THelfer auf vier Pfoten: Wie Fred zum Assistenzhund ausgebildet wird
PSB-Assistenzhund in Ausbildung Fred mit seiner Trainerin Mia Müller von Dogs Acvtivity. Foto: Pauline Meyer
Fred ist ein besonderer Hund. Denn er lernt unter anderem, Stress bei Menschen zu erkennen und zu lindern. Ein Besuch in der Hundeschule Dogs Activity.
Fredenbeck. Fred ist zwei Jahre alt. Und weil Fred einmal Menschen mit psychosozialen Beeinträchtigungen in ihrem Alltag helfen soll, wird er ausgebildet als sogenannter PSB-Assistenzhund.
Alles was Fred können muss, bringt Hundetrainerin Mia Müller von Dogs Activity aus Mulsum dem zweijährigen Fred bei. Seit 16 Jahren ist sie Hundetrainerin, seit vier Jahren liegt ihr Fokus auf der Ausbildung von Assistenzhunden.
Beim Blocken positioniert Fred sich hinter seinem Teampartner. Das kann Menschen mit psychosozialen Beeinträchtigungen beispielsweise beim Warten in der Schlange helfen, um fremde Menschen fernzuhalten. Foto: Pauline Meyer
Fred schaut aufmerksam auf seine Trainerin. Später, wenn er seinen Teampartner - also den Menschen, dem er helfen soll - gefunden hat, wird es seine Aufgabe sein, Stress und Anspannung zu erkennen und ihm mit einem Stupsen anzuzeigen. Für Menschen mit Autismus, PTBS oder einer Angststörung kann das ein Weg aus der sozialen Isolation sein. „Es gibt Menschen, die seit Jahren ihre Wohnung nicht verlassen haben“, so Mia Müller.

Für Menschen, die Mobilitätseinschränkungen haben, ist es eine große Erleichterung, dass Assistenzhunde Dinge - wie hier die Leine - für sie aufheben. Foto: Pauline Meyer
Mia Müller trainiert ihre Hunde ganz individuell. Dafür spricht sie mit dem zukünftigen Teampartner des Hundes, um ihn auf die individuellen Bedürfnisse zu trainieren. Das Wippen des Knies oder das Kneten von Händen können Stressanzeichen sein. Fred erkennt auch Flashbacks und Dissoziationen. Dann stupst er seinen Menschen an. Reagiert der nicht, wendet er „Deep Pressure“ an - eine Technik, bei der der Hund mit seinem Körpergewicht Druck ausübt. Das wirkt beruhigend und gibt Sicherheit.
Der einzige in seinem Wurf
Los ging es, als Fred ein Welpe war - spielerisch natürlich. Durch einen Charaktertest stellte Mia Müller sicher, dass der Goldendoodlemix ein geeigneter Kandidat ist. „Er war tatsächlich der einzige aus seinem Wurf, der den Test bestanden hat“, erinnert sich die Hundetrainerin. „Wichtig ist, dass die Welpen menschenbezogen und empathisch sind.“

Ähnlich wie beim „Deep Pressure“, sorgt diese Übung dafür, dass Freds Teampartner durch den Körperkontakt beruhigt wird. Foto: Pauline Meyer
Es wird getestet, wie sich der Hund fremden Menschen gegenüber verhält, wenn diese beispielsweise weinen. Oder auch, wie schnell er sich beruhigt, nachdem ein Regenschirm aufgespannt wird. „Fred hat das toll gemeistert“, so Mia Müller. „Er hat von sich aus die Eigenschaft mitgebracht, Anspannungen, Dissoziationen oder Albträume zu erkennen. Das ist schon besonders.“
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Sein erstes Lebensjahr hat der Rüde in einer Patenfamilie verbracht. Dort wurde er an das Leben in einer Familie gewöhnt, hat die Grunderziehung erhalten und wurde mit unterschiedlichen Umweltreizen vertraut gemacht. Das sei extrem wichtig, weiß Mia Müller. Die einzelnen Techniken übe sie daher bei verschiedensten Veranstaltungen: Auf Messen, am Flughafen oder im Wildpark. Nur so lasse sich eine Übung ortsunabhängig verfestigen.

Fred (links) und Winnie (rechts) sind noch in der Ausbildung zum PSB-Assistenzhund. Gennaro hat seine Prüfung schon bestanden. Foto: Pauline Meyer
Mittlerweile kann Fred schon vieles, was von ihm als künftigen Assistenzhund erwartet wird. Er kann auf Kommando eine Medikamententasche holen. Oder den Menschen bei „Such Bank“ zu einem Sitzplatz führen. Fred erkennt auch, ob sich sein Teampartner auf Brunnenkanten oder einen Stein setzen kann.
Wenn der Hund die Wäsche ausräumt
Neben PSB-Assistenz- und Blindenführhunden bildet Mia Müller auch Warn- sowie Mobilitätsassistenzhunde aus. Die erkennen Anfallerkrankungen wie Diabetes und Epilepsie, beziehungsweise assistieren Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen. Diese Hunde betätigen Lichtschalter, verbessern das Gleichgewicht beim gehen und heben Gegenstände auf.
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„Die Hunde können sogar 1-Eurostücke oder EC-Karten aufheben“, so Mia Müller. Der Hund einer Kundin, die an MS erkrankt ist, räume sogar die Waschmaschine ein und aus - mit dem Maul versteht sich. „Diese Hunde sind so unglaublich wertvoll für ihre Menschen“, sagt Mia Müller.
Abschlussprüfung nur im Team
Noch hat Fred seinen zukünftigen Menschen nicht gefunden. Erst wenn sich ein passender Teampartner findet, können die beiden gemeinsam die Abschlussprüfung ablegen - denn die gilt nur im Tandem. Auf dem offiziellen Ausweis zum Assistenzhund werden später beide zu sehen sein: Hund und Mensch, als eingespieltes Team.

Mia Müller mit den drei Welpen Anita, Agneta und Alma, die den ersten Charaktertest bestanden haben. Wenn alles gut läuft, werden sie eines Tages zu Assistenzhunden. Foto: Pauline Meyer
Bis es so weit ist, lernt Fred weiter fleißig dazu, auf dem Weg zu seiner großen Aufgabe: einem Menschen im Alltag Halt, Sicherheit und neue Lebensqualität zu schenken.
Anlässlich des heutigen Welthundetages haben TAGEBLATT-Leser der Redaktion Fotos ihrer Vierbeiner geschickt. Eine Bildergalerie davon finden Sie hier.
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