THeiztechnik in desolatem Zustand: Drochtersen sucht Lösungen für das Areal Sportzentrum

Die Dreifachturnhalle in Drochtersen wird mit zwei 44 Jahre alten Kesseln beheizt. Für die kommunalen Gebäude im Areal Sportzentrum sucht die Gemeinde eine Lösung für die künftige Wärmeversorgung. Foto: Knappe
Die alte Heiztechnik vieler kommunaler Gebäude in Drochtersen ist in einem miserablen Zustand. Jetzt soll geprüft werden, wie Sportzentrum, Hallenbad und Co. klimaneutral mit Wärme versorgt werden können. Und das möglichst schnell.
Drochtersen. Es geht um die wohl größten kommunalen Energieverbraucher der Gemeinde Drochtersen in der Ortsmitte: Die Dreifachturnhalle hat zwei Heizkessel aus dem Jahr 1980, die Mehrzweckhalle zwei Kessel aus dem Jahr 1987, die beiden Kessel der Elbmarschenschule stammen aus den Jahren 1988 und 1989. Vergleichsweise jung sind die Heizkessel des Hallenbads (2005), der Grundschule (1998) und des Kindergartens (2017).
Bis auf die Dreifachturnhalle werden die kommunalen Gebäude in diesem Areal alle mit Gas versorgt. Doch die Heizungen sind teils nur noch bedingt funktionsfähig, hat die Gemeindeverwaltung festgestellt.
In der Dreifachturnhalle bestehe aufgrund der desolaten Heiztechnik die Gefahr, dass die Wärmeversorgung bei einem endgültigen Ausfall der Heizung mit einem Wärmemobil sichergestellt werden muss. Eine Lösung soll her, möglichst schnell, günstig und klimaneutral.
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Es gibt noch viele offene Fragen
Im Vorjahr haben sich die Fraktionen über die Möglichkeiten einer Wärmeversorgung kommunaler Gebäude durch ein Nahwärmenetz informiert. Ein Investor will Sportzentrum, Grundschule, Kindergarten, Hallenbad und gegebenenfalls auch die Elbmarschenschule mit Wärme beliefern.
Hierbei handelt es sich um Abwärme aus einer landwirtschaftlichen Biogasanlage, die bereits das Neubaugebiet Triftweg/Grefenstraße mit Nahwärme versorgt.
Doch es gibt noch viele offene Fragen: Gibt es auch für dieses Areal noch andere Möglichkeiten der Energieversorgung - etwa über Geothermie - und wären die sinnvoller und letztlich günstiger? Könnten über eine Biogasanlage auch noch andere, kommunale und private Gebäude mitgeheizt werden? Will die Gemeinde, die ja mit der Gründung eines Eigenbetriebs für (regenerative) Energie liebäugelt, die Wärmeversorgung des Areals Sportzentrums womöglich lieber in eigene Hände nehmen?
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Europaweite Ausschreibung für die Wärmeversorgung
Im Bauausschuss folgten die Kommunalpolitiker jetzt dem Vorschlag der Gemeindeverwaltung und stimmten mehrheitlich für die europaweite Ausschreibung eines sogenannten Contractingvertrags für die Wärmeversorgung im Areal Sportzentrum.
Dabei sollen alle vorhandenen Daten und Bedarfe ermittelt und ausgewertet werden und dann verschiedene Varianten der Energieversorgung verglichen werden. Dabei geht es dann nicht nur um Klimaneutralität, sondern vor allem um die Kosten.
Ratsherr Rolf Brandt (SPD) erkundigte sich, ob die künftige Wärmeversorgung für das Areal dann zu 100 Prozent aus regenerativen Energien bestehen werde. „Ja, so ist es gedacht“, sagte Christian von Thun von der Gemeindeverwaltung. Möglich sei aber durchaus der Einsatz von fossiler Energie zu fünf oder zehn Prozent in Bedarfsfällen, um die Energieversorgung abzusichern.
Hoffnung: Erste Ergebnisse liegen schon im Herbst vor
Die Kosten für Ingenieurs- und Planungsleistungen sowie für die rechtliche Begleitung des Verfahrens werden auf rund 61.000 Euro geschätzt und sollen dieses Jahr aus dem Budget für Gebäudeunterhaltung abgezwackt werden.
Bürgermeister Mike Eckhoff hofft, dass erste Ergebnisse bereits zu den diesjährigen Haushaltsberatungen im Herbst vorliegen. Für die Überwachung der Umsetzung eines Wärmelieferungsauftrages sollen rund 25.000 Euro im Etat 2025 berücksichtigt werden.
Mit der Wärmeversorgung fürs Areal Sportzentrum wird freilich nur ein Teil der Häuser und Gebäude in der gesamten Gemeinde Drochtersen ins Visier genommen, hier geht es vorrangig um kommunale Bauten.
Bürger müssen weiter auf Kommunale Wärmeplanung warten
In allen anderen Bereichen der Gemeinde müssen Bürger auf die Kommunale Wärmeplanung der Gemeinde warten, in der auch künftige Nah- und Fernwärmeversorgungen festgelegt werden.
Die Kommunalpolitiker hatten sich im Vorjahr dafür entschieden, die Wärmeplanung noch hinauszuzögern. Spätestens 2028 muss sie aber vorliegen, das ist Gesetz.
Der Hintergrund: Seit Anfang dieses Jahres muss grundsätzlich jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Bei Bestandsimmobilien ist diese Frist aber an die Kommunale Wärmeplanung geknüpft. Erst wenn diese vorliegt, greift auch bei Bestandsimmobilien die 65-Prozent-Pflicht.
Vor allem die Drochterser CDU-Fraktion hatte dafür plädiert, die Wärmeplanung in der Gemeinde zu vertagen, um so Bürgern die Möglichkeit einzuräumen, vorher noch ihre Heizungen auszutauschen, ohne an die 65-Prozent-Regel gebunden zu sein.