewusst, dass nicht jeder solche zeitlichen Opfer bringe kann wie er. Es sei jedoch auch „utopisch, so einen Job familienfreundlich hinzubekommen“, sagt Glüsen. Aus der Welt ist Hans-Wilhelm Glüsen nicht. „Wenn jemand eine Frage hat: Mein Telefon werde ich nicht abstellen.“