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Reithallen-Fete

TIn Engelschoff dürfen Pferde auch ins Lokal: Reit- und Fahrverein feiert 100-Jähriges

Der Festausschuss: vorne Nicole Scheruhn-Frisch (links) und Ines von Kroge, hinten (von links) Andrea Stüven, Dr. Ina Spreckels, Stine Hagenah und Beke Tomforde.

Der Festausschuss: vorne Nicole Scheruhn-Frisch (links) und Ines von Kroge, hinten (von links) Andrea Stüven, Dr. Ina Spreckels, Stine Hagenah und Beke Tomforde. Foto: Verein

Mit einer großen Party will der Reit- und Fahrverein Engelschoff feiern. Seit 100 Jahren gibt es den Club, der aus dem Dorfleben nicht wegzudenken ist. Reiten, Voltigieren, Fahren gehören zum Vereinsleben - und zur Historie auch Kurioses.

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Von Grit Klempow
Freitag, 03.05.2024, 17:00 Uhr

Engelschoff. Auf dem Schwarz-Weiß-Foto schauen die Männer ernst, aber lässig in die Kamera. Eine Schärpe über der Schulter und ein Glas Bier in der Hand. Hinter ihnen die just geweihte Fahne mit der Aufschrift „Wohlauf Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd“. Die Aufnahme aus dem Jahr 1926 zeigt, was sich die Gründungsväter zwei Jahre zuvor vorgenommen hatten - den Reitsport, aber auch die Kameradschaft zu fördern.

Die Mitglieder des damaligen Reitvereins Engelschoff 1926 zur Fahnenweihe.

Die Mitglieder des damaligen Reitvereins Engelschoff 1926 zur Fahnenweihe. Foto: Archiv Reitverein

Im Protokoll der Gründungsversammlung liest sich das so: „Zweck des Vereins soll sein, Übung der Mitglieder im Reiten und Vorführen der Pferde. (...) Es wurde beschlossen, solche Herrn als Mitglied aufzunehmen, welche sich verpflichten zu jeder angesetzten Reitstunde pünktlich zu erscheinen.“

Vorstand übernimmt Verantwortung

Fast 100 Jahre später lehnen sportlich-farbenfroh gekleidete Frauen und zwei Männer am Weidezaun - der aktuelle Vorstand des Reit- und Fahrvereins. Der ist heute überwiegend weiblich besetzt. Das große Vorstands-Team ist auch ein Sinnbild dafür, dass es in Engelschoff noch immer genügend Engagierte gibt, die sich für die Vereinsgemeinschaft verantwortlich fühlen.

Der Vorstand (v. li.): Sandra Soppa, Yvonne Hagenah, Julia Wolter, Melanie Plate, Sabine Büther, Klaus Wolter, Ines von Kroge, Bettina Schildt und Frank Dierks. Es fehlen Katharina Mizera und Stine Hagenah.

Der Vorstand (v. li.): Sandra Soppa, Yvonne Hagenah, Julia Wolter, Melanie Plate, Sabine Büther, Klaus Wolter, Ines von Kroge, Bettina Schildt und Frank Dierks. Es fehlen Katharina Mizera und Stine Hagenah. Foto: Verein

Vorstand und Festausschuss haben sich einiges vorgenommen. Vor allem wollen sie das 100-Jährige mit einem Festtag am Sonnabend, 4. Mai, ausgiebig feiern. Mit Kaffee und Kuchen, einer Fotoausstellung, Bull-Riding und Party-Nacht in der Reithalle.

Reithallenbau als Meilenstein

Der Bau der Reithalle war ein Kraftakt für den Verein, ist aber auch ein Symbol für die zupackende Art seiner Mitglieder. Ihnen gelang es, die Halle in Sittensen ab- und 1979 in Engelschoff wieder aufzubauen. Ein Schritt, der sich noch heute auszahlt. „Die Investitionen halten sich in Grenzen“, sagt Vorsitzender Klaus Wolter. Allerdings muss nach fast 50 Jahren demnächst das Dach gemacht werden.

Dennoch: Seither ist der Verein der Pferdefreunde nicht mehr durchgängig aufs Wetter angewiesen, was sich vor allem in der dunklen und kalten Jahreszeit bewährt. Ein großer Pluspunkt der Halle: „Wir haben einen sehr guten Boden in der Halle“, sagt die 2. Vorsitzende Sabine Büther. Auch das zieht Mitglieder an, die für die Hallennutzung mit ihren Pferden nach Engelschoff fahren. Eine App regelt die Buchung der Hallenzeiten.

Eigene Schulpferde hat der Engelschoffer Verein nicht, aber er bietet Unterricht an: Der Sonntagvormittag gehört den Kindern, die von Beke Tomforde, Stine Hagenah und Annalena Nickel unterrichtet werden. Sonntags und mittwochs steht Voltigieren mit Anna-Lena Rathjens auf dem Hallenplan, feste Zeiten gibt es auch fürs Fahren, Springen und Freispringen.

