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Schicksalsnacht

TIm Feuer alles verloren: Dollerner Familie ist überwältigt von der Hilfe

Timo und Dorothea Mangels haben bei einem Großbrand ihr Zuhause verloren.

Timo und Dorothea Mangels haben bei einem Großbrand ihr Zuhause verloren. Foto: Stehr

Möbel, Kleidung, Kuscheltiere - alles verbrannt. Die Mangels haben beim Dollerner Feuerinferno ihr Zuhause verloren. Eine Geschichte von Trauer, Dankbarkeit und Zuversicht.

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Von Lena Stehr
Mittwoch, 19.03.2025, 08:30 Uhr

Dollern. Ein sonniger Vormittag in Dollern. Timo und Dorothea Mangels, 38 und 36 Jahre alt, sitzen in der Küche eines Einfamilienhauses und können immer noch kaum fassen, was ihnen vor knapp zwei Wochen passiert ist. In der Nacht vom 5. auf den 6. März haben sie und ihre drei Söhne (8, 6 und 2) bei einem Großbrand ihr Zuhause und so gut wie jeglichen Besitz verloren (das TAGEBLATT berichtete).

Dass ganz in der Nähe ein Haus leersteht, das ihrem Vermieter gehört, war großes Glück im Unglück. Hier ist die Familie zunächst untergekommen und versucht, nach vorne zu schauen. Die Bilder der Feuernacht haben sich aber buchstäblich ins Gedächtnis eingebrannt.

„Ich war noch nicht ganz eingeschlafen, da habe ich ein Knacken gehört“, erinnert sich Timo Mangels an die Geschehnisse der schicksalhaften Nacht, die das ganze Dorf erschüttert haben. Als er daraufhin aufsteht und aus dem Fenster blickt, sieht er Flammen aus dem benachbarten Reetdach-Hallenhaus - Baujahr 1793 - lodern.

Er alarmiert erst seine Frau („Schatz, die Halle brennt“) und wählt dann den Notruf. Er kann nicht ahnen, dass aufmerksame Nachbarn ihm bereits zuvorgekommen sind. Die Sirene geht los, während Timo Mangels mit der Notrufzentrale spricht. Nachbar Uwe Edeler klopft derweil schon an die Fenster, um die Familie zu warnen.

Im Rückspiegel sieht Timo Mangels, dass sein Haus nun auch brennt

Dorothea Mangels weckt die Kinder und hilft ihnen dabei, sich schnell etwas überzuziehen. Der Große schlüpft barfuß in die Winterstiefel, auch Vater Timo verlässt ohne Socken das Haus. Geistesgegenwärtig packt er noch die Handtasche seiner Frau mitsamt des Portemonnaies sowie seine eigene Geldbörse ein.

„Als wir rauskamen, war es unfassbar heiß“, sagt Dorothea Mangels. Und so hell, dass die Kinder dachten, es sei bereits Tag. Im Auto fährt die Familie zu Timos Eltern ins Alte Land. Im Rückspiegel sieht der Familienvater noch, dass nun auch das Dach des Hauses brennt, in das er 2018 mit seiner Frau und dem ersten Kind eingezogen ist. Beim Umbau des ehemaligen Stallgebäudes zum Wohnhaus hat er damals mitgeholfen. Dabei hat er gute Arbeit geleistet, wie sich später herausstellen wird.

In diesem kleinen Fachwerkhaus lebte Familie Mangels seit 2018. Timo Mangels hatte seinerzeit geholfen, das ehemalige Stallgebäude zu einem Wohnhaus umzubauen.

In diesem kleinen Fachwerkhaus lebte Familie Mangels seit 2018. Timo Mangels hatte seinerzeit geholfen, das ehemalige Stallgebäude zu einem Wohnhaus umzubauen. Foto: Stehr

Im Alten Land angekommen, hofft Dorothea Mangels noch, dass ihr Zuhause kein Raub der Flammen wird. Doch es kommt anders.

„Wir fühlten uns angekommen, haben gerne auf dem Hof gewohnt. Hier wollten wir Ende Mai unsere Hölzerne Hochzeit feiern. Von einem Moment auf den anderen war dann plötzlich alles weg“, sagt sie. Kuscheltiere, Spielsachen, Kleidung, Möbel, ein kompletter Hausstand - verbrannt. Besonders weh tut der Hobbybäckerin, die gern Motiv-Torten backt, der Verlust ihrer Backutensilien und ihrer Deko. Es waren ihre liebsten Hobbys.

