THier bringen Raser die Anwohner um den Schlaf

Gerade am Wochenende wird die „Alte Bürger“ gerne mal zur Rennstrecke, sagt Anwohner Andreas Grotheer. Foto: Hartmann
Seit zehn Jahren wohnt Andreas Grotheer in Bremerhaven - drei davon in der „Alten Bürger“. Seitdem reißen ihn jedes Wochenende Raser und Autoposer aus dem Schlaf. Trotz regelmäßigen Beschwerden bei der Polizei hat sich noch nichts geändert, sagt er.
Bremerhaven. Andreas Grotheer wohnt seit drei Jahren in der „Alten Bürger“. Eine wunderschöne Wohnung hat er dort von Bekannten übernommen. Den Grund, weshalb diese ausgezogen sind, hat er schnell herausgefunden. Autoposer. Jedes Wochenende ab etwa 21 Uhr, so sagt er, würden vorwiegend junge Männer mit aufgemotzten Autos und lauter Musik durch seine Straße rasen.
An Tempo 30 hält sich am Wochenende kaum jemand
Der Lärm, der dadurch entsteht, bringt ihn regelmäßig zur Weißglut. Eigentlich gilt in der „Alten Bürger“ Tempo 30. Doch gerade am Freitag- und Samstagabend wird sich kaum daran gehalten, so Grotheer. Und damit sei er nicht alleine - vielen Anwohnern würde es so gehen, wie ihm. Doch „gerade die Älteren, die sehen keinen Sinn darin, sich zu beschweren. Die lassen es über sich ergehen. Ich bin da anders. Ich muss einfach meinen Mund aufmachen. Sonst ändert sich nichts.“
Regelmäßige Beschwerden bei der Polizei
Regelmäßig beschwert er sich bei der Polizei. Doch die würden nur dann kontrollieren, wenn auch ein Anruf wegen Ruhestörung eingeht. Für groß angelegte Kontrollen fehle einfach Personal.Ein Blitzer würde sich erst ab 150 geblitzten Wagen rentieren. Beides hätte ihm ein befreundeter Polizist verraten. Und die Streifenwagen seien auch um einiges langsamer als die getunten Autos.
Katz und Maus Spiel zwischen Rasern und Polizei
Die Raser würden abwarten, bis ein Streifenwagen durchgefahren ist. „Die wissen schon, wann kontrolliert wird. Dann warten die kurz ab und kommen wieder. Das sind immer die gleichen Leute.“, so Grotheer verärgert.
Die Kennzeichen könne er aufgrund der Geschwindigkeit nicht so schnell notieren, um sie der Polizei zu melden. Teilweise seien es auch Mietwagen. „Die kriegen die einfach nicht dran“, sagt Andreas Grotheer. Ein regelrechtes Katz-und-Maus-Spiel.
Polizei hat das Problem im Blick
Und was sagt die Bremerhavener Polizei dazu? „Wir nehmen jede Beschwerde ernst und leiten diese an die zuständige Dienststelle weiter. Wir versuchen, auffällige Fahrzeuge während des Streifendienstes anzutreffen und zu kontrollieren. Wir müssen jedoch unmittelbar über den Polizeinotruf Kenntnis erhalten, um überhaupt eine Chance zu haben, Verursacher aufzufinden.“, so Polizeithauptkommissar Jens Ammermann von der Ortspolizeibehörde Bremerhaven.
Auch andere Ecken beliebt für Treffen und Autorennen
Momentan müssten sie aber neben der „Alten Bürger“ auch den Bereich rund um das Schaufenster Fischereihafen und die Havenwelten im Blick haben. Dort finden regelmäßig illegale Autorennen und Treffen von Autoposern auf größeren Parkplätzen statt. An den genannten Ecken seien momentan die Schwerpunktkontrollen angelegt. Eine Zunahme von Ordnungswidrigkeiten aus dem Bereich der Tuning- beziehungsweise Poserszene seien derzeit allerdings nicht zu verzeichnen, so Ammermann.
Autofreie Straße geplant
Es gibt bereits Pläne aus der Politik, den Abschnitt zwischen Bürgermeister-Smidt-Straße und Am Gitter langfristig für den motorisierten Verkehr zu sperren. Bei den Mitgliedern des „Verkehrslabors“ – einer Initiative aus Anwohnern und Anliegern - steht die Idee, einmal testweise eine verkehrsberuhigte Straße in der warmen Jahreszeit einzurichten, hoch im Kurs. Diese autofreie „Sommerstraße“ könnte mit Veranstaltungen, Kleinkunst, Außen-Gastronomie und vielem mehr bespielt werden. Auch Grotheer begrüßt diese Idee. Dann dürften nur noch Anlieger in die Straße einfahren. *
Er befürchtet jedoch, dass die Poser ihre Rennstrecke dann einfach in andere Straßen verlagern. Für ihn gibt es auf lange Sicht nur eine Lösung, sollte sich an der derzeitigen Situation nichts ändern: Umziehen.
*in einer früheren Version dieses Artikels stand zunächst, die Idee stamme aus der Koalition von CDU, SPD und FDP. Diese plant bisher allerdings nur, die „Alte Bürger“ langfristig für den motorisierten Verkehr zu sperren. Wofür Anwohner und Anlieger die Sperrung nutzen würden, stimmt das „Verkehrslabor“ im engen Austausch mit der Koalition ab. Wir haben diesen Abschnitt richtiggestellt und aktualisiert.

Anwohner Andreas Grotheer ist sauer. Jedes Wochenende reißen ihn Raser aus dem Schlaf. Foto: Arnd Hartmann