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Drogen, Waffen und Geldwäsche

THells Angels: Welche Rocker-Clubs zuletzt im Kreis Cuxhaven aktiv waren

Die "Golden Brothers" 2016 auf dem Kaemmererplatz. Vier mutmaßliche Mitglieder der Bande mussten sich drei Jahre später vor dem Landgericht Stade verantworten. Der Hauptbeschuldigte soll mit Drogen-Deals über 300.000 Euro Gewinn erzielt haben.

Die "Golden Brothers" 2016 auf dem Kaemmererplatz. Vier mutmaßliche Mitglieder der Bande mussten sich drei Jahre später vor dem Landgericht Stade verantworten. Der Hauptbeschuldigte soll mit Drogen-Deals über 300.000 Euro Gewinn erzielt haben. Foto: Archiv

Ein Foto der Hells Angels in Cuxhaven erregte kürzlich große Aufmerksamkeit. In den vergangenen Jahren gab es aber immer wieder Razzien gegen Rocker-Clubs.

Von Tim Larschow Samstag, 22.02.2025, 11:00 Uhr

Kreis Cuxhaven. Anfang des Monats wurde auf dem Facebook-Account eines regionalen Ablegers der Hells Angels ein Foto veröffentlicht, das mehr als ein Dutzend mutmaßliche Mitglieder in martialischer Pose auf der Duhner Strandstraße zeigt.

Obwohl es sich nach bisherigen Erkenntnissen nicht um illegales Vorgehen handelt, erzeugte das Auftreten doch eine hohe Aufmerksamkeit. Denn bestimmte Rockergruppen stehen permanent im Fokus der Polizei. Was steckt hinter den Organisationen, die schon häufig durch kriminelle Aktivitäten aufgefallen sind?

Rockergruppierungen gibt es bereits seit Mitte der 50er Jahre. Sie entstanden in den USA durch ehemalige Angehörige der U.S. Air Force, die sich später in den Hells Angels MC (HAMC) umbenannten.

Geringe Kooperationsbereitschaft gegenüber der Polizei

Nach der Definition des Bundeskriminalamtes ist eine Rockergruppe ein Zusammenschluss mehrerer Personen mit strenger hierarchischer Struktur, enger persönlicher Bindung der Gruppenmitglieder untereinander, geringer Kooperationsbereitschaft gegenüber der Polizei und selbst auferlegten strengen Regeln und Satzungen.

Zu den bekanntesten Outlaw Motorcycle Gangs (OMCG), die ihren Ursprung in den USA haben und auch in Deutschland vertreten sind, gehören neben den Hells Angels (seit 1973) die Mongols (seit 2010), die Bandidos (seit 1999) und die Outlaws (seit 2001).

Im Juni 2018 durchsuchten Polizeikräfte 17 Wohn- und Geschäftsräume sowie Cuxhavens Schlossgarten mit Spürhunden.

Im Juni 2018 durchsuchten Polizeikräfte 17 Wohn- und Geschäftsräume sowie Cuxhavens Schlossgarten mit Spürhunden. Foto: Lütt

Die Zusammengehörigkeit der Gruppenmitglieder wird nach außen durch das Tragen gleicher Kleidung oder Abzeichen dokumentiert - bestimmte Symbole sind allerdings seit 2014 verboten.

„Von einer falschen Rockerromantik lösen“

Das öffentliche Zeigen von Symbolen verbotener Rockerclubs wird in Niedersachsen seit dem 1. September 2014 von der Polizei strafrechtlich verfolgt. So sind etwa die Symbole des „Hells Angels MC“ vereinsrechtlich verboten und damit auch das öffentliche Tragen oder Zeigen dieser Insignien. Das betrifft insgesamt 26 Rocker-Vereinigungen.

