TDrochtersens neue Hochzeitslocation: Hier können Sie jetzt heiraten

Brautpaare können sich jetzt auf der Emmi trauen lassen. Das Traditionsschiff liegt im Winterhalbjahr meist in Assel, im Sommerhalbjahr im Barnkruger Hafen. Foto: Knappe
Seit kurzem kann in der Gemeinde Drochtersen auf dem Wasser geheiratet werden: Die mehr als 100 Jahre alte Emmi im Asseler Hafen ist jetzt für standesamtliche Trauungen zugelassen.
Assel. Außergewöhnliche Trau-Orte sind beliebt. In der Gemeinde Drochtersen konnten Paare sich bislang, außer im Rathaus, auf dem Heimathof Hüll, in der Heimatstube Assel und im Bildungszentrum Hüll das Jawort geben.
Maritime Trauungen sind gefragt
Gerade an der Elbe seien maritime Trauungen sehr gefragt, deshalb versuche die Gemeinde, hier etwas zu bewegen, sagt Ordnungsamtsleiter Gerrit Witt.
Besonders gefragt sei die Heirat am Strand - aber das ist nicht ganz einfach. Denn die Trauungen, die von Standesbeamten der Gemeinde vollzogen werden, müssen, so verlangt es das Standesamtsrecht, in einem entsprechend gewidmeten Raum stattfinden, nicht etwa irgendwo im Freien. Die Gemeinde prüfe zurzeit noch den Standort des DLRG-Containers auf Krautsand, sagt Witt.
Beim Motorschiff Emmi ist alles klar: Hier sind seit rund vier Wochen Hochzeiten möglich, sofern die Emmi dabei an einem ihrer beiden Liegeplätze in der Gemeinde vor Anker liegt: Im Winterhalbjahr ruht die Emmi im Asseler Hafen, wo die Auslaufzeiten durch die Verschlickung stark eingeschränkt sind. Im Sommerhalbjahr schmückt der maritime Oldtimer meist den Hafen von Barnkrug.
Seemannsgarn: Der Kapitän darf nicht trauen
Wer hofft, sich von einem waschechten Kapitän trauen lassen zu dürfen, der irrt. Das ist Seemannsgarn. In Deutschland dürfen rechtskräftige Ehen nur durch Standesbeamte durchgeführt werden. Diverse Reedereien bieten aber symbolische Trauungen durch Kapitäne an.
Wer sich wirklich von einem Kapitän trauen lassen möchte, muss sich in internationale Gewässer begeben, und das Schiff muss unter maltesischer Flagge fahren oder unter der Flagge der Bermudas oder der Bahamas.
Kapitän Jan Maaß, Vorsitzender des MS-Emmi-Fördervereins, ist nicht traurig, dass er nicht trauen darf - der 72-Jährige freut sich, dass Emmi auf diese Weise zu neuen Ehren kommt. Sie wurde 1909 als Besanewer Margaretha, also als Segelschute mit zwei Masten und Schwertern, für einen Schiffer in Assel gebaut. Sie erlebte zwei Weltkriege und erlitt im Mai 1941 in Hamburg einen schweren Bombentreffer.
Der Asseler Kapitän Erich Waller kaufte das Schiff und brachte es zurück in den Heimathafen. Hier wurden alle Beschädigungen beseitigt. Aus der Margarethe wurde die Emmi. Mit einem größeren Motor und ohne Segelmasten machte sie für Waller und später für die Firma Hahn Materialtransporte.
Die Emmi kann auch schick
Mit Hilfe von Asseler Bürgerspenden konnte Emmi gekauft werden, 2015 gründete sich der Förderverein MS Emmi. Erst kürzlich haben 30 der 110 Vereinsmitglieder unter Deck ein zünftiges Labskausessen zubereitet. Ebenso gut kann hier eine kleinere Hochzeit mit anschließendem Empfang stattfinden. „Man kann die Emmi schon hübsch machen für eine Hochzeit“, weiß Kapitän Maaß. „Wir stellen den Raum, Tische und Stühle gerne zur Verfügung.“
Die Kapitänskajüte und das Steuerrad sind klassisch und der Laderaum wird mit ein bisschen Deko, Blumen und hübscher Tischwäsche zu einem festlich-maritimen Schmuckstück. Hübschere Stühle sollen her. Jan Maaß zeigt auf den Boden: Unter dem wenig ansehnlichen Schutzteppich verbirgt sich bereits der erneuerte Holzdielenboden.
Autsch - das Getriebe streikt noch
Theoretisch sind nach der Trauung auch Ausfahrten auf der Elbe möglich. Praktisch gibt es da noch einen Haken - das Getriebe der Emmi hat den Geist aufgegeben. Bei der letzten Ausfahrt mit Vereinsmitgliedern auf der Elbe im September 2024 schaffte die Emmi es gerade eben noch, am Sperrwerk in Abbenfleth anzulegen.
Auf die Werft braucht das Traditionsschiff wohl nicht: „Das können wir so machen“, sagt Maaß. Schon vor geraumer Zeit hätten die Mitglieder beim Ablassen von Getriebeöl festgestellt, dass da alles voller Metallspäne sei, berichtet der Kapitän. „Das ist kein gutes Zeichen.“
In den kommenden Wochen werden die Vereinsmitglieder fleißig werkeln. „Wir müssen das Getriebe komplett ausbauen. Wenn die Ersatzteile erst hergestellt werden müssen, dann wird es teuer und langwierig. Aber wir haben die Hoffnung, dass es noch Ersatzteile gibt“, sagt Maaß. Der alte Deutz-Motor der Emmi brummt jedenfalls wunderbar - „die Maschine ist heil“.
Neue Vorpiek nach historischem Vorbild
Außerdem wird bei der Emmi dieses Jahr mit Hilfe von Fördergeld aus dem Leader-Programm die Vorpiek erneuert: Im Bugruderraum, in dem meist Taue und Ankerketten lagern, soll die Lagerfläche optimiert werden, außerdem sollen hier nach historischem Vorbild zwei Schlafplätze geschaffen werden - eng und einfach - so schlief einst die Besatzung.
Die Vorpiek-Erneuerung kostet 8000 Euro, davon werden 4000 Euro von der Leader-Förderung übernommen, 1000 von der Gemeinde und 3000 vom Verein. Und wer weiß: Vielleicht spenden ja der eine oder andere künftige Hochzeitsgast, Braut oder Bräutigam für Assels Traditionsschiff.

Ich bin der König der Welt - ein weltbekannter Satz aus dem Kino-Klassiker. Die Emmi ist nicht die Titanic und der Ruthenstrom nicht der Ozean. Aber auch auf Assels Traditionsschiff lässt sich der Hauch der Freiheit am Bug erspüren, das findet auch Kapitän Jan Maaß. Foto: Knappe

Vereinsvorsitzender Jan Maaß freut sich, dass die Emmi nun Trauzimmer ist. Natürlich werden Spendenbüchsen für die Hochzeitsgäste aufgestellt - denn an der Emmi ist immer was zu tun, der Unterhalt des maritimen Oldtimers kostet. Foto: Klempow