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TKita-Plätze: Wie der Landkreis den Bedarf plant und wo das an Grenzen stößt

Im Kreis Stade ist beim Kita-Ausbau noch einiges zu tun: Laut Kindertagesstättenbericht sind vor allem mehr Ganztagsplätze gefragt.

Im Kreis Stade ist beim Kita-Ausbau noch einiges zu tun: Laut Kindertagesstättenbericht sind vor allem mehr Ganztagsplätze gefragt. Foto: Peter Kneffel/dpa

Kita-Krise im Kreis Stade: Es fehlt an Plätzen und Betreuungszeit. Die Kindertagesstätten-Bedarfsplanung soll so etwas eigentlich verhindern. Doch Fachkräftemangel gehört nicht zu den Berechnungsgrundlagen.

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Von Anping Richter
Donnerstag, 18.04.2024, 16:35 Uhr

Landkreis. Die Kita-Bedarfsplanung ist komplex. Ziel ist, dass im Idealfall genau so viele Halbtags-, Zweidrittel- oder Ganztagsplätze genau dort entstehen, wo sie gebraucht werden.

Zuständig dafür ist der Sozialplaner des Landkreises Stade, der im Februar die 20. Kita-Datenfortschreibung der Kindertagesstättenbedarfsplanung zum Stichtag 1.10.2023 für 172.456 Bewohner des Landkreises vorgestellt hat.

Die Stadt Buxtehude hat ein eigenes Jugendamt und macht für ihre knapp 40.000 Einwohner eine eigene Kita-Planung.

„Hätten wir in der Vergangenheit mit mehr Bedarf gerechnet, hätten wir jetzt vielleicht nicht diese Probleme“, sagt Andreas Neumann. Der Vorsitzende des Kita-Kreiselternrats hat sich die Planung angesehen und weist darauf hin, dass es immer öfter vorkomme, dass beide Eltern berufstätig sein wollen. Das bestätige auch die laufende Umfrage des Kreiselternrats zur Kinderbetreuung. Er macht sich Sorgen, dass der Bedarf unterschätzt wird.

Krippe: Betreuungszeiten von mehr als 7 Stunden sind gefragt

Laut Landkreis gibt es bis auf wenige Ausnahmen flächendeckend zu wenige Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren. Dabei wurde kräftig ausgebaut: 2022 boten 129 Kitas Krippenplätze, am Stichtag 2023 waren es schon 133 Kitas mit 1.646 Krippenplätzen. 357 weitere Plätze gibt es bei Tagesmüttern und -vätern. Der Bedarf wird aber auf 2210 Plätze beziffert, 160 Plätze fehlen demnach.

Die Sozialplanung geht bei den Krippenkindern von sinkenden Kinderzahlen vom Jahr 2024 bis zum Jahr 2029 aus und erwartet das in der Folge auch für die Altersklassen der Elementar- und Hortkinder.

Doch bei Kindern unter drei Jahren (U3) sind insbesondere Ganztagsplätze gefragt, und die sind rar. So stehen in Jork beispielsweise 45 U3-Kinder für einen Ganztagsplatz mit mehr als sechs Stunden auf der Warteliste und 20 U3-Kinder für einen mit mehr als sieben Stunden Betreuung.

Fazit: Im Krippenbereich geht es mittelfristig nicht so sehr darum, mehr Plätze zu schaffen, sondern mehr Ganztagsplätze und wohnortnahe Kita-Plätze.

Elementarbereich: Apensen und Nordkehdingen unterversorgt

Außer den Samtgemeinden Apensen und Nordkehdingen sind statistisch alle Mitgliedsgemeinden im Landkreis Stade mit Elementarplätzen gut versorgt - aber bei kleinräumiger Ungleichheit.

Auch hier gilt: Besonders Ganztagsplätze sind gefragt. Ihr Anteil sollte sozial passgenau und wohnortnah erhöht werden. In der Stader Innenstadt Süd beispielsweise warten 27 Kinder auf einen Ganztagsplatz und zwölf Kinder auf einen mit mehr als 7 Stunden Betreuung.

Die Versorgung mit Integrationsplätzen im Elementarbereich hat sich von 78,4 Prozent im Jahr 2022 auf 86 Prozent im Jahr 2023 verbessert, doch die Plätze sind sozialräumlich ungleich verteilt.

Hort: Folgt die geringe Nachfrage dem geringen Angebot?

Für Kinder ab dem Schuleintritt bis zum Alter von zwölf Jahren liegt der angenommene Bedarf weit über dem Bestand an Hortplätzen. Trotzdem sind die Wartelisten nicht sehr voll. Entweder benötigen die Menschen im Landkreis für ihre Schulkinder nicht so viel Betreuung wie es bundesweite Zahlen und fachliche Empfehlungen nahelegen.

Oder die Nachfrage folgt, wie nahezu immer in allen Kitabereichen, dem Angebot, konstatiert der Bericht. Er geht davon aus, dass der Kreis bis zum Jahr 2026 kreisweit 857 Plätze schaffen sollte und bis zum Jahr 2029 kreisweit 3.429 Plätze für die Ganztagsbetreuung in der Grundschule benötigt werden.

Buxtehude rechnet wegen Neubaugebieten mit mehr Kindern

Anders als der Landkreis prognostiziert die Stadt Buxtehude, dass die Kinderzahlen steigen. Sie hat ein Planungsbüro beauftragt, die Schülerzahlen bis 2035 anhand der geplanten Neubaugebiete zu berechnen.

Ergebnis: Trotz der um 500 Köpfe sinkenden Gesamtbevölkerung würden die Schüler um 17 Prozent zunehmen. Daraus schließt Buxtehude auf eine stetige Steigerung der Kita-Zahlen bis 2026.

Demnach würden im Jahr 2024 in Buxtehude 988 Kinder einen Krippenplatz und 1280 einen Elementarplatz benötigen.

Der an die Wartelistenanträge 2023 angepasste Bedarf hat ergeben, dass im Elementarbereich 48 Prozent einen Ganztags- und 32 Prozent einen Zweidrittelplatz wollen. Im Krippenbereich wollen 60 Prozent einen Ganztags- und 40 Prozent einen Zweidrittelplatz. Der Bedarf an Krippen-Halbtagsplätzen: Null. In der Tagespflege, die ungefähr 150 Plätze hat, werden allerdings viele Kinder halbtags betreut.

Aktuell stehen 273 Kinder auf der Buxtehuder Kita-Warteliste, 126 für einen Elementarplatz und 147 für einen Krippenplatz. Die Stadt baut aber gerade kräftig aus. Bis 2025 schafft sie 120 neue Elementarplätze und 30 zusätzliche Krippenplätze.

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