THurricane: Wie der Veranstalter Anwohner besänftigen will

Ab 19. Juni ist wieder Ausnahmezustand in und um Westervesede, wenn Hurricane-Besucher den Eichenring entern. Viele reisen schon Donnerstag zur Warm-up-Party an. Foto: Heyne
Gesperrte Straßen, Menschenmassen, Lärm, Tempolimit: Für die Anwohner ist das Hurricane-Festival mit Unannehmlichkeiten verbunden. Der Veranstalter reagiert.
Scheeßel. Was macht man, wenn man eine große Party feiern möchte und keinen Ärger mit den Nachbarn haben will? Man lädt sie zur Party ein. Dieses Prinzip der Konfliktvermeidung hat Hurricane-Veranstalter FKP Scorpio offenbar verstanden. In diesem Jahr ist er noch generöser als im vorigen, was die Verteilung von Gratis-Tickets an die Westerveseder betrifft.
Das war nicht immer so und wurde auch entsprechend kritisiert. So erhielten vor zwei Jahren noch Anlieger am Mitteldorf einen Preisnachlass für Tagestickets von 20 Euro, was sie als schlechten Witz quittierten.
Denn immerhin wälzt sich jeweils ab Donnerstag vor Festivalbeginn bis in den Freitag hinein eine schier endlose motorisierte Blechlawine vom Ortseingang Westervesede in Richtung Eichenring. Nicht zu vergessen der Rückreiseverkehr Sonntagnacht bis in den Montag hinein wie auch die Sperrung der Zufahrtsstraßen nach Scheeßel schon ab Mitte der Festivalwoche.
Was für die meisten Anwohner auch bedeutet: Der Lebensmittel-Großeinkauf, um über die fünf Tage zu kommen, ohne zwischenzeitlich große Umwege fahren zu müssen, sollte möglichst am Dienstag erledigt werden.
Freikarten für einzelne Tage oder das gesamte Festival
Im vergangenen Jahr gab es eine Steigerung in Form eines freien Tagespasses. In diesem Jahr nun eine bessere Nachricht: Um den Nachbarn die Möglichkeit zu geben, am Geschehen auch im positiven Sinne teilzuhaben, hat FKP Scorpio das spezielle Ticket-Paket für Anwohner weniger geizig geschnürt.
Für Bewohner mehrerer Straßen gibt es den Festivalpass, der ihnen den Zugang an allen Festivaltagen ermöglicht. Nicht unerheblichen Anteil daran hat der Ortsrat unter Federführung von Ortsbürgermeister Ralf Jürges, der nach eigenem Bekunden recht froh darüber ist, dass FKP Scorpio solch freiwilliges Entgegenkommen zeige.
Bürgermeister: Schwer, es allen recht zu machen
Für die Anwohner anderer Straßen im Umfeld des Festivals gibt es hingegen einen Tagespass, der den Zutritt an einem beliebigen Tag der Wahl erlaubt. Wenn schon ein Ticket gekauft wurde, sei ein Upgrade möglich.
Eine Frage stellt sich allerdings: Was machen all jene, die das Festival nicht besuchen können oder wollen – sei es aus Alters- oder Krankheitsgründen oder aus purem Desinteresse? Einige Westerveseder etwa flüchten sich während der Tage zu auswärtigen Verwandten.
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Die gehen hinsichtlich eines Ausgleichs für ihre Unannehmlichkeiten im Prinzip leer aus. Ortsbürgermeister Jürges ist das bewusst, nur wisse er auch nicht, wie hier für mehr Gerechtigkeit zum Beispiel für Senioren gesorgt werden könne. „Wir müssen das ja schon seit über 20 Jahren aushalten“, konstatiert er.
Eine Physiotherapiepraxis an der Scheeßeler Straße etwa macht drei Tage komplett dicht, heißt, in dieser Zeit können keine Patienten behandelt werden. Die Diakoniestation Scheeßel/Fintel wiederum beklagt, dass sie während der Festivaltage sehr schlecht respektive mit viel Zeitaufwand entweder durch lange Umwege - auch schon während der Aufbauphase wegen des Tempos 30 oder 50 - zu ihren Patienten in Westervesede komme.
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Pflegedienste stünden ja quasi immer unter Zeitdruck, erklärt eine Mitarbeiterin der Diakoniestation. „In der Vergangenheit wurde unser ambulanter Dienst öfter durch Streckenposten aufgehalten, obwohl die Autos ja entsprechend mit Durchfahrtspässen gekennzeichnet sind.“ Auch das sei verlorene Arbeitszeit sowie Wartezeit für die Patienten.
Veranstalter verweist auch auf gesetzliche Vorgaben
Jonas Rohde, Pressesprecher FKP Scorpio, antwortet auf Nachfrage: „Das Thema ist uns selbstverständlich bekannt, und wir sind bereits seit Jahren in gutem und engem Kontakt mit den diversen Anliegern.
Für eine problemlose Durchfahrt stellen wir unter anderem auch der Diakoniestation Durchfahrtscheine aus.“ Eine wirkliche Beeinträchtigung könne er nur für die intensivste Phase des Anreiseverkehrs am Donnerstag bestätigen, die aber nur wenige Stunden in Anspruch nehme.
Weitere mögliche Maßnahmen wie Umfahrungen oder temporäre Geschwindigkeitsdrosselungen seien das Ergebnis gesetzlicher Vorgaben, die von der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr angeordnet und „von der Straßenmeisterei unter Berücksichtigung aller Interessen umgesetzt werden“, erklärt Rohde.
„Es ist uns wichtig, zu betonen, dass wir uns stets an rechtlich und behördlich vorgeschriebene Maßnahmen halten und in vielerlei Hinsicht noch darüber hinausgehen – darunter fallen auch Einladungen zum Festival für eine kleine Gruppe Anwohnender, die wir aus Kulanz aussprechen.“ Für ansässige Unternehmen sei es ratsam, sich per E-Mail zu wenden.