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TIllegale Ferienwohnungen: Warum Butjadingen und Sylt das gleiche Problem haben

Ob es in Butjadingen auch nach der Initiative der Gemeindeverwaltung noch immer illegal betriebene Ferienwohnungen gibt, ist unklar.

Ob es in Butjadingen auch nach der Initiative der Gemeindeverwaltung noch immer illegal betriebene Ferienwohnungen gibt, ist unklar. Foto: Stefan Sauer

Die Gemeinde Butjadingen hatte im vergangenen Frühjahr 700 Vermieter angeschrieben, um gegen illegale Ferienwohnungen vorzugehen. Was ist ein Jahr später aus der Sache geworden? Sind weitere Vorstöße geplant? Und was hat all das mit Sylt zu tun?

Von Detlef Glückselig Freitag, 05.04.2024, 00:05 Uhr

Sylt/Butjadingen. Gibt es in der Gemeinde Butjadingen noch immer illegale Ferienwohnungen? Auf diese Frage kann Bürgermeister Axel Linneweber auch nach der Initiative der Gemeindeverwaltung, die im Jahr 2023 für reichlich Rumoren gesorgt hatte, keine abschließende Antwort geben. Immerhin: „Wir sind der Wahrheit ein Stück näher gekommen“, sagt er. Nach dieser Wahrheit suchen auch andere. Aktuell ist der Landkreis Nordfriesland dabei, illegalen Ferienwohnungen ein P vorzusetzen - unter anderem auf der Insel Sylt.

Butjadingen und Sylt haben das gleiche Problem: Hier wie dort ist der Wohnraum knapp. Das liegt nicht zuletzt daran, dass in der Vergangenheit immer mehr Dauerwohnungen in Ferienwohnungen umgewandelt wurden - zu einem mutmaßlich nicht unerheblichen Teil ohne die dafür notwendige Genehmigung.

Quote liegt in allgemeinen Wohngebieten bei 30 Prozent

In Butjadingen gilt, dass in allgemeinen Wohngebieten die Quote an Ferienwohnungen maximal 30 Prozent betragen darf. Die Gemeindeverwaltung hatte eine Ahnung davon, dass dieser Prozentsatz in etlichen Straßenzügen deutlich überschritten wird. Genaue Erkenntnisse über die tatsächlichen Verhältnisse hatte sie aber nicht - weil es nie überprüft wurde.

Vor diesem Hintergrund hatte die Verwaltung mit dem Segen des Gemeinderats beschlossen, sanften Druck auszuüben. Sie schrieb im Frühjahr 2023 rund 700 Vermieter an und machte sie darauf aufmerksam, dass eine Ferienwohnung einer Genehmigung bedürfe. Liegt die nicht vor, sei der Betrieb illegal.

Butjadingen setzt auf sanften Druck statt auf Verbotskeule

Sanft war der Druck deshalb, weil die Gemeinde nicht etwa die große Verbotskeule schwang, sondern den Vermietern die Möglichkeit einräumte, beim zuständigen Landkreis Wesermarsch nachträglich eine Genehmigung einzuholen. Bei der dortigen Bauaufsichtsbehörde stapelten sich schon bald die Akten.

Dezernatsleiter und Erster Kreisrat Matthias Wenholt sprach damals von „großer Unruhe und Verunsicherung“, die nach dem Vorstoß der Gemeinde unter Vermietern von Ferienwohnungen in Butjadingen herrsche. Unruhe gab es tatsächlich reichlich. Auf der einen Seite zürnten Vermieter der Verwaltung und warfen ihr vor, ihnen das Geschäft mit den Urlaubern vermiesen zu wollen. Auf der anderen Seite waren Butjadinger, die sich über die vielen Ferienwohnungen in ihrer Straße schon lange geärgert hatten, der Meinung, dass die Verwaltung viel rigoroser vorgehen müsste.

175 Bauanträge sind beim Landkreis eingegangen

175 Bauanträge gingen nach Auskunft von Axel Linneweber letztlich beim Landkreis ein. In „weniger als einer Handvoll“ Fälle habe das Bauaufsichtsamt die Genehmigung verweigert, weil die Quote in dem betreffenden Bereich ausgeschöpft war.

Bedeutet das, dass die 525 der insgesamt 700 Anbieter von Ferienwohnungen, die die Gemeinde angeschrieben hatte, die sich aber nicht um eine nachträgliche Genehmigung bemüht haben, allesamt legal vermieten? Axel Linneweber weiß es nicht. „Der Prozentsatz derer, die immer noch ohne Genehmigung vermieten, lässt sich nicht beziffern“, sagt er.

Auch wenn es weiterhin eine Dunkelziffer geben könnte, habe die Gemeinde jetzt dennoch mehr Klarheit als vor der Initiative. Damit könne man leben, meint Axel Linneweber. Weitere Vorstöße, um gegen illegale Vermieter vorzugehen, seien aktuell nicht geplant, sagt der Bürgermeister und betont: „Jetzt kann zumindest niemand mehr sagen, er habe von nichts gewusst.“

Eben das war vorher offenbar der Fall: Vielen Vermieter war nicht bewusst, dass für den Betrieb einer FeWo eine Genehmigung notwendig ist. Das hat sich durch die Schreiben der Gemeinde geändert. Wer weiterhin illegal vermietet, tue das auf eigenes Risiko - mit inzwischen nur noch geringen Chance, eine nachträgliche Genehmigung zu erhalten, sagt Axel Linneweber.

Auf Sylt vermutlich 1000 FeWo ohne Genehmigung

Derweil ist die Lage auf Sylt offenbar noch deutlich dramatischer als in Butjadingen. Laut einem Fernsehbeitrag des NDR vom 26. März sollen auf der Nordseeinsel 1000 Ferienunterkünfte nie als solche genehmigt worden sein. 50 davon habe der Kreis Nordfriesland bereits stillgelegt, viele weitere könnten folgen, heißt es in dem Bericht.

Der NDR lässt in dem Beitrag einen Experten zu Wort kommen, der davon ausgeht, dass für 80 Prozent aller in Deutschland betriebenen Ferienwohnungen keine Genehmigung vorliegt. Sollte es auch in Butjadingen noch immer schwarze Schafe geben, die illegal vermieten, könnte sich die Gemeinde immerhin damit trösten, dass sie sich in guter Gesellschaft befindet.

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