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Beliebtes Urlaubsziel

THeftige Kritik an „teuerstem Nordsee-Strand“ nach RTL-Bericht

Für das Freizeitareal mit Watt‘n Bad und (Hunde-)Strand in Dorum-Neufeld müssen Urlauber künftig zusätzlich zum Gästebeitrag einen Extra-Eintritt zahlen.

Für das Freizeitareal mit Watt‘n Bad und (Hunde-)Strand in Dorum-Neufeld müssen Urlauber künftig zusätzlich zum Gästebeitrag einen Extra-Eintritt zahlen. Foto: Archiv/Scheschonka

Der Kreis Cuxhaven gerät in die Schlagzeilen: Die neuen Preise, die insbesondere Urlauber hart treffen, sorgen für heftige Diskussionen. Bürgermeister und Kurdirektorin in Dorum verteidigen sich.

Von Heike Leuschner Mittwoch, 12.03.2025, 16:55 Uhr

Dorum. Die Kritik an der neuen Kostenstruktur für Urlauber an der Wurster Küste reißt nicht ab. Nach Auskunft von Gemeindebürgermeister Jörg-Andreas Sagemühl (CDU) haben sich Einheimische, Gäste und Vermieter bei der Gemeinde oder der Kurverwaltung Wurster Nordseeküste beschwert.

Selbst im ostfriesischen Dornum hatte die Menschen ein Bericht von RTL über den Freizeitbereich in Dorum-Neufeld mit der Schlagzeile „So teuer ist kein anderer Nordsee-Strand“ aufgeschreckt – wohl wegen der Namensähnlichkeit zu Dorum.

Ausgelöst wurde der Unmut im Herbst vergangenen Jahres durch einen Beschluss der Gemeinde, der insbesondere das Freizeitgelände in Dorum-Neufeld betrifft. Dieses Areal umfasst neben einem abgegrenzten rund 800 Meter langen (Hunde-)Strand auch das Watt‘n Bad, ein tidenunabhängiges Wellenbad mit Sprudelliegen, das mit dem davor liegenden Strand eine Einheit bildet.

Alleinstellungsmerkmal: Wellenbad mit Strand als Liegewiese

Kurdirektorin Sandra Langheim spricht von einem Alleinstellungsmerkmal, das es in dieser Kombination an der deutschen Nordseeküste nur in Dorum-Neufeld gibt. Vor gut 30 Jahren wurden Strand und Bad räumlich zusammengefasst – „weil Gäste das seinerzeit angeregt hatten“, so Langheim.

10,50 Euro kostet mit Beginn der Saison im Mai der Eintritt in diesen Freizeitbereich für Tagesgäste. Bürger aus der Gemeinde Wurster Nordseeküste müssen künftig einen ermäßigten Eintritt von 6,50 Euro (bisher 4 Euro) zahlen.

Eine Besonderheit galt bislang für Übernachtungsgäste, die im Besitz einer Gästekarte waren und einen täglichen Tourismusbeitrag (3,40 Euro im Kurbereich I) gezahlt haben. Sie durften den Freizeitbereich nutzen, ohne einen Extra-Eintritt für den Freizeitbereich südlich des Dorum-Neufelder Hafens zu entrichten.

Urlauber: 180 Euro Mehrkosten sind nicht hinnehmbar

Jetzt sollen Urlauber für diesen Freizeitbereich pro Besuch einen ermäßigten Eintritt von 6,50 Euro (Kinder 4,50 Euro) bezahlen. Manche Vermieter von Ferienwohnungen, aber auch Urlauber, ärgert das sehr.

Wie ein Paar aus Burbach in Nordrhein-Westfalen, das den Freizeitbereich in den zurückliegenden Jahren nur genutzt habe, um den Hundestrand innerhalb des Freizeitareals zu erreichen. „Als Resultat bleibt für mich leider nur die Alternative, mich vom Urlaubsziel Dorum-Neufeld zu verabschieden. Mehr als 180 Euro Mehrkosten für zwei Personen und zwei Wochen sind für uns als Rentnerehepaar nicht hinnehmbar.“

Freizeitbereich verursacht fast 1 Million Euro Defizit pro Jahr

Bürgermeister Sagemühl räumt ein, dass die neue Kostenstruktur insbesondere Familien „hart trifft“. Doch angesichts des Defizits, das die Gemeinde allein für diesen Freizeitbereich mit insgesamt fast einer Million Euro pro Jahr beziffert, habe die Kommune reagieren müssen.

„Wir sehen keine Alternative, als diejenigen, die den Bereich tatsächlich nutzen, stärker an den Kosten zu beteiligen“, sagt Sagemühl. Er verweist auch darauf, dass von den rund 550.000 Gästekarten-Übernachtungen pro Jahr im Schnitt gerade einmal 100.000 für Besuche in der Freizeitanlage mit dem Watt‘n Bad genutzt wurden. Das entspricht weniger als 20 Prozent.

Dass sich Gäste ärgern, die den Freizeitbereich vor allem wegen seines Hundestrandes und nicht wegen des Wellenbades genutzt haben, kann die Verwaltung nachvollziehen. Andererseits gebe es an der Wurster Küste 26 Kilometer Deichlinie, die man mit Hunden für Spaziergänge kostenfrei nutzen darf, sagt Sandra Langheim.

Bürgermeister: Wir prüfen, was technisch umsetzbar ist

Zudem gibt es in Wremen einen weiteren Hundestrand. Und die Gemeinde prüft gerade Optionen, ob sie für Hundebesitzer und deren Vierbeiner eine Alternative zu dem Hundestrand im Freizeitbereich einrichten kann.

Einen Teil des Strandes für Hundebesitzer abzugrenzen, schließt Sagemühl dagegen aus. Es sei nicht kontrollierbar, ob sich Besucher über das Watt bei Niedrigwasser nicht doch Zugang zum Bad verschaffen.

Auch ein Zurück von der neuen Kostenstruktur gibt es aus Sicht des Bürgermeisters nicht: „Dennoch nehmen wir Kritik und Anregungen auf und prüfen, was technisch umsetzbar ist.“

RTL-Bericht wurde inzwischen korrigiert

Besonders geärgert habe er sich in der vergangenen Woche über einen RTL-Bericht, in dem behauptet wurde, dass auch die Leuchtturmwiese und die Hafenterrassen auf der anderen Seite des Dorum-Neufelder Kutterhafens kostenpflichtig seien. Inzwischen hat RTL diese Falschmeldung korrigiert.

Aber auch die Schlagzeile des Senders „So teuer ist kein anderer Nordsee-Strand!“ kann man aus Sicht der Gemeinde nicht stehen lassen. „Das ist“, so Langheim, „als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen.“

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