Ihr Mann Timo ist ein passionierter Auto-Tuner. In der abgebrannten Halle hatte er seine Werkstatt. Hier stand auch sein allererstes Auto, ein VW Polo, der ihm viel bedeutet hat. „Es ist nichts übrig geblieben, auch das ganze Werkzeug ist weg“, sagt Timo Mangels. Immerhin konnten ein paar Fotos und wichtige Dokumente gerettet werden, die in Schubladen im Wohnbereich verstaut waren. Timo Mangels hatte bei den Umbaumaßnahmen die Decke offenbar so gut isoliert, dass das Feuer hauptsächlich auf dem Dach wütete.

Dankbar für die große Unterstützung

Dankbar ist die Familie aber noch für viel mehr. „In erster Linie natürlich dafür, dass wir alle unversehrt geblieben sind. Es hätte viel schlimmer ausgehen können“, sagt Dorothea Mangels. Außerdem seien sie immer noch überwältigt von der Unterstützung, die ihnen nach der Feuer-Katastrophe zuteil wurde.

Großfeuer in Dollern: Blick auf die Einsatzstelle, die Feuerwehr versuchte, den Brand auf den Hof zu begrenzen - mit Erfolg.

Großfeuer in Dollern: Blick auf die Einsatzstelle, die Feuerwehr versuchte, den Brand auf den Hof zu begrenzen - mit Erfolg. Foto: Vasel

Noch in der Nacht des Großbrands hatte Dorotheas Freundin Michelle Luther eine Kleidungsspendenaktion ins Leben gerufen. Nachbarin Lisa Tamcke, deren Reetdachhaus um ein Haar ebenfalls abgebrannt wäre, und die Dollernerin Janina Brandmähl starteten zudem eine Online-Spendensammelaktion. Nachbarn, Freunde und Bekannte, aber auch viele Fremde warben in sozialen Netzwerken für Unterstützung für die Familie. Zahlreiche Sach- und Geldspenden erreichten daraufhin die Mangels, auch Firma Mohr aus Dollern spendete einige Möbel.

Freunde der Kinder spenden ihr Taschengeld und Spielsachen

Besonders rührend: Auch viele Freunde der Kinder plünderten ihre Spardosen und gaben eigene Spielsachen ab. Viele Dollerner halfen zudem beim Einrichten der neuen Unterkunft, die den Mangels von ihrem Vermieter zur Verfügung gestellt wurde. „Ich brauchte nur über meinen Whats-App-Status fragen, ob jemand helfen kann und eine Stunde später war die Bude voll“, sagt Dorothea Mangels.

„Es ist uns ein Herzensanliegen, uns bei jedem Einzelnen zu bedanken, der uns geholfen hat. Bei den mehr als 200 Feuerwehrleuten, unseren Nachbarn, Freunden und unserer Familie, die vom ersten Augenblick der Katastrophe für uns da waren“, schreiben Dorothea und Timo Mangels in einer Nachricht, die sie auch in ihren Netzwerken teilen.

Ausdrücklich bedankt sich das Paar auch bei seinem Vermieter, der ihnen selbstlos eine neue Bleibe zur Verfügung gestellt habe. Last but not least bedanken sich die Mangels auch bei ihrem gemeinsamen Arbeitgeber, dem DRK, sowie den vielen DRK-Kollegen, die sie mit einer großen Spende unterstützt haben.

Timo Mangels arbeitet als Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung bei den Este Werkstätten des DRK-Kreisverbandes Stade, einer Zweigstelle der Schwinge Werkstätten. Seine Frau, die ursprünglich aus Ahlerstedt kommt, ist fürs DRK als Ergotherapeutin in der Schulbegleitung tätig.

Familie Mangels blickt optimistisch in die Zukunft

Dank der großen Unterstützung können die Mangels jetzt optimistisch nach vorne blicken, sagen Dorothea und Timo, die seit 2008 zusammen sind und seit 2009 zusammen leben. Ihr Ziel für die nähere Zukunft: den Schicksalsschlag in einem neuen Zuhause gemeinsam so gut es geht zu verarbeiten. Dafür wollen sie sich auch psychologische Hilfe holen.

Fest steht für das Paar außerdem, dass sie in Dollern bleiben wollen, vor allem wegen der tollen Gemeinschaft, die sie in dem Dorf erleben. Ob sie in dem Haus bleiben, in dem sie derzeit wohnen, in ein anderes Haus ziehen oder womöglich sogar irgendwann wieder auf ihrem alten Hof wohnen können, steht noch in den Sternen. Erst mal wollen sie den Alltag in der neuen Bleibe meistern. Hier haben sie plötzlich auch einen großen Garten, allerdings noch keinen Rasenmäher.

Sachspenden braucht Familie Mangels nicht mehr, freut sich aber weiterhin über Geldspenden. Wer online spenden möchte, kann das bei gofundme.com unter „Hilfe nach Hausbrand“.

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