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Tierquälerei

THund fast zu Tode gequält – Warum es jetzt ein Happy End für Egon gibt

Er muss noch ein Mäntelchen zum Schutz tragen, aber „Egon“ erholt sich prächtig - und wühlt schon in Mäuselöchern.

Er muss noch ein Mäntelchen zum Schutz tragen, aber „Egon“ erholt sich prächtig - und wühlt schon in Mäuselöchern. Foto: privat

Happy End für „Egon“: der misshandelte und halbtot in Bremerhaven ausgesetzte Yorkshireterrier-Mischling wird gerettet, es geht ihm besser und er hat nun auch ein neues Zuhause gefunden - mit einem Dackel als Kumpel.

Von Thorsten Brockmann Sonntag, 17.03.2024, 22:43 Uhr

Bremerhaven. Das Schicksal des kleinen Yorkshire-Terrier-Mischlings bewegt: Ausgetrocknet, fast verhungert und auf grausame Weise gequält wurde er Ende Februar auf einem Spielplatz mitten in Lehe gefunden. Der Hund war in einem derart entsetzlichen Zustand, dass selbst die Tierärzte in einer niedersächsischen Tierklinik nicht daran glaubten, dass er durchkommt.

Die Ärztin päppelt „Egon“ zuhause wieder auf

„Er kam bewusstlos zu uns, war unterkühlt, stark unterernährt, unterzuckert, der Stoffwechsel gestört“, das geschehe, wenn Hunde lange hungerten und dann plötzlich ganz viel fressen, erzählt die Oberärztin der Klinik. Der Mischling hatte starke Kreislaufprobleme, musste auf der intensivmedizinischen Station betreut werden, hing tagelang am Tropf. Als dann die kritische Phase überstanden war, sei immer noch intensive Fürsorge nötig gewesen, sagt die Ärztin - und weil sich niemand fand, nahm seine Retterin ihn selbst mit nach Hause, um „Egon“, wie er inzwischen genannt wurde, aufzupäppeln. „Die ersten Tage konnte er kaum gehen, so schwach war er“, sagt sie. Die Muskulatur sei unterentwickelt. Die Ärztin fuhr den Hund in einem Fahrrad-Anhänger spazieren und setzte „Egon“ ihren Dackel an die Seite.

Ein richtiger „Kuschelhund“ sei der kleine Mischling, sagt seine Retterin.

Ein richtiger „Kuschelhund“ sei der kleine Mischling, sagt seine Retterin. Foto: privat

So kam es, wie es kommen musste: Der gequälte Mischling blühte förmlich auf und grub sich mit seinem aufgeschlossenen Wesen in die Herzen der ganzen Familie: „Er soll bei uns bleiben“, sagt die Ärztin.

Ein Dackel als Kumpel

„Egon“ und sein neuer Hunde-Kumpel buddeln inzwischen gern in Mauselöchern und tollen durchs Haus. „Er lernt gerade, dass man nicht auf einen Tisch springt, keine Tulpen frisst“, sagt die Tiermedizinerin. Auch stubenrein ist „Egon“ mit seinen geschätzten acht Monaten noch nicht. „Aber es geht ihm richtig gut“, das Fell des kleinen Mischlings wächst wieder, er geht gern spazieren, hat bereits 600 Gramm zugenommen und - fährt liebend gern im Auto mit. „Egon ist ein richtiger Menschenfreund“, sagt die Ärztin. Sie wertet das als Zeichen, dass der Hund nicht misshandelt worden sei. Aber als Folge des wochenlangen Hungers, den der Hund gelitten haben muss, sei er nun ständig auf der Suche nach Futter.

Hund „Egon“ fährt gerne im Auto mit.

Hund „Egon“ fährt gerne im Auto mit. Foto: privat

Der Hund müsse über Wochen vernachlässigt worden sein. „Wie kommt es, dass das niemandem auffällt?“, fragt die Frau sich. Der Fall des kleinen „Egon“ „bleibt einem im Kopf“, sagt die Ärztin. Nach 15 Berufsjahren erlebten sie und ihre Kollegen derzeit eine „massive Häufung“ von schwer vernachlässigten Tieren.

Verein richtet Petition an die Landesregierung

Der Tierschutzverein in Bremerhaven hört die Nachrichten natürlich gern, dass „Egon“ wieder fit ist und er gerettet werden konnte. Es seien viele Adoptionsanfragen im Tierheim eingegangen, „er hätte kein tolleres zuhause finden können“, sagt dessen Leiterin Amelie Bensch. Aber der Fall ist für den Verein Anlass, an den Bremer Senat eine Petition zu richten, mehr für den Tierschutz im Land Bremen zu tun. „Wir sind zutiefst schockiert über diesen jüngsten Fall von Tierquälerei und Vernachlässigung“, sagt Stefanie Rogall, die Vorsitzende des Vereins. In den ersten Stunden, die die Petition online steht, wird sie bereits 117 Menschen unterstützt (https://petition.bremische-buergerschaft.de/). Zu den Forderungen gehört unter anderem, die Tierschutzbehörden zu stärken und ein Notdienst für effektive Kontrollen, die Bekämpfung illegalen Tierhandels sowie die Registrierung und Kennzeichnung aller Katzen und Hunde. Hundehalter müssten außerdem in die Pflicht genommen werden, auch nachzuweisen, dass sie mit ihrem Tier umgehen können.

Die Polizei ermittele gegen den Tierquäler, sagt Bensch. Der dramatische Fall des kleinen „Egon“ hat den Tierschützern zudem zahlreiche Spenden beschert, um die Behandlungskosten zahlen zu können. „1700 Euro wurden dafür gespendet“, berichtet Bensch. Es hat gereicht, um „Egons“ Leben zu retten.

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