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Wohnen im Alter

THaus der Horizonte: Projekt zum gemeinsamen Wohnen überwindet Anlaufschwierigkeiten

Die ersten vier von neun Bewohnern: Birte Riel, Jutta Schüler, Frank Maier und Gertraud Beier. Die Wohnungen sind auf der Rückseite über die Außentreppen oder den Fahrstuhl (links) zu erreichen.

Die ersten vier von neun Bewohnern: Birte Riel, Jutta Schüler, Frank Maier und Gertraud Beier. Die Wohnungen sind auf der Rückseite über die Außentreppen oder den Fahrstuhl (links) zu erreichen. Foto: Susanne Helfferich

Vielen wird das eigene Haus im Alter zu groß, sie suchen nach Alternativen. Das Haus der Horizonte in Freiburg ist ein Wohnprojekt, das nur bedingt mit einer WG zu tun hat.

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Von Susanne Helfferich
Sonntag, 13.10.2024, 15:50 Uhr

Freiburg. Anfang Juli 2021 machten sich Birte Riel und Frank Meier auf den Weg, die ehemalige Druckerei in Freiburg zu einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt zu wandeln. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Riel in dem 346 Quadratmeter großen Gebäude ein Yoga-Zentrum betrieben und bildete Yoga-Lehrerinnen aus. Ihr Mann Frank, promovierter Biologe, unterrichtete an der Elbmarschenschule in Drochtersen.

Das Haus der Horizonte vor dem Umbau.

Das Haus der Horizonte vor dem Umbau. Foto: Riel/Maier

Das Haus der Horizonte in Freiburg von der Hauptstraße aus gesehen.

Das Haus der Horizonte in Freiburg von der Hauptstraße aus gesehen. Foto: Helfferich

Dann veränderte eine Erkrankung das Leben des Paares. Die beiden griffen eine Idee auf, die sie eigentlich viel später in ihrem Leben umsetzen wollten: altersgerechtes, barrierefreies Wohnen in Gemeinschaft und dennoch mit eigener Wohnung. Ein zweiter Auslöser war, dass das Land Niedersachsen ein Förderprogramm für Wohnen im Alter aufsetzte.

In nur drei Wochen schrieb die studierte Betriebswirtin ein Konzept und den Antrag. Mit Erfolg: Am 14. April 2022 erhielten sie die Förderzusage über einen nicht rückzahlbaren Zuschuss in Höhe von 100.000 Euro.

Zum ersten Tag der offenen Tür kam kein Mensch

Weniger erfolgreich war im Oktober 2021 die erste Einladung zum Tag der offenen Tür, um über das Projekt zu informieren: „Nur drei Freunde waren da, um uns den Rücken zu stärken“, so Riel. Nach diesem Flop startete das Paar bundesweit Werbung in den einschlägigen Wohnprojektforen, wie Verein für gemeinschaftliches Wohnen, Bring together oder Immowelt.

Dadurch erhielten Birte Riel und Frank Meier mehr als 300 Anfragen aus dem ganzen Bundesgebiet. Um die 40 Personen kamen ab Februar 2022 zum Probewohnen in einem der damals vorhandenen Gästezimmer. „Wir konnten uns kennenlernen, das Haus und den Ort zeigen und die gegenseitige Chemie testen“, so Riel.

Gertraud Beier und Hund Flocke haben sich in ihrer Wohnung schon gut eingerichtet.

Gertraud Beier und Hund Flocke haben sich in ihrer Wohnung schon gut eingerichtet. Foto: Helfferich

Im Juli 2022 gründeten Birte Riel und Frank Meier gemeinsam mit vier Interessierten die Genossenschaft „Haus der Horizonte - Wohnen und Leben ins Alter eG“. Jede Person zahlte 81.000 Euro an Genossenschaftsanteilen ein. Dies bildete das Eigenkapital für den Gebäudekauf und die erforderlichen Umbaumaßnahmen (729.000 Euro plus 100.000 Euro Fördermittel). Mit dem Einzug zahlen die Genossenschaftler Miete, durch die die Investitionskredite abbezahlt werden.

Jutta Schüler ist aus Darmstadt nach Freiburg in das Haus der Horizonte gezogen. Von dem großzügigen Balkon vor ihrer Wohnung genießt sie den Blick auf Hafen und Elbe.

Jutta Schüler ist aus Darmstadt nach Freiburg in das Haus der Horizonte gezogen. Von dem großzügigen Balkon vor ihrer Wohnung genießt sie den Blick auf Hafen und Elbe. Foto: Helfferich

Es zahlte sich aus, dass sich die Genossenschaftler dem Genoverband, dem größten Genossenschaftsverband Niedersachsens, angeschlossen hatten und so einen Gründungsberater an die Seite gestellt bekamen. „Unsere Gründung ging auf Anhieb ohne Rückfragen oder Probleme durch“, erzählt Birte Riel.

Aus 346 wurden 450 Quadratmeter Wohnfläche

Bis dahin lief alles einigermaßen glatt: Doch Ukraine-Krieg, explodierende Energiekosten und steigende Zinsen machte den Genossenschaftsmitgliedern zu schaffen. Außerdem verstrichen neun Monate bis zur Genehmigung des Bauantrages. Die Zusage der KfW-Bank für einen Kredit im Programm „Energetisch Sanieren“ benötigte sieben Monate Bearbeitungszeit.

So sah die Rückseite des Hauses der Horizonte vor dem Umbau aus.

So sah die Rückseite des Hauses der Horizonte vor dem Umbau aus. Foto: Riel/Maier

Im Oktober 2023 konnten endlich die Bauarbeiten beginnen. Binnen elf Monaten wurden fast alle Wände herausrausgeschlagen, um neue Raumzuschnitte zu schaffen. Das Dach wurde komplett abgerissen und neu gebaut, auf der Rückseite die Dachneigung auf Stehhöhe angehoben, zur Hauptstraße wurden die Gauben aufgestockt.

So wurden aus 346 nun 450 Quadratmeter Wohnfläche. Platz für acht Wohnungen zwischen 29 und 53 Quadratmetern - alles barrierefrei und mit eigener kleiner Küche und Bad.

Birte Riel zeigt den Raum, der künftig die Gemeinschaftsküche sein wird.

Birte Riel zeigt den Raum, der künftig die Gemeinschaftsküche sein wird. Foto: Helfferich

Darüber hinaus gibt es eine 37 Quadratmeter große Gemeinschaftsküche und im Erdgeschoss einen multifunktionalen Gemeinschaftsraum und ein Gästezimmer. So kann jeder für sich entscheiden: Will ich einen ruhigen Abend für mich haben oder mit meinen Mit-Bewohnern klönen und spielen.

Gute Chancen, in das Wohnprojekt noch einzusteigen

Aktuell sind noch drei Wohnungen zu vergeben, eine davon auf vier Jahre befristet. Interessierte können das Projekt am Sonntag, 3. November, von 12 bis 17 Uhr bei einem Tag der offenen Tür besuchen. Rückfragen unter 04779 / 64 24 726 oder per Mail an vorstand@haus-der-horizonte.com.

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