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Tierwohl

THühner-Qualzucht-Vorwürfe gegen Edeka - Supermarkt äußert sich

Nahezu 95 Prozent der Edeka-Hühnerproben sind von White Striping betroffen.

Nahezu 95 Prozent der Edeka-Hühnerproben sind von White Striping betroffen. Foto: Animal Welfare Observatory

Eine Untersuchung der Albert-Schweitzer-Stiftung zeigt, dass bei fast 95 Prozent der Proben aus Edeka-Filialen Anzeichen von Muskelverfettung festgestellt wurden. Der Konzern bestreitet die Vorwürfe.

Von Moritz Camin Donnerstag, 24.07.2025, 07:50 Uhr

Bremerhaven. Edeka wird Qualzucht von Hühnern vorgeworfen - der Konzern widerspricht. Eine Untersuchung der Albert-Schweitzer-Stiftung (ABS) hat ergeben, fast 95 Prozent der Proben aus 67 Edeka-Filialen in 23 Städten deutschlandweit weisen Spuren von Muskelverfettung (White Striping) auf.

Anzeichen für Qualzucht verhärten sich

Für den Kunden ist die Muskelverfettung leicht zu erkennen. Weiße Fettstreifen verlaufen parallel zu den Muskelfasern des Brustfilets. Anzeichen der Krankheit wurden bei fast allen der insgesamt 548 Proben der Hühnerbrustfilets der Edeka-Eigenmarke „Gut und Günstig“ gefunden. Wie die Albert-Schweitzer-Stiftung in ihrem Report mitteilt, seien die Ergebnisse alarmierend.

Edeka gelte bei Verbrauchern als vertrauenswürdige Marke - so Catharina Rubel, Kampagnenleiterin bei der Albert-Schweitzer-Stiftung: „Die Verbraucher gehen davon aus, dass sie bei Edeka gute Qualität finden.“ Die Tatsache ist: Die Fleischqualität ist durch White Striping beeinträchtigt - bis zu 224 Prozent mehr Fett und 9 Prozent weniger Proteine sind enthalten.

Kein klares Bekenntnis zur Masthuhn-Initiative

Die Masthuhn-Initiative der Stiftung will Tierschutzprobleme verringern und dabei sicherstellen, dass mögliche Preissteigerungen für Unternehmen wirtschaftlich profitabel bleiben. Nahezu alle großen Supermarktketten wie Rewe, Aldi oder Tegut haben sich dieser Initiative angeschlossen - Edeka nicht. Der Konzern behauptet, dass Ihre Tierschutzstandards höher seien als die der Aktion.

Ziel der Initiative ist es, bis 2030 keine Produkte unterhalb der Haltungsstufe drei zu verkaufen - diese ist noch tierfreundlicher. Edeka sagt in einer Stellungnahme: „Genau wie einige Wettbewerber streben auch wir an, ab dem Jahr 2030 nur noch Fleisch der höheren Haltungsformen drei, vier und fünf (Bio) anzubieten.“ Diese Aussage erklärt die ABS auf Ihrer Website als irreführend: „Während die anderen Unternehmen Ausstiegspläne aus den Haltungsformen eins und zwei erarbeiten, beschränkt sich Edeka unverbindlich auf das Anstreben und setzt sich keine konkreten Ziele.“

Edeka rechtfertigt sein Vorgehen folgendermaßen: „Denn es sind nicht wir Händler, die die Tiere halten, sondern tausende landwirtschaftliche Betriebe mit ihren Ställen überall in Deutschland. Diese alle mitzunehmen, ist ein längerer Prozess.“ Als Supermarkt mit dem größten Marktanteil in Deutschland - rund 25 Prozent - und 15 eigenen Fleischwerken, wälze der Konzern die Verantwortung auf Politik und Lieferanten ab, schreibt die Albert-Schweizer-Stiftung auf Ihrer Website.

In einer Stellungnahme gegenüber der NORDSEE-ZEITUNG weist der Konzern die Vorwürfe, Fleisch aus tierschutzrechtlich kritikwürdiger Haltung zu verkaufen, zurück: „Es ist richtig, dass die Haltungsform zwei bei uns – wie auch bei unseren Wettbewerbern – aktuell den größten Anteil am Frischfleisch-Angebot ausmacht. Bereits die Kriterien der Haltungsform zwei, die in den letzten zehn Jahren auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse immer weiterentwickelt wurden, liegen oberhalb der gesetzlichen Vorgaben an die Tierhaltung.“

Bremerhavener Filialen könnten als Vorreiter dienen

Edeka ist eine Genossenschaft. Das heißt, selbstständige Einzelhändler - auch in Bremerhaven - könnten beschließen, „Gut und Günstig“-Fleischprodukte der Haltungsform zwei nicht mehr zu verkaufen.

Welche Edeka-Filialen bereits keine Fleischprodukte der Haltungsstufe zwei mehr verkaufen, beantwortet der Konzern in der Stellungnahme nicht.

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