TKritischer Blick auf Bildungscampus: Darüber sprechen die Menschen in Stade-Hagen

Hagens Bürgermeisterin Inge Bardenhagen zeigt Bürgerpreisträger Hans Peters (Mitte), wo sein Name auf der Tafel der Preisträger zu finden ist. Im Hintergrund Günter Schmidt, rechts Laudator Florian Dankert. Foto: Susanne Helfferich
Hagen ist die kleinste Ortschaft Stades. Und sie hat eine kleine Schule, weshalb die Bürgermeisterin den nahen Millionen-Campus in Riensförde als Damoklesschwert bezeichnet. Beim Neujahrsempfang setzt sie auf Familienfreundlichkeit und starkes Ehrenamt.
Stade-Hagen. Das Ehrenamt hält das Dorf zusammen. Ein Grund, weshalb die Ortschaft Hagen seit 20 Jahren engagierte Bürger und Sportler ehrt, verbunden mit einem Neujahrsempfang. So auch am Sonntag. Inge Bardenhagen (CDU) freut sich über den Zuspruch. 1730 Einwohner zählt Hagen. Die Bürgermeisterin berichtet, dass wieder junge Leute in den Ort ziehen. Ein Grund ist aus ihrer Sicht die Hagener Grundschule. Einst war sie Vorreiter für die Volle Halbtagsschule.
Im Sommer werden voraussichtlich 21 Kinder eingeschult. Das ist wichtig: Denn 2023 gab es nur sieben Erstklässler. „Es ist immer eine Berg- und Talfahrt mit den Kinderzahlen“, sagt Bardenhagen, „aber wir sind gut aufgestellt.“ Hinzu kommt die Kita mit drei Gruppen, eine bis 16 Uhr, und künftig ein Hort. Den nahen Bildungscampus Riensförde bezeichnet sie als Damoklesschwert. Die Familien, die nach Hagen ziehen, täten dies, „weil sie eine kleine Schule für ihre Kinder wollen“.
Aus Hagen kommen Weltmeister
Sportlich gesehen spielt der Ort in oberster Liga mit. So hat er mit Dörte Helmer eine Deutsche Meisterin am Luftgewehr und der Hagener Marnon Busch spielt seit dieser Saison mit Heidenheim in der Fußball-Bundesliga. Nun kommen zwei Weltmeister dazu: Jens und Tjalf Uhlmann - Vater und Sohn - wurden am Sonntag beim Neujahrsempfang von Inge Bardenhagen für ihre Weltmeistertitel im Kickboxen geehrt. Noch am Sonnabend waren sie zum Wettkampf in Duisburg und holten beide den ersten Platz, am Sonntagvormittag sitzen sie im Schießstand von Hagen und nehmen die Ehrung entgegen. Für René Dittmer ist der Weg zu weit: Der Springreiter ist zum Turnier in Wellington in den USA. Möglicherweise bald ein weiterer Hagener Weltmeister. Im World Cup Ranking hat er bereits 42 Punkte, das Finale ist im April in Riad. Am Sonntag vertritt ihn seine Mutter.

Der stellvertretende Ortsbürgermeister Günter Schmidt (Mitte) stellt beim Neujahrsempfang in Hagen die Kickboxer und Weltmeister Tjals (links) und Jens Uhlmann vor. Foto: Susanne Helfferich
Den Sportlerehrungen folgt die Bürgerehrung. Welcher ehrenamtlichen Ecke der Geehrte zuzuordnen ist, ist schnell zu erahnen, als der stellvertretende Ortsbrandmeister Florian Dankert in Feuerwehruniform ans Mikro tritt. Doch zunächst führt der die Nicht-Insider auf eine falsche Fährte, spricht von 50 Angestellten und einem Lebensmittelimperium. Dass es sich um Milchkühe und Kartoffelproduktion handelt, wird später aufgeklärt. Wichtiger ist jedoch, dass der Geehrte „Kraft wie ein Bär“ hat, seit 1977 ehrenamtlich aktiv und seit 2007 Ortsbrandmeister in Hagen ist: Hans Peters tritt mit der Ehrung in die Fußstapfen seines Vaters Peter Peters, der ebenfalls Bürgerpreisträger war.
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Das sind die Wünsche der Bürgermeisterin
Zurück zu Bürgermeisterin Inge Bardenhagen und Riensförde. Seit Jahren wünschen sich die Hagener eine Reaktivierung der EVB-Bahnstrecke mit Stopp in Hagen. Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) lehne das ab, so Bardenhagen, „wir sind zu nah an Riensförde“, wo ein Halt wegen des Schülerverkehrs geplant ist. Schlecht weg kamen auch die Anwohner der Harsefelder Landstraße. Bei der Glasfaser-Verlegung in Hagen-Steinbeck seien sie außen vor geblieben, weil sie keine Steinbecker sind, berichtet die Bürgermeisterin. Und für die Überdachung der Infotafel ist kein Dachdecker zu finden, offenbar, weil der Auftrag zu klein ist; aber groß genug, um ausgeschrieben werden zu müssen.
Eine gute Nachricht ist, dass die Ortsfeuerwehr ein neues Fahrzeug hat, ein LF10. „Es passt sogar in die Garage“, erzählt Bardenhagen, die offensichtlich Zweifel hatte. Leider passt es nicht durch zugeparkte Seitenstraßen. Die Bürgermeisterin bittet da um mehr Achtsamkeit. In Planung ist ein öffentlicher Spielplatz bei der Schule. Inge Bardenhagen hofft, dass er ein weiterer Treffpunkt wird; wie das Repair-Café, der Klöntreff im Dorfgemeinschaftshaus, die Bücherstube und der Hagener Stammtisch. Alles Orte, an denen die Hagener zusammenkommen können.
Melanie Reinecke zitiert Henry Ford
Mit dem Zusammenkommen hat sich auch Melanie Reinecke (CDU) beschäftigt, die in Vertretung des Stader Bürgermeisters nach Hagen gekommen ist. In ihrem Grußwort nimmt sie Bezug auf die gesellschaftliche Spaltung, die derzeit zu beobachten ist, und zitiert den amerikanischen Automobilpionier Henry Ford: Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ein Erfolg. „Für mich ist das ein Appell für mehr Zusammenhalt. Spaltung ist unnötige Zeitverschwendung. Wichtig ist, dass wir zusammenkommen und zusammenbleiben für die künftigen Generationen.“