Zähl Pixel
Spendenlauf

TJeden Tag einen Marathon: 39-Jähriger läuft 660 Kilometer entlang der Elbe

Angekommen: Jaya Prakash Kar (Mitte) lief am Sonntagmorgen seine vorletzte Etappe von Cranz bis nach Krautsand. Begleitet wird er von Sabrina Klaß und Axel Schwind.

Angekommen: Jaya Prakash Kar (Mitte) lief am Sonntagmorgen seine vorletzte Etappe von Cranz bis nach Krautsand. Begleitet wird er von Sabrina Klaß und Axel Schwind. Foto: Susanne Helfferich

Einen Marathon zu laufen, ist eine große Herausforderung. Jaya Prakash Kar läuft seit 14 Tagen täglich eine Marathon-Strecke. Am Sonntag kam er auf Krautsand an. Der 39-Jährige will so hungernden Kindern helfen.

author
Von Susanne Helfferich
Montag, 15.07.2024, 05:50 Uhr

Krautsand. Kurz nach 5 Uhr startete Jaya Prakash Kar am Sonntag seine 14. Etappe. Zuvor nimmt sein Begleiter Axel Schwind ein kleines Video auf: „It’s a wonderful day. Have fun“, wünscht Jaya seinen Followern.

Als er viereinhalb Stunden später, gegen 9.30 Uhr, auf Höhe des Elbstrand Resort auf Krautsand sein Etappenziel erreicht, säumen keine jubelnden Mengen den Zieleinlauf. Dabei ist er gerade 42 Kilometer gelaufen. Wenn er morgen sein Endziel Cuxhaven erreichen wird, hat er 660 Kilometer in 15 Tagen hinter sich; jeden Tag einen Marathon.

Von Erschöpfung keine Spur: Jaya Prakash Kar genießt nach 42-Kilometer-Lauf die Sonne auf Krautsand.

Von Erschöpfung keine Spur: Jaya Prakash Kar genießt nach 42-Kilometer-Lauf die Sonne auf Krautsand. Foto: Axel Schwind

Am Sonntagmorgen auf Krautsand ist dem 39-Jährigen nicht anzumerken, dass er gerade eine üblicherweise extrem kräftezehrende Ausdauerleistung hinter sich hat. Er wirkt geradezu ausgeruht. „Wenn ich laufe, bin ich ganz bei meinem Körper“, erklärt Jaya, „ich höre keine Musik und schaue mir auch nicht die Landschaft an. Ich fokusiere mich ganz auf das Laufen und meinen Körper. Das ist wie Meditation für mich.“

„Laufen ist wie Meditation“, sagt Jaya Prakash Kar

Aufgewachsen ist der 39-Jährige in einem Dorf in Indien. Seit 2015 lebt er in Deutschland, hat hier studiert, ist Maschinenbauingenieur und engagiert sich ehrenamtlich. So war er schon als Freiwilliger für „Technik ohne Grenzen“ in Kambodscha tätig. Vor zwei Jahren entdeckte Jaya erst Cross-fit-Training und dann das Laufen für sich.

An seine erste Distanz kann er sich noch gut erinnern: „Nach nur sechs Kilometern dachte ich, dass ich keinen einzigen Schritt mehr schaffen würde.“ Doch er trainierte immer weiter, lief seither 3000 Kilometer. Für Jaya Prakash Kar ein Zeichen dafür, dass es sich immer lohnt, die eigene Komfortzone zu verlassen. Jeder habe Talente und Fähigkeiten, niemand sollte sich ausbremsen lassen.

Er will Kindern eine Ausbildung ermöglichen

Er wollte nicht allein des Laufens wegen laufen. „Ich wollte etwas für Kinder tun“, erzählt er. In Indien habe er Kinder kennengelernt, die nicht die Möglichkeit hatten, zur Schule zu gehen oder gar wie er zu studieren. „Kinder sind unsere Zukunft. Wenn sie eine gute Ausbildung haben, ist das für alle gut.“

Also suchte er nach Möglichkeiten, sein Laufen mit einer Charity zu kombinieren. Er googelte, fand aber zunächst nur eintägige Spendenläufe. Schließlich stieß er auf „Mary’s Meals“. Die Hilfsorganisation versorgt täglich über 2,4 Millionen Kinder in 17 der ärmsten Länder mit gesunden und stärkenden Schulmahlzeiten.

Damit wird nicht nur ihr Hunger gestillt, sondern sie erhalten durch Bildung langfristig die Chance auf eine bessere Zukunft. Laut der Organisation reichen bereits 22 Euro aus, um ein Kind ein Jahr lang in der Schule zu ernähren. Es wird nicht nur satt, sondern lernt auch für die Zukunft.

Zwei Ehrenamtliche versorgen ihn während des Laufs

Also startete Jaya Prakash Kar unter dem Titel „Jaya miles for smiles“ einen Spendenlauf entlang der Elbe. Das Wortspiel bedeutet: Jede Meile, ja jeder Meter zählt, um anderen wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Der 39-Jährige plante und finanzierte die Tour selbst und bittet die Öffentlichkeit um Spenden für „Mary’s Meals“. Unterstützt wird er von zwei ehrenamtlichen Mitarbeitern. Axel Schwind und Sabrina Klaß versorgen Jaya während des Laufes mit Getränken und Mahlzeiten. Unentgeltlich. Schließlich soll das eingeworbene Geld allein den Kindern zugutekommen. Bisher ist der Spendenfluss ernüchternd: Bisher sind auf den Spendenkonten 2000 Euro eingegangen. Aber es kann weiter gespendet werden.

Nur noch eine Etappe hat Jaya vor sich. Am Montagmorgen läuft er bis Cuxhaven und hat dann eine Riesen-Herausforderung gemeistert. „So viele Kilometer bin ich zuvor nie gelaufen. Ich hatte keine Ahnung, ob und wie ich das schaffe“, gibt er am Sonntagmorgen auf Krautsand zu.

Das ist die Geschichte von „Mary’s Meals“

Gegründet wurde „Mary’s Meals“ als „Scottish International Relief (SIR)“ von dem Schotten Magnus MacFarlane-Barrow. Ursprünglich sammelte er während des Bosnienkrieges Hilfsgüter für die Menschen vor Ort. Seit 2002 sammelt die Organisation Geld für die Schulspeisung von Kindern.

Die Vision ist, dass jedes Kind täglich eine Mahlzeit in der Schule erhält. 2012 wird die Hilfsorganisation in „Mary’s Meals“ umbenannt. „Mary’s Meals“ arbeitet in 18 Ländern auf fünf Kontinenten, überwiegend in Afrika. Aktuell ernährt sie nach eigenen Angaben 2,4 Millionen der weltweit ärmsten Kinder an jedem Schultag.

Weitere Informationen unter www.marysmeals.de. Spenden kann man online auf der Plattform betterplace.org.

Weitere Artikel