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THopp, hopp, hurra: Hier ist das Hasen-Paradies im Kreis Stade

Wer beim Osterspaziergang Hasen beobachten möchte, hat dazu in Nordkehdingen beste Chancen. Spaziergänger sollten auf den Wegen bleiben: Die Mümmelmänner sind scheu und sorgen sich um ihre Jungen, die sie in Bodenkuhlen (Sassen) verstecken.

Wer beim Osterspaziergang Hasen beobachten möchte, hat dazu in Nordkehdingen beste Chancen. Spaziergänger sollten auf den Wegen bleiben: Die Mümmelmänner sind scheu und sorgen sich um ihre Jungen, die sie in Bodenkuhlen (Sassen) verstecken. Foto: Willi Rolfes

Spaziergänger, die den (Oster-)Hasen und seinen Nachwuchs beobachten wollen, haben dazu in Nordkehdingen die besten Chancen: Hier ist die Hasenhochburg im Landkreis Stade.

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Von Katja Knappe
Sonntag, 20.04.2025, 13:50 Uhr

Landkreis. Bundes- und europaweit gab es jahrzehntelang seit den 60er Jahren sinkende Hasenbestände, der Feldhase landete sogar auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft und Siedlungsentwicklungen verlor der Hase seine Lebensräume. Beutegreifer, Unfalltod, Bejagung und Krankheiten machen ihm zusätzlich zu schaffen.

Feldhasen-Bestände entwickeln sich positiv

Auf den Feldern und Wiesen in Niedersachsen leben nach Zählungen der Jägerschaft von 2024 durchschnittlich wieder 14 Feldhasen pro Quadratkilometer. Seit 2017 entwickelt sich die Feldhasen-Population positiv, im Landesdurchschnitt stiegen die Hasenbesätze seither um knapp 23 Prozent. Im Winter 2023/2024 sorgte vermutlich das Hochwasser für einen leichten Rückgang.

Im Landkreis Stade tummeln sich rechnerisch knapp 16 Hasen pro Quadratkilometer: 15 in Fredenbeck, 13 in Stade und Harsefeld, 12 in Apensen und 11 in Oldendorf-Himmelpforten. Die größten Zuwächse gab es seit 2014 in Fredenbeck und Nordkehdingen. Gezählt werden die Tiere per Scheinwerfer-Sichtung: Bereits seit 1991 wirken die Jäger mit beim Monitoring für die Wildtiererfassung Niedersachsen.

Doppelt so viele Hasen in Nordkehdingen

In Nordkehdingen hoppeln etwa doppelt so viele Hasen im Kreis- und im Landesdurchschnitt: 31 Mümmelmänner wurden bei der 2024er-Zählung pro Quadratkilometer gesichtet, sechs mehr als noch vor zehn Jahren - damit ist und bleibt Nordkehdingen im Kreis absolute Hasen-Spitze. Der Hase wird auch wieder bejagt. In Nord- und Südkehdingen wurden in der jüngsten Hasen-Jagdsaison (1. Oktober bis zum 31. Dezember) knapp 1380 Hasen erlegt.

Hasen benötigen strukturreiches Offenland, das sie vielerorts verloren haben: Hecken und Saumstrukturen mit Wildkräutern und Gräsern, außerdem Brachflächen und Blühstreifen mit Rückzugsmöglichkeiten.

Hasen profitieren vom Wiesenvogelschutz

Das sind Flächen, die auch von anderen Wildtieren, wie etwa den Wiesenvögeln, gebraucht werden. Die Hasen haben deshalb enorm von den Vogelschutzprogrammen profitiert, die das Naturschutzamt hier in Kooperation mit Jägern und Landwirten umsetzt.

Bereits seit mehr als zehn Jahren läuft das Wiesenvogelschutzprojekt in Nordkehdingen, später folgten das Rebhuhnschutzprojekt in der Stader Geest, das vor drei Jahren noch um mehrere Ortschaften erweitert wurde, das Wiesenvogel-Schutzprojekt im Schwingetal im Geestbereich und das Schutzprojekt Feerner Moor.

„Ganz am Anfang hat man Flächen gekauft und gemeint, den Wiesenvögeln damit etwas Gutes zu tun. Die Wiesenvögel kamen auch, vermehrten sich - und dann kamen die Prädatoren“, erzählt Dr. Uwe Andreas, Leiter des Naturschutzamtes. Prädatoren sind kleine Raubtiere wie Fuchs, Marder und insbesondere die eingewanderten Arten Waschbär und Marderhund.

Gezielte Jagd auf Fuchs und Waschbär

Sie alle fressen gerne Wiesenvögel und eben auch Junghasen, einige lassen sich auch erwachsene Mümmelmänner schmecken. Zu viele Negativ-Faktoren verkraften Hasen-Populationen aber nicht gut.

Die Beutegreifer rückten erst verspätet ins Blickfeld des Natur- und Artenschutzes. „Wir haben Millionen für Flächen-Herrichtungen ausgegeben. Dabei ist das Prädatoren-Mangement eine wichtige Stellschraube. Diese Erkenntnis kam etwa 2013“, sagt Uwe Andreas.

Bündnis zwischen Naturschutz und Jägerschaft

Die Jäger wurden ins Boot geholt: Sie bejagen in den Projektgebieten verstärkt die Beutegreifer Fuchs, Waschbär und Marderhund. Die Landwirte sollen für die passende Mahd auf den Wiesen sorgen. Einfach das Gras wachsen lassen, funktioniert nicht: „Wiesenvögel brauchen schon eine Mahd“, betont Kreisjägermeister Axel Schuldt.

Echtes Powerfood aus der Hasen-Apotheke

Ein Feldhase „braucht unwahrscheinlich viele Kräuter. Er sammelt sich morgens seine Apotheke zusammen“, weiß Uwe Andreas. Kamille, Schafgarbe, Dill, Klee und Fenchel gehören zur Hasen-Apotheke. So stärken Hasen ihre Widerstandskräfte gegen Parasiten und Krankheiten.

Die Jäger haben inzwischen das Blühstreifenprogramm des Landkreises in die eigene Hand genommen und sprechen Landwirte gezielt an. Die Kreis-Einnahmen aus der Jagdsteuer - fast 35.000 Euro jährlich - flößen zu 100 Prozent in den Naturschutz, sagt Jens Hariefeld, Vorsitzender der Kreisjägerschaft. Für das Geld werden vor allem geeignete mehrjährige Saaten für Blühstreifen gekauft.

Meister Lampe vom Seuchentod bedroht

Jens Hariefeld und Kreisjäger Axel Schuldt sind optimistisch, dass 2025 ein gutes Hasen-Jahr wird. Das bislang eher trockene Wetter dürfte der Bestandsentwicklung zugute kommen. Das wäre gut: Denn aktuell bedrohen zwei Seuchen den Hasen.

In Norddeutschland breitet sich die Myxomatose aus. Das Virus der einstigen Kaninchenpest ist mutiert und bedroht nun die Feldhasen. Er hat sich bereits von Holland aus nach Niedersachsen ausgebreitet. Außerdem wurde in Niedersachsen und Hessen vereinzelt bei toten Hasen die ansteckende bakterielle Krankheit Tularämie diagnostiziert. Sie kann auch auf andere Säugetiere und den Menschen übertragen werden.

Hier duckt sich ein Feldhase in einer Bodenkuhle (Sasse).

Hier duckt sich ein Feldhase in einer Bodenkuhle (Sasse). Foto: Pixabay

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