TKriminelle Brüder: Einer von ihnen muss mehrere Jahre ins Gefängnis

Das Stader Landgericht verurteilte einen 26-Jährigen zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren und sechs Monaten. Foto: Vasel
Die Anklage hatte es in sich: Unter anderem Drogenhandel, Raub und Erpressung warf die Staatsanwaltschaft zwei Stadern vor. Der Jüngere kam glimpflich davon.
Stade. Von August 2021 bis Mai 2022 sollen ein 26-Jähriger und sein vier Jahre jüngerer Bruder in größerem Umfang mit Drogen gehandelt haben. Der Ältere habe Minderjährige als Dealer benutzt - wer sich weigerte, musste mit Schlägen rechnen.
Auf das Konto des Staders gehen Körperverletzungen, Erpressung, Raub, Nötigung und Sachbeschädigung. Die Beamten fanden im Keller des Wohnhauses der beiden Betäubungsmittel und Diebesgut.
Konkret lautete die Anklage: Körperverletzung in vier Fällen, zudem drei Fälle von Erpressung, davon ein Versuch, hatte die Anklagebehörde aufgezählt. Außerdem Sachbeschädigung wie eingeschlagene Fenster bei einem Streit im Treppenhaus, falsche Verdächtigungen und Hausfriedensbruch.
Weitere Punkte der Staatsanwaltschaft: Einen Mann soll der Angeklagte gezwungen haben, Kokain zu schlucken. Einer Frau habe er gedroht, ihrer Familie falsche, ehrenrührige Informationen über ihre Person mitzuteilen, wenn sie sich weigere, für ihn ein Mobiltelefon mit Vertrag zu kaufen. Derselben Frau habe er Geld aus dem Portemonnaie gestohlen.
Der jüngere der beiden Brüder ist wegen versuchter räuberischer Erpressung, Nötigung, gemeinschaftlichen Raubes und Beihilfe angeklagt. Zwei Personen habe er - gemeinsam mit weiteren Tätern, die gesondert verfolgt werden - Gewalt angedroht, wenn sie nicht ihr Handy nebst Pin herausgeben.
Prozess in Stade
T Messerattacke: Lücke im Überwachungsvideo sorgt für Aufsehen
Angeklagte brechen ihr Schweigen
Eigentlich waren weitere Verhandlungstage angesetzt, aber durch die Einlassung der Angeklagten, die am ersten Verhandlungstag noch beharrlich geschwiegen hatten, wurde das Urteil vorzeitig gesprochen.
Bereits am ersten Verhandlungstag im November waren die Kammer und die Oberstaatsanwaltschaft - auf Antrag der Anwälte - übereingekommen, dass sich das Strafmaß reduzieren könnte - vorausgesetzt, die Angeklagten zeigten sich geständig, ohne eventuelle Mittäter namentlich nennen zu müssen.
Landgericht Stade
T Versuchter Mord in Neu Wulmstorf? Angeklagter liefert verwirrende Version
Bewährungsstrafe für den jugendlichen Täter
Das Gericht verurteilte den 26-Jährigen zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren und sechs Monaten. Damit blieb die 3. Große Strafkammer unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die fünf Jahre gefordert hatte. Verteidiger Lars Zimmermann will mit seinem Mandanten beratschlagen, ob dagegen Einspruch erhoben werden soll.
Der jüngere der beiden Brüder, vertreten von Lorenz Hünnemeyer, kam glimpflicher davon: Ihm bleibt das Gefängnis erspart. Er erhält einen Bewährungshelfer für die angesetzten drei Jahre Bewährung. Das Urteil wurde angenommen.
Die Verteidiger hatten zur Entlastung ihrer Mandanten die geänderte Gesetzeslage bei Betäubungsmitteln ins Feld gebracht - dem Argument hatte der Vorsitzende, Richter Marc-Sebastian Hase, am ersten Verhandlungstag grundsätzlich zugestimmt. Außerdem spielte das Alter des jüngeren Bruders eine Rolle, der zur Tatzeit 20 Jahre alt war und der versuche, beruflich wie gesellschaftlich wieder Fuß zu fassen.