Reiterfest gehört zum Dorfleben

Einen festen Platz im Terminkalender des Dorfes hat das Reiterfest. Bis heute bewahrt der Verein die Tradition aus den Gründungstagen, pflegt zum Vergnügen der Zuschauer das Ringreiten und Abteilungsreiten, das Vereinsspringen und sogar die Quadrille. „Die machen wir seit 1926 - immer mit 16 Pferden“, sagt Klaus Wohlers über das aufwendige Schaubild. Und immer zu den Klängen der Amboß-Polka - so viel Tradition muss sein. Auch heute noch wird der amtierende Reiterkönig mit einem Umzug zu Pferd abgeholt.1952 war es zum ersten Mal mit Brigitte Deede eine Königin.

Die Ausbildung der Reiter hatten die Gründerväter ernst genommen. Schon 1926 wurde mit 40 Fudern Sand eine Reitbahn gebaut und die Reiter gingen auf Fortbildung zu einem Reitkurs in Stade. Wenig rühmlich liest sich die Historie aus der Zeit der NS-Diktatur. 1933 wurde eine SA-Reiterschar mit neun Reitern gegründet - ansonsten wäre der Verein aufgelöst worden, heißt es in der Festschrift zum 75-Jährigen.

Falläpfel für den Festwein

Darin ist auch Kurioses überliefert. Die Bockgrasung ab 1936 verdonnerte bis in die 50er Jahre jedes aktive Mitglied dazu, ein Schaflamm über den Sommer auf seinem Land grasen zu lassen. Im Herbst floss der Erlös an den Verein. In den Nachkriegsjahren sollte jedes Mitglied 50 Pfund Falläpfel spenden - zwecks Weinbeschaffung für das Festessen nach dem Ringreiten.

1959 war es vielleicht Übermut, der die erfahrenen Reiter Klaus Kröncke und Hermann Koppelmann mit ihren Pferden in die Gaststube des Vereinslokals reiten ließ. Die Herren kannten ihre Pferde aber anscheinend gut - denn die Vierbeiner machten das neugierig und augenscheinlich entspannt mit. Was 1984 gleich den nächsten Reiter Walter Schomacker anstachelte, zu zeigen, dass sein Fuchs Gonzales da mithalten konnte.

Das einstige Vereinslokal hat längst geschlossen. Aber bis heute steht das Fundament des Vereinslebens: die Begeisterung für Pferde, Geselligkeit und Zusammenhalt.

100 Jahre RV Engelschoff

Foto: RuF Engelschoff

Den Reit- und Fahrverein Engelschoff gibt es seit 100 Jahren.
Den Reit- und Fahrverein Engelschoff gibt es seit 100 Jahren. Foto: RuF Engelschoff

Foto: RuF Engelschoff

Den Reit- und Fahrverein Engelschoff gibt es seit 100 Jahren.
Den Reit- und Fahrverein Engelschoff gibt es seit 100 Jahren. Foto: RuF Engelschoff

Foto: RuF Engelschoff

Den Reit- und Fahrverein Engelschoff gibt es seit 100 Jahren.
Den Reit- und Fahrverein Engelschoff gibt es seit 100 Jahren. Foto: RuF Engelschoff

Foto: RuF Engelschoff

Den Reit- und Fahrverein Engelschoff gibt es seit 100 Jahren.
Den Reit- und Fahrverein Engelschoff gibt es seit 100 Jahren. Foto: RuF Engelschoff

Foto: RuF Engelschoff

Den Reit- und Fahrverein Engelschoff gibt es seit 100 Jahren.
Den Reit- und Fahrverein Engelschoff gibt es seit 100 Jahren. Foto: RuF Engelschoff

Festtag zum Jubiläum

Die Jubiläumsfeier beginnt am Sonnabend, 4. Mai, um 14 Uhr mit Kaffee und Kuchen, Hüpfburg, Kinderschminken, historischen Fotos und einer Kutschen-Ausstellung. Um 17 Uhr startet das Bull-Riding (3 Euro pro Ritt), ab 20 Uhr wird bei der Reithallen-Fete mit DJ Christian gefeiert (Eintritt 5 Euro). Weitere Termine im Jubiläumsjahr: Fahrturnier am 6. und 7. Juli, Reitturnier am 17. und 18. August, Kreisreiterball in Kutenholz am 2. November.

Der Festausschuss: vorne Nicole Scheruhn-Frisch (links) und Ines von Kroge, hinten (von links) Andrea Stüven, Dr. Ina Spreckels, Stine Hagenah und Beke Tomforde.

Der Festausschuss: vorne Nicole Scheruhn-Frisch (links) und Ines von Kroge, hinten (von links) Andrea Stüven, Dr. Ina Spreckels, Stine Hagenah und Beke Tomforde. Foto: Verein

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