TIllegales Glücksspiel: Stader sollen 600.000 Euro eingenommen haben

Vor dem Landgericht in Stade ist ein Paar wegen gemeinschaftlicher Geldwäsche angeklagt. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Der Geldwäscheprozess gegen einen 34-jährigen Mann und dessen 32-jährige Partnerin wurde fortgesetzt. Geladen waren neun Zeugen, die Licht in den Fall bringen sollten. Die meisten verweigerten die Aussage, um sich nicht zu belasten.
Stade. Der Hauptangeklagte soll gegen Bezahlung illegale Pokerrunden veranstaltet und dadurch Einnahmen von über 600.000 Euro erzielt haben. Außerdem soll er nicht zugelassene Glücksspielautomaten aufgestellt haben.
Im Raum steht die Vermutung, dass die illegalen Einnahmen über den Kauf einer Immobilie in Stade „gewaschen“ werden sollten. Zu dem Einfamilienhaus gehört eine ehemalige Werkstatthalle, in der Monteurswohnungen entstehen sollten; außerdem sollte ein Friseursalon eingerichtet werden. Der mitangeklagten Partnerin wird gemeinschaftliche Geldwäsche vorgeworfen.
Wie berichtet wollen sich die Angeklagten vor Gericht nicht äußern. Daher hatte die 2. Große Strafkammer unter Vorsitz von Berend Appelkamp für den zweiten Verhandlungstag neun Zeugen geladen. Doch nur vier sagten aus.
Fünf Zeugen bevorzugen, den Mund zu halten
Die anderen Geladenen machten schnell deutlich, dass sie nichts zu dem Geschehen in der mutmaßlichen Spielhalle in Stade sagen mochten. Fünfmal das gleiche Spiel: Der Vorsitzende belehrte über den Paragrafen 55 der Strafprozessordnung (Auskunftsverweigerungsrecht) und schon schwieg der Zeuge. Bei Zeuge Nummer 6 merkte Verteidiger Siegfried Schäfer in Richtung Zeuge an: „Sie können sich nur auf den Paragrafen 55 berufen, wenn Sie sich durch die Aussage tatsächlich belasten könnten.“
Der Hochbautechniker berichtete, dass er vom Angeklagten beauftragt worden sei, sowohl für die Halle als auch für einen alten Kiosk Umnutzungsanträge bei der Stadt zu stellen. Allein für den Friseursalon - Umbau und Einrichtung - habe er 99.000 Euro an Kosten angesetzt.
Bekannter gab Bürgschaft über 100.000 Euro
Ein Bekannter des Hauptangeklagten berichtete, dass sich die beiden seit Kindertagen kannten und sich auch als Erwachsene gegenseitig halfen. So habe der Angeklagte ihm mal einen Job besorgt und er habe, inzwischen Bauunternehmer, beim Kauf der Immobilie mit einer Bürgschaft über 100.000 Euro geholfen. Auch beim Umbau oder Einkauf der Materialien sei er dem 34-Jährigen zur Hand gegangen.
Ein Polizeibeamter berichtete von der Durchsuchung eines in der Werkstatthalle betriebenen Cafés. Ein Sondereinsatzkommando sei gewaltsam eingedrungen und habe dort etwa zehn Besucher angetroffen. Einige der Anwesenden hätten größere Mengen Bargeld in den Taschen gehabt. In einem hinteren Raum hätten sechs oder sieben Spielautomaten gestanden, auch einen Pokerraum habe es gegeben. Sichergestellt wurden mehrere Dokumente, darunter ein Mietvertrag und ein Darlehensvertrag.
„Okey“ um Geld gespielt
Ein zweiter Beamter erläuterte die Räumlichkeiten im Obergeschoss der ehemaligen Werkstatthalle, die am 30. April dieses Jahres durchsucht wurden. Außerdem habe er Telefondaten ausgewertet. Bei einem Anruf soll die Mitangeklagte gegenüber einer Vertrauten gesagt haben: Die Pokerrunden seien in Ordnung, doch ihr Partner sollte mehr Zeit zu Hause verbringen. Außerdem sei ein Spiel gespielt worden, das der Beamte als „Oti“ verstanden habe; möglicherweise das türkische „Okey“, bei dem üblicherweise um Geld gespielt werde, half Verteidigerin Dinah Busse weiter.
Der Prozess wird am 8. November fortgesetzt.