THier will Assel unbedingt einen Edeka - aber Edeka will vielleicht gar nicht

Ute und Heinz Kruse würden das Grundstück samt abrissreifen Scheunen gern an die Bremer Wohnungsbau verkaufen. Foto: Knappe
In Assel fehlt ein Supermarkt, das ist unstrittig. Und die Politik möchte gern einen Edeka-Markt im Dorf. Ob der kommt, ist aber völlig offen.
Drochtersen. Im Drochterser Ratssaal saßen am Montagabend etwa 15 Bürger als Zuhörer, vor allem Asseler. Sie spendeten der Politik sogar einen unerwarteten und zarten Applaus - weil die Menschen in dem Dorf Hoffnungen und Erwartungen haben.
Was war geschehen? Soeben hatte der Drochterser Ausschuss für Gemeindeentwicklung, Umwelt und Tourismus einhellig die Aufstellung eines Bebauungsplans für die „Ansiedlung eines Verbrauchermarktes in Assel“ empfohlen. Und zwar unter der Voraussetzung, „dass an dem Standort ein Edeka-Markt betrieben wird“. Der eigentliche Aufstellungsbeschluss ist Sache des Verwaltungsausschusses, er gilt als Startschuss einer Bauleitplanung.
SPD-Ratsherr wundert sich über das Vorgehen
Ratsherr Albert Boehlke (SPD) hatte sich vor der Abstimmung gewundert: Ein Bebauungsplan, in dem ein Edeka-Markt als Voraussetzung genannt werde, das komme ihm komisch vor. Bürgermeister Mike Eckhoff erwiderte, das sei der politische Wille, der Name Edeka werde nicht in einem Bebauungsplan stehen.
Im Entwurf der Projektträgerin, der Bremer Wohnungsbau, sind eine Marktgröße von rund 1500 Quadratmetern plus Stellplätze und ein Regenrückhaltebecken vorgesehen. Parkflächen sind im vorderen Bereich an der L111 und der Markt im rückwärtigen Bereich eingezeichnet. Hierbei handele es sich um einen ersten Entwurf, sagte Kai-Uwe Kiehne von der Bremer Wohnungsbau.
Assels Traum: moderner Markt statt alter Scheune
Es geht um die Fläche an der L111, der Wether Straße 128, die sich die Bremer Wohnungsbau bereits 2022 notariell vorab gesichert hat. Hier steht die alte reetgedeckte Scheune, deren Dach seit Jahren nach und nach zusammenbricht - ein Symbol für Verfall und Leerstand in den Elbstromdörfern.
Die Reet-Scheune, weitere kleinere Holzscheunen sowie ein Wohnhaus gehören Heinz Kruse aus Assel. Der Elektriker ist im Ruhestand, sein Vater hatte hier eine kleine Landwirtschaft mit etwa 20 Milchkühen und Nachzucht betrieben. Heinz Kruse und seine Ehefrau machten die Landwirtschaft nur noch im Nebenerwerb. 2005 wurden die Kühe verkauft.
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Das Grundstück an der Wether Straße 128 reicht bis zum Deich und zählt knapp 10.000 Quadratmeter, vor dem Deich gehört noch eine verpachtete Fläche mit Obstbäumen dazu. In dem alten Wohnhaus leben noch Kruses Sohn und dessen Familie.
Kruses würden verkaufen
Heinz Kruse (69) und seine Ehefrau Ute (70) würden das Grundstück gerne an die Bremer Wohnungsbau verkaufen. Umso lieber, weil die beiden selbst sich wieder einen Markt für Assel wünschen. Das ist hier ein sehnlicher Wunsch vieler, vor allem älterer Bürger.
Zum Einkaufen müssen die Asseler seit 2022 nach Drochtersen, Hammah, Bützfleth oder Stade. Im Sommer 2022 hatte ein Feuer den Kehdinger Lebensmittelmarkt von Denislav Isaev verwüstet. Nach dem Brand folgte keine Wiedereröffnung mehr.
Netto-Markt in Assel ist nun auch offiziell vom Tisch
Vor einigen Jahren gab es in Assel sogar noch Planungen für einen weiteren Supermarkt. Die Politik liebäugelte mit dem Bereich zwischen Blumenstraße und Tankstelle. Der Aufstellungsbeschluss für einen Netto-Markt von 2020 ist längst passé und wurde am Montag aufgehoben.
Seit drei Jahren hoffen die Asseler auf den Standort an der Wether Straße 128. Mitglieder des Arbeitskreises Elbstromdörfer waren im Vorfeld an Michael Tiedemann herangetreten, der in Oldendorf und Hammah die Edeka-Märkte führt. Sie erkundeten, ob er sich einen Edeka-Markt in Assel und sich als Betreiber vorstellen könnte.
Tiedemann: „Wir sagen nicht Nein und nicht Ja“
Arbeitskreissprecher und CDU-Ratsherr Bernd Mattern und Kai-Uwe Kiehne von der Bremer Wohnungsbau berichteten von positiven Signalen. „Wir sagen nicht Nein, aber auch nicht Ja“, sagte Tiedemann auf TAGEBLATT-Anfrage. Außerdem entscheide nicht er, sondern die Edeka, ob und wo ein Markt neu entstehe.
Es seien noch gar keine Zahlen und Fakten auf dem Tisch. Das Grundstück Wether Straße sei kein gutes Grundstück, Markt- und Lagerflächen bei Edeka-Märkten lägen heute eher bei 1900 Quadratmetern. Ein Markt müsse von der Straße aus zu sehen sein. „Da muss man noch gewaltig nacharbeiten.“
Die Edeka-Nord-Gruppe teilte auf Anfrage mit, dass Edeka grundsätzlich daran interessiert sei, das Nahversorgungsangebot „im Umland von Stade“ um eine attraktive Option zu erweitern. Hierzu gehöre auch die „Prüfung einer möglichen Ansiedlung am Standort Assel“.
Trotz dieser vorsichtigen Aussagen gibt sich Kai-Gunther Sünkel, geschäftsführender Gesellschafter der Bremer Wohnungsbau, optimistisch: „Wir sind erst am Anfang des Prozesses.“