THohe Auszeichnung vom Wirtschaftsminister: Das ist das Erfolgsrezept der Hatecke-Werft

Eines der neuen Polizeiboote für Schleswig-Holstein - made auf Krautsand. Foto: knappe
Die Hatecke-Werft auf Krautsand ist der weltweit führende Hersteller von Rettungsbooten. Kürzlich wurde sie mit dem Niedersächsischen Außenwirtschaftspreis ausgezeichnet. Was das Unternehmen so erfolgreich macht - und wie es sich neu ausrichtet.
Krautsand. Der Exportanteil der Hatecke-Werft liegt bei stolzen 80 Prozent - ein wichtiges Kriterium bei der Vergabe des Niedersächsischen Außenwirtschaftspreises. Doch nicht nur dieser Faktor gibt den Ausschlag, es spielen auch Kriterien wie Innovationsfähigkeit oder die Exportstrategie eine Rolle - und da hat die Insel-Werft die Nase vorn.
Das 1903 gegründete Familienunternehmen hatte sich zunächst auf Holzboote konzentriert, später auf Segelyachten. 1970 entstanden neue Produktionsanlagen für Boote aus Kunststoffen auf Krautsand, 1983 wurde hier das erste Freifall-Rettungsboot entwickelt. Inzwischen sind es neun Hallen, in denen jährlich bis zu 500 Rettungsboote gefertigt werden.

Werftchef Peter Hatecke (rechts) und Ehefrau Birgit bei der Überreichung des Niedersächsischen Außenwirtschaftspreises durch Wirtschaftsminister Olaf Lies. Foto: privat
„Mehr als zwei Drittel aller Kreuzfahrtschiff-Neubauten werden mit unseren Booten versehen“, sagt Seniorchef Peter Hatecke. 300 Menschen sind bei dem Unternehmen in Drochtersen beschäftigt. Der Werft ist es gelungen, sich als Mittelständler im Umfeld von Großwerften international zu behaupten.
Weltweites Service-Netz sichert den Erfolg
Das gelang dem Unternehmen vor allem mit dem Aufbau eines weltweiten Service-Netzes, das die vorgeschriebenen jährlichen Wartungen und Sicherheitsüberprüfungen - also den TÜV für Boote - gewährleistet.
Wirtschaft
T Warum die Hatecke-Werft jetzt Windkraftanlagen baut
„1985 bin ich erstmals in China gewesen. Man darf keine Berührungsängste vor fremden Kulturen haben“, sagt Peter Hatecke. 2006 wurde die Hatecke Service GmbH gegründet, die in den Folgejahren eigene Service-Standorte mit jeweils fünf bis zehn Mitarbeitern in Miami, Singapur, Triest, Valencia und Kuala Lumpur installierte. „Dazu kommen 60 unabhängige Partner weltweit, mit denen wir zusammenarbeiten“, erläutert Hannes Hatecke.
Alte Werft in Dornbusch ist jetzt Trainingszentrum
Diese Partner werden regelmäßig geschult, damit sie in ihren Heimatländern die fachgerechten Wartungen und Reparaturen gewährleisten können. Der alte Werftstandort in Dornbusch ist heute ein modernes internationales Trainingszentrum für solche Schulungen.
Der Seniorchef ist stolz auf den Außenwirtschaftspreis, den die Werft in der Kategorie „Kleine und mittlere Unternehmen“ erhalten hat. „Das ist für mich eine Anerkennung für mein Lebenswerk“ sagt der 65-Jährige, der weiterhin Gesellschafter ist und sich auf die Kundenbetreuung im Kreuzfahrtbereich konzentriert.
Shake-Hands mit drei Ministern
Am selben Tag, als Seniorchef Peter Hatecke und seine Ehefrau Birgit in Hannover vom Niedersächsischen Wirtschaftsminister Olaf Lies den Preis in Empfang nahmen, waren seine Söhne Hannes und Markus zu Gast in Kiel: Die Schleswig-Holsteinische Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack und Finanzministerin Monika Heinold fungierten als Taufpatinnen für zwei neue GFK-Festrumpfboote der Landes-Wasserschutzpolizei. „Sprotte“ und „Tümmler“ wurden auf Krautsand gebaut, wie bereits die „Seestern“, die Ende 2023 in Dienst gestellt worden war.

In einem Boot: Das Führungsteam der Hatecke-Werft (oben von links): Krischan Oltmann, Peter Hatecke, Markus Hatecke, (unten, von links) Hannes Hatecke und Mandus Witt. Foto: Knappe
Zwei weitere Polizeiboote soll die Hatecke-Werft noch im Laufe dieses Jahres liefern. Diese fahren 47 Knoten, also rund 87 Stundenkilometer und erfüllen laut Werft strenge Abgasnormen. „Das sind jetzt die schnellsten Polizeiboote in ganz Deutschland“, so Hannes Hatecke.
Neuer Portfolio-Mix mit Booten für Polizei und Militär
Die Taufe in Kiel symbolisiert auch eine Neuausrichtung der Krautsander Werft: „Durch Corona gab es auf dem Passagierschiffmarkt eine große Verunsicherung, Aufträge wurden geschoben“, sagt Peter Hatecke. „Da haben wir uns gefragt, ob wir uns zu abhängig gemacht haben.“
Deshalb hat die Werft, um sich breiter aufzustellen, eine andere Produktionslinie forciert: „Defense“. Das steht für Boote, die etwa für Militär, Polizei und Feuerwehr produziert werden. „Den Militärbereich hatten wir bis dahin immer nur als Nebengeschäft mitgenommen“, erläutert Hannes Hatecke. Doch in den vergangenen eineinhalb Jahren sei es gelungen, den Geschäftsanteil des Defense-Bereiches von 5 auf 15 Prozent zu steigern. „Wir beliefern jetzt auch wieder die deutsche Marine“, so Hannes Hatecke.