TKilkenny Band: Ein Himmelpfortener steht als Teilzeit-Ire auf der Bühne

Dennis Fehlauer und Gisa Wilfarth: Die Musiker unterrichten, treten als Akustik-Duo auf und sind auch als Teilzeit-Iren musikalisch erfolgreich. Foto: Sandra Wamhoff
Musik - für Gisa Wilfarth und Dennis Fehlauer aus Himmelpforten ist das die Berufung. Warum dabei auch eine Tweedmütze und Peinlichkeitsgrenzen eine Rolle spielen.
Himmelpforten. Zum Teilzeit-Iren braucht Dennis Fehlauer aus Himmelpforten nicht viel. Nur eine Weste und die Schiebermütze aus Tweed. Seine Stimme hat das passende Timbre. Bei 50 Konzerten im Jahr steht er so auf der Bühne, mit E-Bass oder Gitarre. Mit ihm und der Kilkenny Band zieht der Irish Folk in Konzerthäuser, auf Stadtfeste und in Kirchen. Am Sonnabend zum Beispiel in Himmelpforten.
Wie kommt ein Himmelpfortener in eine Irishfolk-Band aus Osnabrück? Das klingt nach Umwegen. Dabei ist die Zielstrebigkeit seiner Lebensgefährtin Gisa Wilfahrth einer der Wegweiser. Die beiden sind schon seit der Schulzeit ein Paar - und ihr Traum öffnete auch ihm Türen.
Ausbildung für die Musicalbühne
Dass sie die Musik zum Beruf machen will, war für Gisa Wilfarth als Teenager klar. „Ich habe immer schon unglaublich gerne und viel Musik gehört und getanzt. Als ich mit 14 bei König der Löwen war, war ich schockverliebt“, erzählt die 33-Jährige. Sie ist in Engelschoff aufgewachsen - und gab fortan alles dafür, ihren Traum zu leben. Gesang, Tanztraining, Schauspiel - sie schaffte die Aufnahmeprüfung und zog nach dem Fach-Abi zur Musical-Ausbildung nach Osnabrück.
Musik als Beruf? Gute Idee, fand Dennis Fehlauer - aber seine Meinung teilten nicht alle. Er sang, spielte Gitarre, aber die Lehrer in den Vorbereitungskursen rieten ihm ab. „Ich hab mich niederschmettern lassen“, sagt er heute. Er folgte Gisa 2011 nach Osnabrück, stellte aber die Gitarre in die Ecke und studierte Bio und Chemie. Vorerst.
Neuanfang mitten im Studium
Er entdeckte den E-Bass für sich - und fing von vorne an. „Ich habe alles geschmissen und ein Jahr nur Prüfungsvorbereitung gemacht“, erzählt der heute 34-Jährige. Er schaffte den Wechsel, studierte schließlich Biologie und Musik mit Bass als Hauptfach. Seine Disziplin wurde belohnt. Aber Träume ändern sich.

Seit einem Jahr leitet Gisa Wilfarth (sitzend in der Mitte) den Chor Our Sound. Foto: Our Sound
„Es ist auch nur ein Beruf“, sagt Gisa Wilfarth heute über ihr großes Ziel, die Musical-Bühne. Faszinierend sei Musical immer noch. Sie lächelt. „Mit einer Musical-Ausbildung verliert man Hemmungen und arbeitet an den eigenen Peinlichkeitsgrenzen“, sagt sie. Aber noch in Osnabrück entdeckte sie ihre zweite Berufung und studierte zusätzlich Vokalpädagogik. Heute zeigt sie anderen beim Gesangsunterricht, wie sie ihre Stimme als Instrument entdecken können.
Über einen Japanisch-Kurs zum Irish-Folk
Auch Dennis Fehlauer unterrichtet, Bass und Gitarre, und ist außerdem Personal Fitness Coach. Seit 2021 ist das Paar zurück in Himmelpforten, gibt als Akustik-Duo Konzerte und tourte mit der Party-Band. Gisa Wilfarth leitet den Popchor Our Sound und bietet im MTV Himmelpforten Tanzen für Teens an.
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Und dann ist da eben noch der Irish Folk. Ausgerechnet im Japanisch-Kurs knüpfte Dennis Fehlauer zufällig den Kontakt zur Kilkenny Band, sprang für den Bassisten ein und war plötzlich sogar Leadsänger. Er grinst. „Damit bin ich ganz schön doll hängen geblieben.“ In einem Genre und einer Szene, die ihm vorher gar nicht so nah war. Irish Folk, das sind über Generationen überlieferte Songs, Texte und Melodien zwischen Sehnsucht und ausgelassener Lebensfreude. Aber auch der Inbegriff von musikalischer Gemeinschaft.
Musik-Sessions im Irish Pub
Wenn in Irland bei Pub-Sessions jeder seine Töne beisteuert, dann sollen Kenner sogar am Stil heraushören können, woher der Geiger kommt, erzählt Dennis Fehlauer. „Das ist wirklich lebendige Live-Musik“, sagt er. Jeder kennt alle Songs, alle greifen auf Bekanntes zurück - aber was daraus wird, kann immer wieder neu sein.

Dennis Fehlauer steht bei mehr als 50 Konzerten jährlich mit der Kilkenny Band auf der Bühne. Foto: Yannick Bonnes
Wirklich neu ist der Song „Endeavour“, den die Kilkenny Band just veröffentlicht hat. „Er rankt sich um die Seefahrt und das Schiff "Endeavour“, erzählt Dennis Fehlauer, dem Segelschiff des Seefahrers und Entdeckers James Cook.
Der zweite selbst geschriebene Song gehört zum Programm der Kirchentour. Das ist passend für die dunkle, besinnliche Jahreszeit zusammengestellt und scheint einen Nerv zu treffen - das Konzert in Himmelpforten ist längst ausverkauft. „Das ging so schnell“, sagt Dennis Fehlauer selbst ein bisschen verwundert. Vielleicht spiegelt die große Nachfrage den Wunsch nach einer Auszeit und nach der Gemeinschaft, die den Irish Folk auszeichnet.
Dennis Fehlauer gehört zu dieser Gemeinschaft, die weltweit Freunde hat. Die Hörer der Kilkenny Band kommen laut Spotify auch aus Irland und den USA. Am Sonnabend sind sie in der Kirche Himmelpforten und am Sonntag in Apensen zu finden. Dann setzt Dennis Fehlauer auch wieder seine Tweed-Mütze auf.