TKofferraum statt Filiale: So läuft es bei Fredenbecks neuem Postmobil

Heide Fehrmann macht seit einigen Wochen mit ihrem Postmobil Station vor dem Fredenbecker Rathaus. Foto: Ahrens
Seit Mitte Juni müssen die Fredenbecker ohne Poststelle auskommen. Seit kurzem stellt die DHL Group eine Übergangslösung bereit: Ein Postmobil hält drei Tage die Woche vor dem Rathaus. Wie wird das Angebot angenommen? Und was sind die Alternativen?
Fredenbeck. Montags, mittwochs und freitags parkt Heide Fehrmann den gelben Caddy auf dem Parkplatz vor dem Fredenbecker Rathaus. Sie öffnet ihren Kofferraum - und zum Vorschein kommt eine Poststation auf Rädern. Briefmarken, Kassensystem, ein Mini-Drucker, auch für Etiketten: In ihrem Fahrzeug befindet sich fast alles, was es für den Großteil der Postabwicklungen braucht.
Am Postmobil gibt es ständig Kundschaft
Mit einem fröhlichen Lächeln auf dem Gesicht empfängt Fehrmann die Kunden - und das sind in Fredenbeck einige. Im Minutentakt fahren die Autos auf den Parkplatz. Zwischenzeitlich bildet sich sogar eine kleine Schlange vor der Kofferraumklappe. Viele Bürger sind neugierig, ob es mit dem Übergangsangebot der Post so klappt wie versprochen.
„Sie möchten das bestimmt als Bücherware versenden.“ Heide Fehrmann hilft geduldig einer älteren Frau, die einen Briefumschlag für ihre Freundin versenden möchte. Warensendungen sind in dem Postauto problemlos möglich - genau wie viele andere Dienstleistungen.
Was im Postmobil alles möglich ist
Das Postmobil nimmt Briefe und Pakete entgegen, auch Sendungen ins Ausland. Die Post kann vor Ort frankiert werden, auch Einschreiben und Einwurfeinschreiben sind kein Problem. Möchten Kunden dafür einen Nachweis ausgedruckt haben, sollten sie die Briefe aber direkt am Postmobil frankieren und nicht vorher.
Heide Fehrmann nimmt an ihrem Auto Rücksendungen an - auch solche, die nur einen QR-Code auf dem Smartphone als Rücksendeschein dabeihaben. Rücksendungen von Amazon werden sogar in einer Extra-Box gesammelt und die Abgabe direkt an den Online-Konzern übermittelt. „Ich bringe die Pakete anschließend direkt zur Postfiliale und sie gehen noch am gleichen Tag raus“, erklärt Heide Fehrmann den Ablauf, wenn sie ihr Postmobil um 12 Uhr in Fredenbeck schließt. Aber nicht alle Dienstleistungen der Post können die Kunden am Mobil in Anspruch nehmen: Express-Versand, Postbank- und Geldgeschäfte oder die Identifizierung per Online-Funktion des Personalausweises sind nicht möglich.
„Zehn Stück zum Selberkleben?“, fragt Fehrmann ihren nächsten Kunden. „Nee, weniger“, antwortet Günter Heitmann. Er ist gekommen, um einen Brief abzugeben - und neue Marken zu kaufen. Als Rentner könne er sich die Zeit einteilen und auch zwischen 10 und 12 Uhr das Postmobil aufsuchen, erzählt er. „Aber es ist eine Katastrophe, dass so ein großer Ort wie Fredenbeck nicht mal eine Poststelle hat.“ In den letzten Monaten habe er stattdessen die Post in Hagen angesteuert.
Die Rückmeldungen der Fredenbecker Bürger zum Postmobil sind durchwachsen. „Zur Überbrückung ist das doch ganz gut“, findet ein Mann, während er wartet. „Aber die überbrücken schon recht lange“, antwortet eine Frau vor ihm.
Zeiten des Postmobils ernten Kritik
Der Tenor ist bei vielen ähnlich: „Bevor man gar nichts hat, finde ich gut, dass es so was gibt“, fasst M. Wittenberg den Gemütszustand der Kunden zusammen. Was auch klar ist: Das Meinungsbild am Postauto ergibt sich aus Menschen, die es hergeschafft haben. „Wochentags zwischen 10 Uhr und 12 Uhr? (...) Und wer soll da jetzt Gebrauch von machen? Bestimmt nicht die arbeitende Bevölkerung“, kommentiert Andreas West auf tageblatt.de. „So ist man gezwungen, als Selbstständiger seine Post zu Famila oder zur Poststelle nach Stade zu bringen“, kritisiert Monika Goering in ihrem Kommentar.
Vor Ort ist Heide Fehrmann bemüht, das Problem mit zuvorkommendem Service abzumildern. Sie ist seit kurzem als Quereinsteigerin zur Post gekommen - und nach kurzer Einarbeitung als Springerin für verschiedene Gebiete unterwegs. Die Kunden ließen den Unmut nicht an ihr aus, sondern seien „sehr freundlich“. „Das Angebot wird sehr gut angenommen und hat sich herumgesprochen.“
Doch die kalte Jahreszeit stellt sie vor Probleme. „Wenn Winter ist, fliegen mir die Briefmarken weg und das Kassensystem wird nass“, befürchtet die Mitarbeiterin. Auch der Platz für Pakete in ihrem Caddy ist neben den Serviceutensilien begrenzt.
Sie hofft, dass ihr jemand in Fredenbeck Platz einräumt. Sie brauche nicht viel - und alle Pakete würde sie mittags mitnehmen, nichts bleibe liegen, beteuert sie. Die Post arbeite derzeit an der Lösung für das Problem, berichtet Fehrmann. Auch an der Einrichtung ihres Mobils solle sich etwas ändern.
Das sind die Alternativen zu Filiale oder Mobil
Fredenbecker Bürger, die während der Öffnung des Postmobils keine Zeit haben, können Alternativen nutzen. An einer gelben Packstation, wie sie am Penny steht, können Kunden rund um die Uhr nicht nur Pakete abholen, sondern sie auch von dort versenden. Auch einen Beleg gibt es dort. Mit dem Retourencode einer Rücksendung druckt die Station die zugehörige Paketmarke aus. Auch Kunden ohne eigenen Drucker zu Hause kommen so weiter: Wer sein Paket online frankiert hat, kann die Marke direkt an der Packstation ausdrucken. Das Display an der Station führt die Kunden durch den Ablauf.
Post und inzwischen auch Pakete können außerdem dem Paketboten mitgegeben werden. „Wir haben einen guten Zusteller, wenn der kommt, gebe ich dem die Post einfach mit“, berichtet Hans-Werner Meybohm. Das Postmobil in Fredenbeck suchte er aus Neugier auf das Angebot auf. „Das gab‘s auch vor 40 Jahren schon mit der fahrenden Post, wenn es keine Filiale gab“, erinnert er sich.
Die Zusteller nehmen ein frankiertes Paket, ähnlich wie bei der Packstation, auch nur mit Code und ohne Ausdruck mit. Wer nicht zu Hause ist, kann online die Paketmitnahme buchen - und das Päckchen an einem Abholort auf dem eigenen Grundstück deponieren.