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Bundestagswahl 2025

TKleinere Parteien zwischen Kandidatensuche und Unterschriften-Sammlung

Ein Bürger macht ein Kreuz auf einem Wahlzettel. Im Wahlkreis Stade I / Rotenburg II sind etwa 160.000 Menschen wahlberechtigt.

Ein Bürger macht ein Kreuz auf einem Wahlzettel. Im Wahlkreis Stade I / Rotenburg II sind etwa 160.000 Menschen wahlberechtigt. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Die vorgezogene Bundestagswahl im Februar trifft die kleinen Parteien besonders hart. Trotzdem schafft es ein Kandidat, sowohl in Bayern als auch in Niedersachsen anzutreten.

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Von Karsten Wisser
Donnerstag, 02.01.2025, 05:50 Uhr

Buxtehude. Die kleineren Parteien gehen mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in die Bundestagswahl am 23. Februar. Es gibt zwei Kategorien: Solche Parteien, die schon im Bundetag oder in Landtagen sitzen und solche, die auf dieser Ebene noch nicht vertreten sind.

Zur ersten Kategorie gehören FDP, Linke und Bündnis Sahra Wagenknecht. Sie müssen - wie SPD, CDU, Grüne und AfD - nur die normalen logistischen Herausforderungen der verkürzten Aufstellungs- und Wahlkampfphase bewältigen. FDP und Linkspartei haben für den Wahlkreis Stade I / Rotenburg II dabei schon einen wichtigen Schritt unternommen: Sie haben ihre Direktkandidaten aufgestellt.

Der FDP-Kandidat kommt aus Rotenburg

Die FDP tritt mit Jan Koepke aus Wilstedt an. Nachdem die Direktkandidaten seit vielen Jahren immer aus dem Kreisverband Stade kamen, tritt nun ein Liberaler aus dem Kreisverband Rotenburg an. Jan Koepke ist 34 Jahre alt, verheiratet und Kaufmann mit eigener Versicherungsagentur in Tarmstedt.

„Deutschland braucht eine Politik mit Mut zur Veränderung. Ich setze mich für eine dynamische Wirtschaft, eine moderne Familienpolitik und für Investitionen in die Zukunft ein“, so Jan Koepke. Wichtig sei aber, dass „die Investitionen in unsere Zukunft nicht die Zukunft unserer Kinder belasten, indem wir ihnen riesige Schuldenberge hinterlassen“.

Der FDP-Bezirksvorsitzende und jetzige Bundestagsabgeordnete Gero Hocker, die Kreisvorsitzende aus Stade Hilke Ehlers und der neue Direktkandidat für den Wahlkreis Jan Koepke.

Der FDP-Bezirksvorsitzende und jetzige Bundestagsabgeordnete Gero Hocker, die Kreisvorsitzende aus Stade Hilke Ehlers und der neue Direktkandidat für den Wahlkreis Jan Koepke. Foto: privat

Für den Bezirk Elbe-Weser hat der bisherige Bundestagsabgeordnete Gero Hocker aus Achim die größten Chancen auf einen aussichtsreichen Listenplatz - sollte die FDP auf Bundesebene die Fünf-Prozent-Marke schaffen. In Umfragen standen die Liberalen zuletzt bei vier Prozent.

Die Linke stellt ihren bekanntesten Kopf auf

Das dürfte auch eine der wenigen Gemeinsamkeiten mit der Linkspartei sein. In Umfragen steht die Linke ebenfalls bei drei oder vier Prozent. Sie schickt mit Benjamin Koch-Böhnke im Kampf um das Direktmandat ihren bekanntesten Protagonisten in der Region ins Rennen. Der Buxtehuder sitzt für die Partei im Kreistag und im Buxtehuder Rat. Er ist für die Linkspartei schon bei Bürgermeister- und Landtagswahlen angetreten.

Benjamin Koch-Böhnke, Fraktionsvorsitzender der Linken im Kreistag und im Stadtrat Buxtehude.

