Zähl Pixel
24-Stunden-Schwimmen

THunderte Drochterser schwimmen gegen Schließung des Hallenbades

Großartiger Einsatz: Thies-Luca Potthoff (links) und Florian Meyer schwammen zusammen neunhundert Bahnen.

Großartiger Einsatz: Thies-Luca Potthoff (links) und Florian Meyer schwammen zusammen neunhundert Bahnen. Foto: Alexandra Bisping

Das 24-Stunden-Schwimmen in Drochtersen war ein riesiger Erfolg. Mehr als 500 Kinder und Erwachsene schwammen im Hallenbad gegen dessen Schließung. Warum es die Aktion gab und wie lang und weit die Besten ihre Bahnen zogen.

author
Von Alexandra Bisping
Samstag, 18.11.2023, 18:01 Uhr

Drochtersen. Mit diesem Zulauf hatte niemand gerechnet. „Ich glaube, wir können stolz sein“, sagte Dirk Ludewig am Sonnabendmorgen um kurz nach 8 Uhr zu Mike Eckhoff. Der Drochterser Bürgermeister verließ gerade als Letzter das Schwimmbecken. Und Ludewig war zu dem Zeitpunkt schon mehr als 24 Stunden lang wach. Das Fördervereinsmitglied gehört zu den Initiatoren der Aktion „24-Stunden-Schwimmen - Länge um Länge für den guten Zweck“. Aufgerufen hatte dazu der Förderverein Hallenbad.

Bei freiem Eintritt konnten die Teilnehmer von 8 Uhr am Freitagmorgen bis 8 Uhr am Sonnabendmorgen ihre Bahnen ziehen. Gespendet wurde nach Belieben. Mehr als 500 Menschen machten mit, darunter Grundschulklassen, Vereinsmitglieder und Ratsherren. Zwei junge Schwimmer legten die Latte besonders hoch.

Die Besten schwammen vier Stunden lang

War auch im Einsatz: Bürgermeister und Fördervereinsmitglied Mike Eckhoff.

War auch im Einsatz: Bürgermeister und Fördervereinsmitglied Mike Eckhoff. Foto: Alexandra Bisping

Thies-Luca Potthoff übertraf alle Erwartungen. Der 15-jährige Drochterser schwamm mit Unterbrechungen insgesamt vier Stunden. Dabei kam er in dem 25 Meter langen Becken auf 500 Bahnen und satte 12,5 Kilometer. Er sei auch mit einer Auszeit von drei Stunden die ganze Zeit im Hallenbad gewesen, sagte Potthoff. Der Leistungsschwimmer trainiert beim TVG und bei der DLRG. „Wenn ich gerade nicht im Wasser war, wollte ich auch für Sicherheit sorgen.“ Was ihn motiviert hatte, mitzumachen? „Ich wollte zehn Kilometer schaffen. Damit war ich ziemlich schnell fertig und dachte, da kann ich ja noch was dranhängen.“

Ronny Reimann schwamm auch mehr als 100 Bahnen.

Ronny Reimann schwamm auch mehr als 100 Bahnen. Foto: Alexandra Bisping

Auch Florian Meyer aus Assel legte eine großartige Strecke zurück. Genauso wie sein Vereinskollege schwamm der 26-Jährige vier Stunden lang und zählte dabei 400 Bahnen. „100 pro Stunde“, resümierte er grinsend. Und somit zehn Kilometer. Für Meyer war die treibende Kraft die „Herausforderung, zu sehen, wie viel man schafft“ und der soziale Gedanke. „Es ist essentiell, dass das Bad erhalten bleibt“, sagte er. „Und zwar nicht nur für die Vereine, sondern auch für die Kinder, die hier schwimmen lernen.“ Für beide Schwimmer war es eine Art Heimspiel - sie trainieren mehrmals pro Woche in dem Becken.

