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Gebäudereiniger im Kreis Stade in der Krise - Kritik an Handwerksbetrieben

„Inflationsausgleichsprämie für Reinigungskräfte - Fehlanzeige“, kritisiert die Gewerkschaft.

„Inflationsausgleichsprämie für Reinigungskräfte - Fehlanzeige“, kritisiert die Gewerkschaft. Foto: IG BAU

Im Landkreis Stade gibt es 30 Betriebe der Gebäudereiniger-Branche. Ein Problem lässt sich dort nicht mehr wegwischen: „Wer da arbeitet, hat ein massives Problem - und zwar im Portemonnaie“, sagt Achim Bartels von der Gewerkschaft. Das könnte Folgen haben.

Von Redaktion Mittwoch, 15.11.2023, 00:15 Uhr

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Landkreis. Achim Bartels, Bezirksvorsitzender der Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU Hamburg, übt heftige Kritik an den Arbeitgebern: „Wenn es darum geht, die Härte der Inflation abzufedern, zeigt die Reinigungsbranche den eigenen Leuten die kalte Schulter. Von Lebensmitteln bis zur Miete - die Preise schießen nach oben. Trotzdem gibt es für die, die den Kreis Stade sauber halten, in den meisten Betrieben keinen Euro und keinen Cent extra.“

IG BAU kritisiert die Unternehmen deutlich

Für Reinigungskräfte gibt es keine Inflationsausgleichsprämie: „Arbeitgeber in der Gebäudereinigung weigern sich seit Monaten, ihren Beschäftigten in der Inflation finanziell unter die Arme zu greifen“, so Achim Bartels. Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks sei nicht einmal zu Gesprächen bereit. Dabei sei die finanzielle Situation der meisten Reinigungskräfte dramatisch: „Hier geht es um Menschen, die die Inflation mit voller Wucht trifft. Wer in der Gebäudereinigung arbeitet, muss ohnehin jeden Euro zweimal umdrehen. Denn Reinigungskräfte arbeiten immer noch für einen Niedriglohn.“

Betroffen seien viele: Im Kreis Stade arbeiten rund 920 Menschen in der Reinigungsbranche, so die Gebäudereiniger-Gewerkschaft. Sie beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur. „Sie halten Schulen, Büros und Arztpraxen sauber, wischen Flure, saugen Teppichböden und putzen Fenster. Die Frage ist nur: Wie lange noch?“, sagt Bartels.

Kündigungen in der Branche drohen

In der Reinigungsbranche herrsche längst ein „eigenes Inflationsgesetz“: „Hohe Inflationsrate - hohe Kündigungsrate. Denn je größer das Loch, das die Inflation in die private Haushaltskasse reißt, desto größer ist der Druck, der Branche den Rücken zu kehren.“ Vollzeitkräfte und Mini-Jobber hätten überhaupt kein Problem, woanders unterzukommen: „Die Gastronomie sucht genauso wie der Einzelhandel händeringend Leute.“

Schon zu Beginn des Jahres befürchtete die Gewerkschaft angesichts wirtschaftlicher Schwierigkeiten mehr illegales Lohndumping. Branchen wie beispielsweise die Gebäudereinigung müssten enger überwacht werden, forderte die IG BAU. Schaum verlangte den Einsatz von bundesweit mindestens 16 000 Zoll-Beamten bei der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS), was mehr als eine Verdoppelung des bisherigen Personals bedeute. Wenn der Bund das Kontrollpersonal jetzt nicht aufstocke, öffne er dem Missbrauch des Mindestlohns Tür und Tor, sagte Schaum.

Ministerium sieht sich im Kampf gegen Schwarzarbeit gut aufgestellt

Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit sei für die wirksame Bekämpfung von Schwarzarbeit gut aufgestellt, sagte hingegen ein Sprecher des Finanzministeriums. Die Zahl der Planstellen sei von knapp 6900 im Jahr 2014 auf aktuell rund 10 200 erhöht worden und steige mit dem Haushaltsgesetz 2023 um weitere 1021 Planstellen. Durch entsprechende Haushaltsvermerke werde die FSK bis 2029 auf 14 849 Planstellen ausgebaut.

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