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Stadtentwicklung

THaus in Top-Lage: Stade will Fachwerkgebäude am Fischmarkt kaufen

Die Stadt Stade will das denkmalgeschützte Gebäude am Fischmarkt kaufen und es im Rahmen einer Konzeptausschreibung weiter verkaufen.

Die Stadt Stade will das denkmalgeschützte Gebäude am Fischmarkt kaufen und es im Rahmen einer Konzeptausschreibung weiter verkaufen. Foto: Stehr

Die Stadt möchte sich für knapp eine Million Euro ein besonderes Objekt am Fischmarkt sichern, um es weiterzuverkaufen. Das steckt hinter dem ungewöhnlichen Plan.

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Von Lena Stehr
Mittwoch, 14.05.2025, 05:50 Uhr

Stade. Eine einmalige Chance für eine positive Stadtentwicklung wittert die Stadt Stade am Fischmarkt. Weil die Erbbaurechte für das schmucke Fachwerkhaus am Fischmarkt 10 Ende 2027 regulär auslaufen, will die Verwaltung das denkmalgeschützte Gebäude direkt neben dem Kran gerne kaufen. Allerdings nicht, um es zu behalten und selbst zu entwickeln. Im Rahmen einer Konzeptvergabe soll das Objekt anschließend ausgeschrieben und an denjenigen weiterverkauft werden, der die beste Idee für eine weitere Nutzung hat.

„Es gibt unendlich viele Möglichkeiten“, sagt der Erste Stadtrat Lars Kolk. Hier könnte eine Galerie oder ein Treffpunkt entstehen. Das Gebäude könnte kulturell oder gewerblich sowie weiter auch als Wohnraum genutzt werden. Letztendlich soll das überzeugendste Konzept den Zuschlag bekommen.

Derzeit befinden sich insgesamt vier vermietete Wohnungen sowie das Weinlager Ludwig von Kapff in dem Gebäude. Das Grundstück ist bereits im Besitz der Stadt, das Haus gehört zwei verschiedenen Eigentümern. Deren 1977 geschlossene Erbbaurechtsverträge laufen regulär Ende 2027 aus. Dann fällt das Eigentum von Gebäude und Grundstück nach den Vorschriften des Erbbaurechtsgesetzes zusammen. Den Eigentümern steht im Gegenzug ein Entschädigungsanspruch für den Gebäudebestand nach Verkehrswertgutachten zu.

Wie könnte das denkmalgeschützte Gebäude am Fischmarkt künftig genutzt werden? Die Stadt würde dazu gerne eine Ausschreibung machen.

Wie könnte das denkmalgeschützte Gebäude am Fischmarkt künftig genutzt werden? Die Stadt würde dazu gerne eine Ausschreibung machen. Foto: Stehr

Bereits seit 2018 ist die Stadtverwaltung mit den betroffenen sogenannten Erbbaurechtsnehmern im Austausch und führt Gespräche über mögliche Optionen. Inzwischen hätten sich beide Eigentümer dazu entschieden, an die Stadt zu verkaufen.

Der Plan der Stadtverwaltung sieht vor, noch in diesem Jahr zwei Wohnungen für 283.000 Euro zu kaufen. Im kommenden Jahr will die Stadt dann die restlichen beiden Wohnungen für 259.000 Euro erwerben. Das Ladenlokal im Erdgeschoss will die Stadt den Eigentümern 2027 für 335.000 Euro abkaufen. Macht unterm Strich insgesamt 877.000 Euro. Der Pachtvertrag für das Ladenlokal endet analog zum Erbbaurecht zum 31. Dezember 2027.

Ausschuss diskutiert öffentlich am 15. Mai

Über den Kauf des Gebäudes wird am Donnerstag, 15. Mai, um 17 Uhr in öffentlicher Sitzung im Rathaus der Stadtentwicklungsausschuss beraten und abstimmen. Sollte dieser dem Vorschlag der Verwaltung zustimmen, muss noch der Stadtrat sein Okay geben. Die Politik muss anschließend darüber entscheiden, welche Vorgaben man den potenziellen Konzeptentwicklern machen möchte oder ob das Gebäude womöglich doch meistbietend verkauft werden soll. Auch das könnte passieren. Wünschenswert wäre aber, das Potenzial des exponiert gelegenen Hauses nicht zu verschenken, sondern hier eine vorteilhafte Entwicklung im Sinne der Stadt voranzutreiben, findet Kolk.

Dieser Stahlstich von E. Höfer nach einer Zeichnung von C.A. Lill stammt aus dem Stadtarchiv Stade, Graphiksammlung Nr. 14, und zeigt das alte Zollhaus am Fischmarkt im 19. Jahrhundert.

Dieser Stahlstich von E. Höfer nach einer Zeichnung von C.A. Lill stammt aus dem Stadtarchiv Stade, Graphiksammlung Nr. 14, und zeigt das alte Zollhaus am Fischmarkt im 19. Jahrhundert. Foto: Stadtarchiv

Das Haus Fischmarkt Nummer 10 wurde früher sowohl als Stadtwaage als auch als Zollamt genutzt. Im oberen Stockwerk fanden zudem öffentliche Feste statt. Eine Inschrifttafel über dem Eingang gibt als Baujahr 1753 an. Schon ein Kupferstich aus der Zeit vor 1598 zeigt an der Stelle zwei nebeneinander stehende Gebäude auf dem Fischmarkt, die als „Wage“ bezeichnet werden. Die Akten im Stader Stadtarchiv enthalten zudem einen Vorschlag aus dem Jahr 1743, die „Stadtwaage von Grund neu zu reparieren“. Dazu sollte eine Kollekte (Stadtsteuer) ausgeschrieben werden.

Das Fachwerkhaus am Fischmarkt, in dem sich derzeit ein Weinlager sowie Wohnungen befinden, wurde früher als Waage und Zollhaus genutzt.

Das Fachwerkhaus am Fischmarkt, in dem sich derzeit ein Weinlager sowie Wohnungen befinden, wurde früher als Waage und Zollhaus genutzt. Foto: Stehr

Seit wann es Erbbaurechte für das Gebäude gibt, geht aus den Unterlagen des Stadtarchivs nicht hervor. Im Rahmen des Erbbaurechts haben Eigentümer das Recht, auf einem - in diesem Fall städtischen - Grundstück ein Bauwerk zu errichten oder zu unterhalten. Meist müssen sie dafür einen regelmäßigen sogenannten Erbbauzins zahlen.

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