TKlimawandel und Migration: Das sagen die Kandidaten zur Bundestagswahl

350 Menschen sehen sich den TAGEBLATT-Talk live in der Festhalle an, mehrere Hundert auch zu Hause im Livestream. Foto: Martin Elsen
350 Menschen sitzen in der Kutenholzer Festhalle beim zweiten TAGEBLATT-Talk zur Bundestagswahl. Die Kandidaten auf dem Podium haben zu den Top-Themen ganz spezielle Meinungen.
Kutenholz. Das TAGEBLATT fühlt den Kandidaten für die Bundestagswahl aus dem Wahlkreis Stade I - Rotenburg II auf den Zahn. In der Kutenholzer Festhalle verfolgen mehr als 350 Menschen den zweiten TAGEBLATT-Talk zur Bundestagswahl. Auf dem Sofa zu Hause verfolgen bis zu 200 Menschen den exklusiven Livestream im Internet.
Auf dem Podium stellen sich Vanessa Zobel (CDU), Frauke Langen (SPD), Joachim Fuchs (Bündnis 90/Die Grünen), Marie-Thérèse Kaiser (AfD), Benjamin Koch-Böhnke (Die Linke) und Malte Hermsteiner (Volt) den Fragen der TAGEBLATT-Reporter Anping Richter und Björn Vasel. Jan Köpke von der FDP hatte aus privaten Gründen abgesagt.
Die Wähler bestimmen die Themen auf dem Podium
Die Top-Themen des Abends bestimmen die Wähler und Menschen im Auditorium. Im Vorfeld hatten sich knapp 500 Personen an einer Umfrage von TAGEBLATT und dem Recherchenetzwerk Correctiv beteiligt. Als absolutes Top-Thema kristallisierte sich der Klimawandel und der Klimaschutz heraus. Aber was tun die Kandidaten persönlich für den Klimaschutz?
TAGEBLATT-Talk
T Bundestagswahl: So kämpfen die Kandidaten um Stimmen
„Da gibt es nichts zu schützen“, sagt AfD-Kandidatin Kaiser. Sie setze sich aber sehrwohl für den Umweltschutz und den Tierschutz ein. Koch-Böhnke von der Links-Partei meint, er schütze das Klima schon täglich auf seiner Arbeitsstelle. „Ich bin Busfahrer“, sagt er.
Von Lastenrädern und Deutschlandtickets
Sozialdemokratin Langen engagiert sich in einem Harsefelder Verein für freie Lastenräder und bei Müllsammelaktionen. CDU-Frau Zobel fährt ein E-Auto, vertraut aber zu 50 Prozent bei langen Strecken noch auf Diesel. Zu Hause lebe sie ihren Kindern vor, wie sie Strom sparen können. Der Grünen-Politiker Fuchs erklärt, er sei überzeugter Nutzer des Deutschlandtickets und setze sich als Lehrer bei seinen Schülern für die Mülltrennung ein. Volt-Vertreter Hermsteiner isst vegetarisch und forstete in Mexiko schon einen Wald auf.
Migration
T Zu Besuch im Stader Flüchtlingsheim
Nach dem kurzen persönlichen Einblick werden die Kandidaten auf dem Podium in Sachen LNG konkret. Hermsteiner hält das LNG-Gas für „extrem klimaschädlich“. „Wir sollten uns mittelfristig davon trennen“, sagt er. Auch Fuchs ist „froh über jeden Tropfen, der in Stade nicht angelandet wird“. Die Zukunft gehöre dem grünen Wasserstoff. Dass LNG eine Übergangstechnologie ist, sagt Langen. Die SPD-Frau will den Chemie-Standort Stade sichern.
TAGEBLATT-Talk in Kutenholz
Dinosauriertechnik oder Energie-Mix
Koch-Böhnke hält LNG für eine „Dinosauriertechnik“. „Man hätte die vielen Milliarden in andere Technologien stecken sollen“, sagt der Linke. Kaiser ist auf AfD-Linie und steht für einen Energie-Mix. Jeden Tag koste das Schiff am LNG-Terminal in Stade 200.000 Euro Steuergeld. „Wir sollten es schnell in Betrieb nehmen.“
Als Top-Thema Nummer zwei gilt in der Region die Migration. „Wie wollen die Kandidaten die Zuwanderung gestalten?“, fragt Moderatorin Anping Richter. Eine Minute haben die Podiumsgäste auf der Bühne in Kutenholz Zeit, diese Frage zu beantworten.
Kaiser will Migration und Asyl „nicht in einen Topf werfen“. Natürlich müsse Menschen in Not geholfen werden. Kaiser spricht sich für ein „Remigrationskonzept“ aus - mit „konsequenten Abschiebungen“ und „qualifizierter Zuwanderung für einige Branchen“.
Menschen in der Heimat Perspektiven bieten
Koch-Böhnke will den Menschen in ihren Heimatländern eine Perspektive bieten. Diese fehle aufgrund von Kriegen und des Klimawandels. „Die hauen nicht ab, weil ihnen langweilig ist“, sagt der Linke. Langen setzt auf die Integration, auf das schnelle Lernen der deutschen Sprache, auf Erwachsene in Arbeit. Aber das Land müsse konsequenter handeln, wenn Menschen kein Bleiberecht haben. Zobel sieht das in Teilen ähnlich, will aber an den Grenzen eine „geordnete Migration“ durchsetzen.
Hermsteiner erinnert daran, dass Deutschland Schutz und Menschenrechte gewähren müsse. Der Volt-Vertreter will „Migration effizienter verwalten“. Fuchs von den Grünen sagt: „Deutschland ist Einwanderungsland. Das macht einen Teil unserer Gesellschaft aus. Wenn wir das Land abriegeln, treten wir die Idee der EU mit Füßen.“
Große Analyse am Sonntag bei TAGEBLATT online
Jeder Kandidat hat an diesem Abend Fans im Auditorium, die vernehmlich nach den Statements klatschen. Welcher Kandidat besonders polarisiert hat, wer mit seinen Argumenten überzeugte, wer nicht und welche Themen die Menschen in Kutenholz noch bewegten, steht am Montag im TAGEBLATT und Sonntagabend in der großen Analyse bei tageblatt.de.