Zähl Pixel
Stadeum

TJohann König: Die depressive Stimmungskanone begeistert in Stade

Johann König kann nicht nur Geschichten erzählen, sondern auch Jonglieren.

Johann König kann nicht nur Geschichten erzählen, sondern auch Jonglieren. Foto: Felsch

Pläne machen? Das ist nichts für Johann König. In Stade erklärt er, warum - und seine Familie muss ordentlich einstecken.

Von Franziska Felsch Freitag, 31.01.2025, 16:33 Uhr

Stade. Im ausverkauften Stadeum trat Johann König den Beweis an, dass es nicht lohnt, sich etwas vorzunehmen. Weil es immer etwas geben wird, auf das man nicht vorbereitet ist. Eigene Kinder zum Beispiel oder Nachbarn.

Wobei: Die Kinder könnte man loswerden. „Es gibt doch diese Klappen“, sinniert König, um gleich hinterherzuschieben: „Keine Angst, wir haben das nicht gemacht.“ Aber es wäre natürlich kein Johann-König-Witz, wenn nicht umgehend die Pointe folgen würde: „Wir haben die Klappe nicht gefunden, die sind aber auch schlecht ausgeschildert“, beschwert er sich voller Empörung, während er Mühe hat, sich ein Schmunzeln zu verkneifen.

Am Donnerstagabend bringt er in Stade viele Beispiele, die den Titel seines achten Soloprogramms „Wer Pläne macht wird ausgelacht“ unterstreichen. Zum Beispiel, wenn er praktische Beziehungstipps verrät. Auf die Frage, was der Schlüssel für eine gute Ehe sei, kommt die Antwort: „Der Schlüssel zur Zweitwohnung.“

Das meine er ernst, beteuert der 52-Jährige. Ebenso wie die erzieherischen Maßnahmen, das WLAN-Passwort zu ändern und die neuen Zahlen erst dann zu verraten, wenn die Kinder eine Hausarbeit erledigt haben. Von der er sich selbst tunlichst fernhalte, seitdem er immer alles falsch mache, worauf die männlichen Zuschauer ihr mitfühlendes Bedauern ausdrücken.

Er wisse nicht, wie seine Frau darauf komme, er nehme sie nicht ernst, schiebt er nach. Dabei habe er doch nur auf die Frage „Johann, hast du ein Bad genommen?“ geantwortet habe: „Wieso, fehlt eins?“

Wirre Gedankengänge erschüttern das Zwerchfell

Wenn er nicht gerade hin und her rennt oder verzweifelt versucht, auf dem Barhocker eine bequeme Haltung zu finden, steht er wie ein Lehrer vor seiner Klasse und erklärt den Zuschauern die Welt. Seine, versteht sich. Da muss man schon aufpassen, wenn er seine wirren Gedankengänge teilt.

König gehört zu denen, die um die Ecke denken und sich manchmal selbst zu wundern scheinen, wie man jetzt wieder auf dieses krude Wortspiel gekommen ist. Das fragt sich nicht nur der preisgekrönte Comedian. „Wie kommt man nur auf so was?“, fragt eine Zuschauerin ihren Sitznachbarn und schüttelt dabei den Kopf, als sie sich von ihrem Lachanfall erholt hat. Richtig erholen kann man sich erst in der Pause. Bis dahin geht es Schlag auf Schlag.

Akrobatische Schluss-Szene

Bei seinen Storys aus seinem persönlichen Alltag bleibt kein Auge trocken. Aber er ist nicht nur ein preisgekrönter Comedian, sondern auch ein ausgezeichneter Kabarettist. Gleich am Anfang spricht er von den Plänen der AfD: Alice Weidel wolle Reichskanzlerin werden. „Ich denke, diese Pläne müssen wir verhindern.“

Am Ende braust der Beifall noch mal so richtig auf, als König mit einem Balance-Scooter auf die Bühne fährt und gleichzeitig mit Keulen jongliert. „Der Plan war eigentlich, auf einem Einrad mit drei Keulen zu jonglieren. Am besten ging es auf dem Dreirad mit einer Keule“, hatte er vorher noch geunkt.

Auch dieses Kunststück gelingt ihm, ebenso wie der Spagat, zwischen banalen Witzen und hintersinnigem Humor hin und her zu pendeln und damit zwei Stunden lang für beste Unterhaltung zu sorgen.

Stimmen aus dem Publikum

Auf die Frage, was an Johann König so lustig ist, sagt Bettina Höft aus Fredenbeck: „Mich begeistert, was und wie er die Geschichten erzählt.“

Clemens Dreyer aus Winsen sagt: „Das neue Programm hat ein gewisses Niveau. Es sind keine flachen Witze und er spricht sehr deutlich.“

„Ich würde nur mal gerne wissen, ob er das wirklich alles so erlebt, aber man muss einfach lachen“, sagt Thomas Schmidt.

„Ich kenne ihn vom Fernsehen, heute sehe ich ihn das erste Mal auf der Bühne. Ich bin froh, noch eine Karte bekommen zu haben, live gefällt er mir noch besser“, freut sich Katja Salaiski aus Hechthausen.

„Seine Art von Humor ist genau meins, denn er macht Witze mit Tiefgang“, so der Stader Thomas Bincke.

Krude Lebensweisheiten vom preisgekrönten Comedian aus Köln.

Krude Lebensweisheiten vom preisgekrönten Comedian aus Köln. Foto: Felsch

Weitere Artikel