Gegen 5 Uhr stieg am Sonnabendmorgen Regina Viemann ins Wasser. Die Drochterserin geht regelmäßig schwimmen. Kein Wunder also, dass die 65-Jährige auf beachtliche 110 Bahnen und 2,75 Kilometer kam. Sie möchte das Schwimmbecken unbedingt erhalten. „Es geht mir gut“, sagte sie lächelnd. Die Dauerkartenbesitzerin hatte sich vor Schwimmantritt mit einem Frühstück zu Hause gestärkt. Regina Viemann kennt das Hallenbad gut. Zweimal pro Woche ist sie da, mittwochs beim Frühschwimmen. „Darum war das für meine Familie keine Überraschung, dass ich mitmachen wollte.“
Großen Respekt verdient auch Regina Viemann: Die 65-Jährige kam auf 110 Bahnen.

Großen Respekt verdient auch Regina Viemann: Die 65-Jährige kam auf 110 Bahnen. Foto: Alexandra Bisping

Mit Aktionen auf das Bad aufmerksam machen

Die mehr als 500 Mitwirkenden, davon 250 Kinder aus den Grundschulen Assel und Drochtersen und der Elbmarschenschule, kamen auf insgesamt 11.500 Bahnen. Macht knapp 290 Kilometer. „Eine Strecke von hier bis fast nach Göttingen“, sagte Dirk Ludewig erfreut. Der Förderverein Hallenbad Drochtersen hatte sich am 5. Oktober im vergangenen Jahr gegründet. Das 1974 erbaute Bad ist in die Jahre gekommen. „Die Technik ist veraltet, auch die Wärmedämmung“, so Ludewig. Eine Sanierung würde 11,2 Millionen kosten. Im Rat hätten alle für die Sanierung gestimmt. Alle - bis auf eine Person, sagt Jens Schütt, ebenfalls Mitglied im Förderverein.

Drei engagierte Ratsherren: Fördervereinsmitglied Dirk Ludewig (von links), Bernd Mattern und Fördervereinsmitglied Jens Schütt.

Drei engagierte Ratsherren: Fördervereinsmitglied Dirk Ludewig (von links), Bernd Mattern und Fördervereinsmitglied Jens Schütt. Foto: Alexandra Bisping

„Mit der Aktion wollen wir signalisieren, dass ganz viele Menschen hinter dem Bad stehen“, sagte er. „Wir wollen das Bad in den Fokus rücken. Außerdem wollen wir Baumaßnahmen, die irgendwann anstehen, realisieren.“ Dirk Ludewig ergänzte: „Und versuchen, mit spektakulären Aktionen auf das Bad aufmerksam zu machen.“ Zweimal schon hatten sie Anträge auf Fördertöpfe gestellt. Zweimal sind sie rausgeflogen, sagt Ludewig.

Neuer Name für das Hallenbad

Zum 24-Stunden-Schwimmen kamen Teilnehmer aus Hechthausen und Hemmoor, aus Stade „und dem Landkreis“, sagte Dirk Ludewig. Schwimmmeister Tim Konarske hatte währenddessen ein wachsames Auge auf die Badegäste. Er war von 21 Uhr bis 8 Uhr im Einsatz. Auch Konarske ist im Vorstand des Fördervereins. „Für den Dienst habe ich mich gleich gemeldet“, sagte er.

Schwimmeister und Fördervereinsmitglied Tim Konarske war von abends bis morgens im Dienst.

Schwimmeister und Fördervereinsmitglied Tim Konarske war von abends bis morgens im Dienst. Foto: Alexandra Bisping

Dirk Ludewig dankt allen Beteiligten und hofft, dass sich im kommenden Jahr das Blatt zugunsten des Bades wendet. Dass es aus dem nächsten Fördertopf nicht wieder rausfliegt. Wie viele Spenden generiert wurden, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Die Fördervereinsmitglieder machen aber weiter auf das Bad aufmerksam. Der Name wurde jetzt in „Kehdinger Welle“ geändert. Und die nächste Aktion ist geplant: Im Frühjahr soll es eine Hallenbad-Disco geben. Ein großer Zulauf dürfte dem Verein gewiss sein.

Weitere Artikel