THeiraten auf dem Kreuzfahrtschiff: Ein riesiges Geschäft

Führt die „Mein Schiff 3“ und traut Hochzeitspaare: Kapitän Panagiotis Varotsos. Foto: Philipp Laage/dpa-tmn
Schon 37 Mal ist Panagiotis Varotsos in den Hafen der Ehe geschippert. Auch jetzt gerade wieder irgendwo auf der Nordsee auf der „Mein Schiff 3“. Die besten Geschichten von Bord.
Das dürfte wohl weltweit einmalig sein: Bei TUI Cruises ist jeder Kapitän der „Mein Schiff“-Flotte gleichzeitig auch Standesbeamter - die „Master License“ der Republik Malta macht das möglich. Paare können sich an Bord rechtsgültig das Jawort geben. Und das kommt viel häufiger vor, als man denkt. „Beinahe auf jeder Reise“, sagt Panagiotis Varotsos. Es habe nur zwei Tage gedauert, als er 2019 erstmals das Kommando auf dem Schiff hatte, da habe er auch schon Uwe und Gesine vermählt, „und wir sind bis heute befreundet“, erzählt der Kapitän. Die Ehe sei durchaus glücklich, wie er wisse. Dann lacht er.
Varotsos hat jede Eheschließung in seinem Logbuch notiert - gerade die siebenunddreißigste. An einem Seetag der „Mein Schiff 3“ irgendwo am Eingang zum Atlantik hat er auf dem Weg von Southampton nach La Coruna seine Unterschrift unter die Heiratsurkunde gesetzt und die exakte Position des Schiffes dazu notiert. Klingt ganz einfach, ist es aber tatsächlich gar nicht mal.
TUI Cruises beschäftigt eigene „Wedding-Manager“
Der Aufwand für eine Hochzeit auf See ist beachtlich. TUI Cruises beschäftigt für „Mein Schiff“ eigens zwei „Wedding-Manager“ in Hamburg, die sich um die Formalitäten der Trauungen kümmern, die Zeremonie samt besonderer Wünsche meist der Braut vorbereiten und danach offizielle Depeschen zwischen Schiff und Standesämtern auszutauschen. Auch auf Malta sind zwei Kollegen eingebunden. Das sei schon „recht bürokratisch“, sagt Yasmin Randel, die die kleine Abteilung führt. Mindestens zehn Wochen brauche sie bei einer rechtsgültigen Ehe zur Vorbereitung, da alle Dokumente in Malta eingereicht und viele Vorgaben erfüllt werden müssten. „Spontan ist eine rechtsgültige Trauung leider nicht umsetzbar.“

Die Concierge Katharina Eppinger hat schon oft die Ringe Hochzeitspaare auf hoher See überreichen dürfen. Foto: Foto: Polgesek
Es werden auch symbolische Eheversprechen an Bord angeboten und hin und wieder sogar auch kirchliche Trauungen - aber das ist eine andere Geschichte. Wer rechtsgültig an Bord heiraten möchte, muss zur Reise mindestens das „Hochzeits-Basispaket“ hinzubuchen - 2249 Euro kostet das. Aber die Dienstleistung ist durchaus gefragt, seit vor 15 Jahren ein Event-Manager von TUI Cruises die Idee hatte, das maltesische Recht auch auf diese Art zu nutzen. Bis zu 200 Ehen werden seitdem jedes Jahr auf einem der Schiffe geschlossen, in diesem Jahr sind es bis heute 140. Die Hochzeiten seien ein „großes Privileg“ der maltesischen Flagge, meint Yasmin Randel. Nur noch die Bermudas und die Bahamas erlaubten rechtsgültige Hochzeiten auf See. Aber weil die Inselstaaten anders als Malta nicht Teil der EU seien, werde es schwer mit der rechtlichen Anerkennung.
Die Sonderwünsche der Bräute
Sie lebe für das Glück ihrer Paare, schwärmt die „Wedding-Managerin“ geradezu - deshalb freut sie sich, wenn sie und ihre Kollegin nach der Trauung ein Bild oder ein Video von den Paaren erhalten. Dann sei es ein klein wenig so, als wären sie dabei gewesen. Denn an Bord übernimmt eine Concierge die Betreuung des Paares.
Katharina Eppingers Arbeitsplatz ist die so genannte X-Lounge, in der Suiten-Gäste - und Hochzeitspaare - besondere Aufmerksamkeit erfahren. Bis auf Feuerwerk, Wunderkerzen oder den Brautstrauß über die Reling zu werfen, hat sie noch keinen Sonderwunsch frisch Vermählter ablehnen müssen: Besondere Blumen, Livemusik, Friseurbesuch und Fototermin - und natürlich um die Torte kümmert sie sich. Und ein Paar wollte zur Feier des Tages der Besatzung Currywurst und Pommes spendieren.
Zur Hochzeit kommt es auf die Umgebung an
Vermählt wird nur an Seetagen, denn das Schiff muss sich in internationalen Gewässern bewegen, damit an Bord das maltesiche Recht gilt. „In der Karibik ist das gar nicht so einfach“, so eng liegen die Inseln beieinander, weiß Doreen Jana Kümpel, General Managerin an Bord der „Mein Schiff 3“. Bei „mindestens 50 Paaren“, schätzt sie, sei sie schon Trauzeugin gewesen. Zwei verlangt das maltesische Zivilrecht, und weil die meisten Paare alleine reisen, melden sich gerne auch mal Besatzungsmitglieder, die Zeremonie zu bestätigen. „Eine Braut hat sich mal den Küchenchef gewünscht“, erzählt Concierge Katharina Eppinger. Junggesellenabschiede für 21 Gäste hat sie an Bord organisiert, die größte Hochzeitsgesellschaft umfasste gar 60 Gäste.

Das Sonnendeck der „Mein Schiff 3“. Der Kreuzliner ist schon seit 2020 durchgehend in Bremerhaven stationiert und bleibt es auch mindestens bis 2026. Foto: Polgesek
Wie an Land sei auch auf See der Kuss nach der Trauung immer besonders, sagt Panagiotis Varotsos, der griechische Kapitän. „Da laufen oft die Tränen.“ Er hätte selbst gern an Bord geheiratet. Aber: keine Zeit, sagt er und lacht. Die „Mein Schiff Herz“ lag im Hafen von Piräus, beim Landgang hat er in Athen geheiratet. Varotsos lernte seine Frau an Bord kennen, nun macht er keine Fahrt mehr ohne sie.
Die „Mein Schiff“-Flotte ist im Schiffsregister von Malta registriert. Die Inselrepublik zwischen Tunesien und Italien gilt als Steueroase und bietet Reedern auch manch anderen Vorteil maltesischen Rechts. 2023 führten weltweit fast 10.000 Schiffe Valetta als Heimathafen am Heck, was Malta den Rang von Europas größter Seeflotte sichert.

Führt die „Mein Schiff 3“ und traut Hochzeitspaare: Kapitän Panagiotis Varotsos. Foto: rp