TKrummendeicher skeptisch gegenüber Agri-Solar-Plänen an der L111

So könnte ein Agri-Solarpark mit senkrechten PV-Modulen auch in Wechtern aussehen. Hier ein Bild von der Futtererbsen-Ernte aus dem Solarpark der Next2Sun in Donaueschingen in Baden-Württemberg. Foto: Next2Sun GmbH
Das Interesse der Krummendeicher an den geplanten Agri-Solarparks ist groß. Erneut kamen rund 40 Interessierte zur Vorstellung des Solarparks Wechtern. Einige äußerten Bedenken.
Krummendeich. Zwei Photovoltaik-Projekte in Krummendeich sind geplant, der Agri-Solarpark Wechtern und der Agri-Solarpark Zehntweg. In beiden sollen die Flächen weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden, bei beiden ist aber jeweils eine andere Technik vorgesehen.
Der Rat hat im Vorjahr die Aufstellung der Bebauungspläne beschlossen. Das Projekt Wechtern wurde der Öffentlichkeit nun vorgestellt, um eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit zu gewährleisten.
Warum die Module an der L111 senkrecht montiert werden sollen
Die Next2Sun Projekt GmbH aus Berlin plant hier auf 27 Hektar auf einer schmalen Längsstreifenfläche zwischen Elbdeich und Süderdeich, über die L111 hinweg, einen Agri-Solarpark mit einem vertikalen Photovoltaik-System. Dabei werden die Solarmodule senkrecht montiert, die Module sind beidseitig aktiv.
„Durch die senkrechte Montage wird gerade in den Morgen- und Abendstunden viel Strom erzeugt - antizyklisch zu den verbreiteteren PV-Anlagen mit Südausrichtung“, erläuterte Markus Probst von Next2Sun.
Allerdings werde dadurch auch deutlich weniger Strom erzeugt als bei üblichen Südanlagen - etwa halb so viel. Die senkrechte Montage in breiten Längsreihen mit einem Reihenabstand von 13 Metern soll dafür sorgen, dass möglichst viel Ackerfläche erhalten bleibt.
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Gemeinde könnte mit 20.000 Euro jährlich profitieren
Auf 80 bis 90 Prozent der Fläche werde weiterhin landwirtschaftliche Nutzung möglich sein. Das gab auch für den Flächeneigentümer, Landwirt Claus Heinsohn aus Wechtern, den Ausschlag: Er habe sich im Vorfeld über verschiedene Agri-PV-Typen informiert - dieser hier erschien ihm als der sinnvollste.
Er habe bereits PV-Module auf einem Scheunendach, die im Winter aber nicht für seinen Strombedarf ausreichten. „Ich möchte auch gern im Winter autark sein“, sagte Heinsohn gegenüber dem TAGEBLATT.
Die Gemeinde würde nach dem Energie-Einspeisungsgesetz an den Einnahmen durch die Stromeinspeisung beteiligt - hier wird mit rund 20.000 Euro pro Jahr gerechnet.
Bürger könnten sich über Schwarmfinanzierung beteiligen
Next2Sun-Vertreter Probst sagte, es sei auch eine direkte Bürgerbeteiligung möglich - etwa über eine Schwarmfinanzierung. Die Gesamtkosten für den Agri-Solarpark werden mit rund sieben Millionen Euro beziffert.
Voraussetzung für Agri-PV ist, dass mindestens 66 Prozent der Fläche landwirtschaftlich nutzbar bleiben müssen. Ein Teilnehmer wollte wissen, ob auch ökologische Ausgleichsflächen vorgesehen seien. Planer Thorsten Dörr vom Planungsbüro Dörr in Hemmoor sagte, die Ausgleichsfläche werde relativ klein ausfallen, da hier ja auch die versiegelte Fläche klein ausfalle.
Endgültiger Entwurf erst ab Herbst/Winter
Immer wieder fragten Teilnehmer, wie weit das Ganze denn schon gediehen sei. „Sie haben die Anwohner vergessen“, lautete ein Vorwurf. Gemeindedirektor Frank Griemsmann erinnerte daran, dass die Agri-Solarparks bereits zwei Mal vorgestellt worden seien.
„Wir haben schon viel gemacht.“ Als Gemeinde oder Samtgemeinde dürfte man auch keine Verhinderungsplanung betreiben. Agri-PV ist politisch gewollt. Bei der aktuellen Vorstellung wurde ein Vorentwurf vorgestellt. Stellungnahmen und Anregungen der Bürger bei der Gemeinde und beim Investor sind schon jetzt möglich.
Mit dem eigentlichen Planungsentwurf, mit dem dann auch eine vierwöchige öffentliche Auslegung mit Einwendungsfrist einhergeht, wird nicht vor Herbst/Winter gerechnet. Erst vor rund einem Monat hat der Landkreis mit der notwendigen Brut- und Rastvogelkartierung in dem Gebiet begonnen. Die dauert mehrere Monate, die Ergebnisse müssen bei den Planungen berücksichtigt werden.
So hoch muss der Abstand zu Wohngebäuden sein
Der Solarpark muss einen Mindestabstand von 100 Metern zu Siedlungen und von 50 Metern zu frei stehenden Wohngebäuden aufweisen. Er verfügt über einen äußeren Schutzstreifen - etwa eine Hecke mit ortsüblichen Heckenpflanzen.
Der Modulpark muss aus Sicherheitsgründen äußerlich begrenzt werden. Probst sagte, in Absprache mit der Jägerschaft werde man so wenige Zäune wie möglich verwenden, um den Wildzug zu ermöglichen. Die längsseitig verlaufenden Gräben könnten Zäune ersetzen.
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Anwohner fürchten Baulärm und Elektrosmog
Ein Teilnehmer erkundigte sich nach möglicher Gefährdung durch elektromagnetische Felder. Probst sagte, von den Modulen gingen keine Emissionen aus, das sei vergleichbar mit PV-Anlagen, die viele Bürger auf dem Dach hätten.
Ein Anwohner äußerte die Besorgnis, dass auch im laufenden Betrieb alle paar Tage Monteure auf Service-Einsätzen zum Solarpark unterwegs seien.
Eine Bürgerin, die angab, an Touristen zu vermieten, fürchtete Lärmbelastungen während der Bauzeit. Probst sagte, die Rammarbeiten dauerten bis zu zwei Wochen, die Gesamtmontage zwei bis drei Monate. Bauzeiten könnten im Bebauungsplan festgelegt werden.
Um den zweiten Agri-Solarpark Zehntweg geht es bei einer Informationsveranstaltung am Dienstag, 26. März, ab 18.30 Uhr in der Freizeitanlage Krummendeich.