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Kakao mit Schuss

Ist „Lumumba“ rassistisch? – Erste Weihnachtsmärkte reagieren

Dass ein Kakao mit Schuss nach einem erschossenen Freiheitskämpfer benannt wird, halten Kritiker für unangebracht.

Dass ein Kakao mit Schuss nach einem erschossenen Freiheitskämpfer benannt wird, halten Kritiker für unangebracht. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Der Kakao mit Schuss steht unter Rassismusverdacht und soll als Name von den Getränkelisten auf den Weihnachtsmärkten verschwinden. Ist die Aufregung berechtigt?

Von Timo Sieg Montag, 16.12.2024, 11:05 Uhr

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Weihnachten ist für viele Menschen ein besinnliches Fest der Liebe, Familie und Freundschaft. Für Rassismus sollte besonders hier also eigentlich kein Platz sein. Trotzdem gibt es diese Vorwürfe auf dem Weihnachtsmarkt, und zwar gegen das Getränk „Lumumba“.

Was in der Adventszeit für viele nichts weiter als ein Kakao mit Schuss ist, also mit Alkohol, geht wohl auf den kongolesischen Freiheitskämpfer Patrice Lumumba zurück – für viele Menschen auf dem gesamten Kontinent ein Held.

Lumumba spielte eine zentrale Rolle im erfolgreichen Kampf des Kongo für die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Belgien. Er wurde 1960 zum ersten Premierminister der unabhängigen Demokratischen Republik (DR) Kongo. Ein Jahr später wurde der Sozialist von Putschisten erschossen – unter Wissen und Billigung von Belgien sowie den USA.

Appell zu Umbenennung von Kakao-Getränk auf Weihnachtsmarkt

Standbetreibern in Hamburg und Frankfurt ist bereits dringend empfohlen worden, das Getränk stattdessen auf ihren Schildern beispielsweise als „Heiße Schokolade mit Rum“ zu bezeichnen. Erste Schilder sind bereits ausgetauscht worden. Man sei zuversichtlich, dass der Appell an die Standbetreiber ausreiche, hieß es etwa in Frankfurt.

Dass ein Kakao mit Schuss nach einem erschossenen Freiheitskämpfer benannt wird, halten Kritiker für unangebracht. Mehr noch: Der Getränkename sei rassistisch. Es sei ein Beispiel von vielen, bei denen schwarze Menschen zu Objekten degradiert werden.

Deutsch-Kongolesische Gesellschaft hält Rassismus für haltlos

Der Vorsitzende der Deutsch-Kongolesischen Gesellschaft, Simon Mputu Ngimbi, begrüßt die Debatte grundsätzlich. Er könne die Aufregung von vielen Menschen verstehen, den Vorwurf des Rassismus in dem Zusammenhang hingegen nicht. Ngimbi sagt: „Die Tatsache, dass das Getränk nach Lumumba benannt ist, bedeutet nicht zwangsläufig, dass dieser Name verdinglicht wird oder gar eine negative Notion bekommt.“

Ngimbi fügt hinzu: „Mir ist kein Kongolese begegnet, der sich über den Namen des Getränkes beschwert hat.“ (dly)

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