TKarriereende statt Paralympics: Darum gibt Buxtehuder seinen Traum auf

Tim Haller startete auf vielen internationalen Turnieren, hier 2019 in Irland. Foto: Herbert Rongen (Archiv)
Tim Haller reiste für den Sport um die ganze Welt und träumte von den Paralympischen Spielen. Doch inzwischen hat der 28-Jährige aus Buxtehude seine sportliche Karriere beendet. Wie geht er damit um?
Buxtehude. Zwölf Jahre lang reiste Tim Haller um die Welt, spielte auf allen Kontinenten, galt als deutsche Hoffnung im Parabadminton. Er gewann nationale und internationale Turniere, erreichte einstellige Platzierungen in der Weltrangliste. Doch das ist Vergangenheit.
Haller hat seine sportliche Karriere beendet. Im Herbst 2022 kamen die ersten Zweifel. „Aufhören oder bis zu den Paralympics in Paris durchziehen?“, fragte er sich. Haller fühlte sich physisch und psychisch ausgelaugt.
Der Nationalspieler legte eine mehrmonatige Pause ein und merkte, dass es ihm besser ging. Im vergangenen Jahr erklärte er dem Bundestrainer seinen endgültigen Abschied vom Parabadminton. Dafür gab es mehrere Gründe.
Paralympics außer Reichweite
Zwar wollte sich Haller nach den verpassten Spielen von Tokio den Traum von den Paralympics 2024 erfüllen, doch sportlich zeichnete sich ab, dass es wohl nicht reichen würde.
Und vier Jahre später noch einmal die Paralympics anzugreifen, kam für ihn nicht in Frage. Haller wäre dann 33 Jahre alt, „und ich muss auch mal an meine berufliche Zukunft denken“, sagt er. „Ich kann mein Leben lang nicht nur auf den Sport setzen.“
Haller ist von Geburt an hochgradig schwerhörig und durch eine rechtsseitige Spastik eingeschränkt. Zum Badminton kam er, als er seiner Mutter zum Training beim BSV folgte. Haller begann selbst, Badminton zu spielen. Sein Talent blieb nicht unentdeckt.
EM-Gold im Doppel
Haller wurde Nationalspieler im Parabadminton, der Badminton-Variante für Menschen mit Behinderung. 2011 nahm er in Guatemala an seiner ersten WM teil. Ein Jahr später wurde er Europameister im Doppel, 2018 holte er nach großem Kampf EM-Bronze im Einzel. „Emotional war das mein größter Erfolg“, sagt Haller.
Um sich für die Paralympics 2020 in Tokio zu qualifizieren, spielte er Turniere auf der ganzen Welt. Doch wegen der Corona-Pandemie konnte er nicht genügend Punkte sammeln und verpasste seinen großen Traum.
Neunter der Weltrangliste
Wenig später startete Haller den nächsten Versuch: Paris 2024. Er gab seinen Job als Fahrzeugaufbereiter in Harsefeld auf, zog nach Hannover und trainierte täglich unter den Augen des Bundestrainers am Olympiastützpunkt. Damals war er Neunter der Weltrangliste.
Haller begann einen neuen Job, kümmert sich seitdem um den Fuhrpark der Polizei in Hannover, rund 60 Fahrzeuge. Als das TAGEBLATT ihn in der Mittagspause erreicht, sei nicht gerade viel los, sagt Haller. Viele Fahrzeuge seien im Einsatz.
„So ganz raus bin ich also noch nicht“
An seine zwölf Jahre im Parabadminton denkt er gerne zurück, vor allem, wenn er in den sozialen Medien die Beiträge seiner ehemaligen Mitspieler sieht. „Ich bin ein bisschen traurig, dass die Zeit vorbei ist, aber auch froh, ein Teil der Parabadminton-Familie gewesen zu sein“, sagt er.
Jetzt genießt Tim Haller seine Freizeit, die Urlaube, die Zeit mit seiner Freundin und seiner Familie. Und ab und zu unterstützt er die Trainer am Olympiastützpunkt. „So ganz raus bin ich also noch nicht“, sagt Haller. Aber ein Comeback kann er sich trotzdem nicht vorstellen.