Benjamin Koch-Böhnke, Fraktionsvorsitzender der Linken im Kreistag und im Stadtrat Buxtehude. Foto: Archiv

„Wir stehen konsequent wie keine andere Partei für soziale Gerechtigkeit“, sagt Koch-Böhnke. Man könne den Zusammenhalt in der Gellschaft nur durch den Ausbau des Sozialstaates sicherstellen. Sollte die Linke den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde nicht schaffen, hat sie die Möglichkeit, über den Gewinn von drei Direktmandaten den Einzug in den Bundestag zu schaffen. Das hat die Linke schon bei der Wahl 2021 gerettet.

Sahra Wagenknecht stellt keine Direktkandidaten auf

Ein Grund, warum die Linke ums politische Überleben kämpft, ist das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Dieses hat sich von der Linken abgespalten und ist deshalb auch im Bundestag - obwohl die neue Partei noch zu keiner Bundestagswahl angetreten ist. Das BSW müsste also keine Unterschriften sammeln, um Direktkandidaten aufzustellen.

Sahra Wagenknecht, Bundesvorsitzende vom Bündnis Sahra Wagenknecht, soll die neue Partei in den Bundestag bringen.

Sahra Wagenknecht, Bundesvorsitzende vom Bündnis Sahra Wagenknecht, soll die neue Partei in den Bundestag bringen. Foto: Fabian Sommer/dpa

Das BSW wird aber in Niedersachsen gar keine Direktkandidaten aufstellen. Das bestätigt Johannes Zang gegenüber dem TAGEBLATT. Er ist Geschäftsführer des im September gegründeten BSW-Landesverbands. „Um uns für diese Themen stark zu machen, setzen wir auf eine reine Zweitstimmenkampagne“, so Zang. Auf Landesebene hat die Partei 80 Mitglieder. Im Landkreis Stade gibt es bisher lediglich einen Unterstützerkreis.

Kandidat tritt in Niedersachsen und Bayern an

Andere Parteien müssen beglaubigte Unterschriften sammeln. Zwei Beispiele: Eine Partei, die jetzt Unterschriften in den Innenstädten von Buxtehude und Stade einsammelt, ist die Partei Volt. Die europafreundliche Partei sitzt mit fünf Abgeordneten im Europaparlament und ist auch besonders in Städten mit Universitäten in den kommunalen Parlamenten vertreten.

Malte Hermsteiner kandidiert in Bayern und in Niedersachsen für die Partei Volt.

Malte Hermsteiner kandidiert in Bayern und in Niedersachsen für die Partei Volt. Foto: Wisser

Die junge Partei braucht im Wahlkreis Stade bis zum 20. Januar 200 Unterstützer-Unterschriften, damit es ihr Direktkandidat Malte Hermsteiner aus Rotenburg auf den Wahlschein schafft. Auf Landesebene sind 2000 Unterschriften notwendig. „Wir haben schon über die Hälfte der Unterschriften“, sagt Malte Hermsteiner.

Das sind die Kandidaten der anderen Parteien

Nach dem Abitur und einem anschließenden Freiwilligen Internationalen Jahr in Mexiko entschied sich Hermsteiner für das Studium der Staatswissenschaften an der Universität Passau. Deshalb kandidiert er nicht nur in Niedersachsen, sondern steht auch auf Platz sechs auf der bayerischen Landesliste von Volt.

Auch eine ganz neue Partei sammelt Unterschriften

Eine ganze neue Gruppierung ist die Partei des Fortschritts (PfD). Sie hat in den vergangenen Wochen mehrere Landesverbände gegründet - auch in Niedersachsen. Man kämpfe für die direkte Beteiligung aller Bürger an politischer Meinungsbildung und Entscheidung von Sachfragen, sagt Sascha von Bargen aus Stade. Auf der Landesliste steht er auf Platz drei und will als Direktkandidat antreten. Auch diese neue Partei braucht die besagten Unterschriften.

Ein Bürger macht ein Kreuz auf einem Wahlzettel. Im Wahlkreis Stade I / Rotenburg II sind etwa 160.000 Menschen wahlberechtigt.

Ein Bürger macht ein Kreuz auf einem Wahlzettel. Im Wahlkreis Stade I / Rotenburg II sind etwa 160.000 Menschen wahlberechtigt. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

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