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Obdachlosigkeit

TKampf ums Überleben: Warum Petru Pascu um Geld bettelt

Immer wenn in Nordenham Wochenmarkt ist - dienstags und freitags - sitzt Petru Pascu neun Stunden in der Innenstadt und erbittet von Passanten Geld für seine Kinder in Rumänien.

Immer wenn in Nordenham Wochenmarkt ist - dienstags und freitags - sitzt Petru Pascu neun Stunden in der Innenstadt und erbittet von Passanten Geld für seine Kinder in Rumänien. Foto: Böker

Dienstags und Freitags sitzt in der Nordenhamer Innenstadt ein Mann auf den Knien vor Optiker Elzholz. Es ist Petru Pascu aus Rumänien. Er bettelt um Geld für Essen für seine Familie.

Von Anna Böker Mittwoch, 20.08.2025, 07:50 Uhr

Nordenham. Petru Pascu sitzt bekleidet mit einer grauen Hose und mit einer schwarzen Regenjacke im Schneidersitz in der Nordenhamer Innenstadt. Seine glasigen, braunen Augen starren ins Leere. Vor ihm stehen ein Pappbecher und ein Schild: „Bitte helfen Sie mir freundlich. Ich habe vier Kinder und ich habe kein Geld für Essen. Vielen Dank.“

Petru Pascu ist 45 Jahre alt und er lebt in Bremerhaven. In einem Zelt. In einem Park. Zweimal in der Woche, dienstags und freitags, kommt er mit dem Bus zum Betteln nach Nordenham. Deshalb kennt ihn hier in der Stadt nahezu jeder. „An einem Tag bekomme ich 20 bis 25 Euro“, erzählt Petru Pascu. Die Nordenhamer empfindet er als sehr freundlich und nett. „Hier leben gutherzige Menschen. Ich danke ihnen von ganzem Herzen“, sagt der Wohnungslose.

Kindheit in Rumänien war geprägt von Armut

Ursprünglich kommt Petru Pascu aus Sibiu in Rumänien. Dort leben auch seine vier Kinder. „Das Geld, das ich von den Menschen bekomme, schicke ich zu meiner Familie“, erzählt der Mann. In Rumänien ist Petru Pascu in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Sein Vater arbeitete bei einem Bauern und kümmerte sich um Kühe und Pferde. „Meine Kindheit war nicht besonders schön“, sagt Petru Pascu mit gesenktem Blick. Er möchte nicht viel über die ersten Jahre seines Lebens reden. „Ich musste als Kind manchmal hungern, weil meine Familie kein Geld für Essen hatte“, verrät er.

Petru Pascu sieht seine Frau nur einmal im Jahr

In Rumänien passt die Mutter von Petru Pascu auf seine vier Kinder auf. Seine Ehefrau Maria - die Mutter der Kinder - arbeitet seit ein paar Monaten in Italien. Dort pflegt sie eine ältere Dame. Petru Pascu kann seine Frau nur einmal im Jahr sehen. „Unsere Beziehung leidet natürlich darunter. Es ist nicht schön“, sagt der 45-Jährige.

Er selbst kommt bereits seit einigen Jahren immer wieder für einige Monate nach Deutschland. Der Grund: „In Rumänien hat man, wenn man irgendwo arbeitet, etwa 500 Euro im Monat. Wenn man jedoch eine Familie hat, hat man nicht einmal genug zum Essen“. Der Familienvater hat ursprünglich als Kfz-Mechaniker gearbeitet. Doch das Geld, das er mit diesem Job verdiente, habe einfach nicht ausgereicht, um seine Familie zu ernähren, sagt er.

Hinzu kommt, dass Petru Pascu gesundheitliche Probleme hat. Erst vor kurzem wurde er operiert, weil er einen Nierenstein hatte.

Kein Anspruch auf Bürgergeld

Petru Pascu hat vorerst keinen Anspruch auf Sozialleistungen wie Bürgergeld. Er ist nach eigenen Angaben erst seit einem Monat wieder in Deutschland. Nur im Zuge einer Härtefallregelung könnte ihm Sozialhilfe gewährt werden. Das ist allerdings kein Automatismus. Dafür müssen in vielen Fällen Gerichte einbezogen werden.

Trotz seiner widrigen Lebensumstände bleibt Petru Pascu zufrieden. „Mir geht‘s gut“, sagt der Familienvater, dem Passanten in der Innenstadt immer wieder ein bisschen Geld in den Becher werfen. Manche gehen auch einfach an ihm vorbei, den Kopf zur Seite gedreht, von ihm abgewandt.

Petru Pascu möchte eine Arbeit in Deutschland aufnehmen

Der Rumäne hat Pläne für die Zukunft. Er möchte sich, sobald es ihm gesundheitlich wieder besser geht, einen Job in Deutschland als Fahrer eines Online-Versandhandels suchen. „Es gibt hier viele Pakete, die verteilt werden müssen. Ein Freund hat mir erzählt, dass die Fahrer gut bezahlt werden“.

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