Der damalige Minister für Inneres und Sport in Niedersachsen, Boris Pistorius, heute deutscher Verteidigungsminister, sagte: „Wir müssen uns von einer falschen Rocker-Romantik lösen. Wir reden hier von Rocker-Kriminalität und damit von Gruppierungen, die Züge organisierter Kriminalität aufweisen und deren Mitglieder insbesondere mit illegalem Handel von Betäubungsmitteln sowie mit Gewalt- und Einschüchterungsdelikten in Verbindung gebracht werden.“

Der Minister damals weiter: „Die Symbole und Insignien der Rockerclubs haben eine extrem hohe Identifizierungskraft, sie sind die Marke der Clubs. Unsere zentrale Botschaft ist, dass wir diese Form der Außendarstellung nicht mehr zulassen.“

Das ehemalige Vereinsheim der Bandidos in der Wingst. An dem Flachdachgebäude hing ein großes Banner mit der Aufschrift "Bandidos Motorcycle Club".

Das ehemalige Vereinsheim der Bandidos in der Wingst. An dem Flachdachgebäude hing ein großes Banner mit der Aufschrift "Bandidos Motorcycle Club". Foto: Lütt

Bei den eingangs erwähnten überwiegend schwarz gekleideten Besuchern in Duhnen wurden laut Polizei keine entsprechenden Abzeichen an Jacken oder Kutten festgestellt. Die Personengruppe habe „nicht verbotene Kleidung“ getragen, die aber Rückschlüsse auf die Zugehörigkeit zulasse, teilte Stephan Hertz, Sprecher der Polizeiinspektion Cuxhaven, auf Nachfrage unserer Redaktion mit.

Haft für Chef der Bande „Golden Brothers“

Neben dem Verbot von Symbolen wurden in den vergangenen Jahren auch mehrere Gruppierungen verboten. Die „United Tribuns“ einschließlich ihrer Teilorganisationen wurden 2022 in neun Bundesländern, darunter Niedersachsen, verboten und aufgelöst.

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Ein Jahr zuvor war das Verbot bereits für das niedersächsische Chapter der Rocker-Gruppierung „Bandidos MC Federation West Central“ ausgesprochen worden - einschließlich seiner 38 Teilorganisationen.

Auch in Cuxhaven gab es schon des Öfteren großangelegte Razzien gegen Rocker-Gruppierungen. Mehrere Monate lang ermittelten die Ermittler 2018 verdeckt, dann folgte der Zugriff: Drogen und Waffen wurden gefunden und weitere Straftaten wie Nötigung, Geldwäsche und andere Delikte aufgedeckt. Die Liste der Vorwürfe gegen die Verdächtigen war lang.

Das Tor zur Auffahrt auf das Gelände war mit einem Banner verhängt. "BF, FB" steht für "Bandidos forever, forever Bandidos" (Bandidos für immer, für immer Bandidos). Und mit "1%er" bezeichnen sich häufig Rocker, die nach ihren eigenen Gesetzen leben.

Das Tor zur Auffahrt auf das Gelände war mit einem Banner verhängt. "BF, FB" steht für "Bandidos forever, forever Bandidos" (Bandidos für immer, für immer Bandidos). Und mit "1%er" bezeichnen sich häufig Rocker, die nach ihren eigenen Gesetzen leben. Foto: Lütt

Razzia in der Deichstraße in Cuxhaven

170 Einsatzkräfte durchsuchten 17 Geschäfts- und Privaträume im Innenstadtbereich - unter anderem das Clubhaus in der Deichstraße. Hauptbeschuldigter war der Anführer und Chef der Bande „Golden Brothers“. Bei der Razzia stellten die Ermittler unter anderem Drogen, Schreckschusswaffen, Teleskopschlagstöcke und mehrere tausend Euro Bargeld sicher.

Der mutmaßliche Anführer der „Golden Brothers“ aus Cuxhaven wurde dem Haftrichter vorgeführt. Nach insgesamt 22 Verhandlungstagen fiel das Urteil: viereinhalb Jahre Haft. Zudem wurden 95.000 Euro eingezogen.

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