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Besonderes Projekt

TIn Mulsum sind Senioren und Grundschüler ziemlich beste Freunde

Dieses starke Team trennen 81 Jahre: Ursula Waschk (90) und Lisa Gerloff (9).

Dieses starke Team trennen 81 Jahre: Ursula Waschk (90) und Lisa Gerloff (9). Foto: P. Meyer

Die Schüler in Mulsum haben einen etwas anderen Stundenplan: Einmal im Monat steht ein Besuch bei der Altenpension Logehof an. Was steckt dahinter?

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Von Pauline Meyer
Montag, 24.11.2025, 13:50 Uhr

Mulsum. Die beiden trennt ein ganzes Leben - 81 Jahre, um genau zu sein. Als Team funktionieren sie aber hervorragend. Ursula Waschk und Lisa Gerloff sind Teil eines Kooperationsprojektes zwischen dem Logehof Mulsum und den Drittklässlern der Grundschule Mulsum-Kutenholz. Bei ihrem ersten gemeinsamen Sportfest erlebten sie jetzt, was Teamwork heißt und wie Spiel und Sport zusammenschweißt.

Schülerin Lina und ihr Teampartner Wolfgang Garbe beim Sandsackwerfen.

Schülerin Lina und ihr Teampartner Wolfgang Garbe beim Sandsackwerfen. Foto: P. Meyer

Einmal im Monat besuchen die Kinder der Fuchsklasse die Bewohner des Logehofs. Seit gut zwei Jahren ist das ein fester Bestandteil auf dem Stundenplan der Grundschüler. Dann wird gemeinsam mit den Seniorinnen und Senioren gespielt, gesungen, gebastelt oder geschnackt. Dabei hat jedes Kind seinen festen Teampartner, der zwischen 80 und 100 Jahre alt ist.

Sportfest fördert Bewegung, Teamwork und Geschicklichkeit

„Wir waren von Anfang an ein Team“, erzählt Ursula Waschk, die vor kurzem 90 Jahre alt wurde. Ihre Partnerin aus der Fuchsklasse ist die neunjährige Lisa. Die beiden verstehen sich super, erzählen sie. Sogar so super, dass Lisa ihre Teampartnerin auch gerne in ihrer Freizeit besucht. So hat auch Lisas Familie Ursula Waschk schon kennengelernt. „Es ist immer sehr schön, wenn Lisa mich besucht. Und abwechslungsreich“, freut sich die Seniorin.

Birte Steinhagen (links) und Ines Lohmann (rechts) vom Logehof Mulsum gemeinsam mit Grundschullehrerin Lena Hammannn.

Birte Steinhagen (links) und Ines Lohmann (rechts) vom Logehof Mulsum gemeinsam mit Grundschullehrerin Lena Hammannn. Foto: P. Meyer

Abwechslung bot auch das Sportfest, das in diesem Jahr zum ersten Mal im Rahmen der Kooperation stattfand. In ihren Zweierteams erhielten Schüler und Senioren Laufzettel, die an verschiedenen Stationen im Logehof abgestempelt werden konnten. Ziel war es, in Bewegung als Team zusammenzuarbeiten.

Neben sportlichen Aufgaben waren auch Geschicklichkeit und Wissen gefragt. Hier konnte jeder seine Stärken ausspielen. „Es geht nicht darum, wer der Schnellste oder Stärkste ist, sondern um die gemeinsame Aktivität“, sagt Logehof-Leiterin Birte Steinhagen. Am Ende des Sportfestes gab es also nur Gewinner.

Rosemarie Lamek muss so viele Klammern wie möglich an die Schürze von Grundschüler Dean klammern.

Rosemarie Lamek muss so viele Klammern wie möglich an die Schürze von Grundschüler Dean klammern. Foto: Pauline Meyer

„Wir haben zusammen 50 Klammern geschafft“, erzählt Lisa stolz, nachdem ihr Team mit der Station Klammer-Spaß fertig war. In einer vorgegebenen Zeit mussten sie und Ursula Waschk sich gegenseitig Wäscheklammern an eine dafür vorgesehene Schürze klammern.

„Da war Fingerspitzengefühl gefragt“, sagt die 90-Jährige. Der Trick dabei sei es, die Schürze ganz fest zu ziehen, damit die Klammern besser halten. Dass Lisa und Ursula Waschk nicht nur ein tolles Duo sind, sondern auch gute Freunde, zeigen sie gerne. Die beiden tragen selbst gebastelte Freundschaftsarmbänder.

Das Team aus Ursula Waschk und Lisa Gerloff (links) an einer Station, an der Memory gespielt wird.

Das Team aus Ursula Waschk und Lisa Gerloff (links) an einer Station, an der Memory gespielt wird. Foto: P. Meyer

Jung und Alt: Man lernt nie aus

Beim Sandsackwurf konnten der achtjährige Arlen und seine Teampartnerin Traute Bobzin ihr Können unter Beweis stellen. 110 Punkte haben sie zusammen erreicht. Das Sportfest findet Drittklässler Arlen super. „Weil alle mitmachen können“, sagt er. „Und, weil alle noch etwas dazulernen. Auch Frau Traute.“ An einer Station hätten die beiden gelernt, welcher Vogel der schnellste ist. „Der Wanderfalke“, erklärt Arlen.

Bei ihren monatlichen Treffen quatschen sie gerne über alles Mögliche, erzählt Traute Bobzin. Einmal hätten sie Bilder voneinander gemalt. „Auf jeden Fall sind wir beste Freunde“, sind sich Arlen und Traute Bobzin einig.

Traute Bobzin und der achtjährige Arlen sind beste Freunde.

Traute Bobzin und der achtjährige Arlen sind beste Freunde. Foto: P. Meyer

Initiatorin des Projektes ist Klassenlehrerin Lena Hammann. Sie selbst habe als Teenager angefangen, ehrenamtlich Altenheime zu besuchen. Diese prägende Erfahrung wollte sie auch ihren Schülern ermöglichen.

Natürlich seien auch der Tod, Demenz und allgemein das Altsein Themen, mit denen sich die Fuchsklasse im Vorhinein auseinandergesetzt hat. „Viele Menschen haben da Berührungsängste, Kinder aber noch gar nicht. Sie sind unvoreingenommen“, erklärt sie. „Beide Seiten achten toll aufeinander.“

Am Ende gab es Urkunden für jedes Team.

Am Ende gab es Urkunden für jedes Team. Foto: P. Meyer

Birte Steinhagen ergänzt: „Die Treffen sind für beide Seiten bereichernd.“ Neben Menschlichkeit werden Wertschätzung und Mitgefühl vermittelt. Ein Beispiel dafür zeigte sich auch im Rahmen des Sportfestes: Die Kinder halfen ihren Teampartnern ganz selbstverständlich bei der Urkundenübergabe mit Rollstuhl und Rollator.

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