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Rassismus-Eklat

T„L’amour toujours“ verbieten? Das sagen TAGEBLATT-Leser

Besucher stehen vor einer Bühne auf dem Petri-Platz, um einem Konzert zu lauschen.

Soll nach den rassistischen Vorfällen verboten werden, „L‘ amour toujours“ auf öffentlichen Veranstaltungen wie dem Buxtehuder Altstadtfest zu spielen? Das sagen die TAGEBLATT-Leser. Foto: Weselmann

Nach rassistischen Vorfällen haben Veranstalter bereits angekündigt, das Lied „L’ amour toujours“ auf Volksfesten nicht mehr zu spielen. Ist diese Reaktion richtig oder geht ein Verbot zu weit?

Von Redaktion Samstag, 01.06.2024, 07:50 Uhr

Landkreis. Junge Menschen feiern ausgelassen auf Sylt, grölen rassistische Parolen zu dem mehr als 20 Jahre alten Lied „L’ amour toujours“ des italienischen DJs Gigi D’Agostino. Ungeniert filmen sie sich dabei und teilen das Video in den sozialen Netzwerken.

Es handelt sich nicht um einen Einzelfall. Seit Bekanntwerden des Videos vor einer Woche wurden laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) allein in Niedersachsen 28 Fälle gemeldet, in denen der Text des Party-Hits „L’ amour toujours“ rassistisch umgedichtet worden ist (Stand 28.5.). In einer Otterndorfer Schule wurden kürzlich ausländerfeindliche Texte gesungen, auch im Kreis Stade ist ein solcher Vorfall bekannt.

Whatsapp-Nutzer sprechen sich gegen Verbot aus

Die Bestürzung über die Vorfälle ist groß. Einige Veranstalter – auch aus dem Kreis Stade – haben bereits angekündigt, das Lied auf großen Volksfesten nicht mehr zu spielen.

In einer Umfrage im TAGEBLATT-Whatsapp-Kanal haben wir gefragt: „Findet ihr es richtig, den Song auf Volksfesten wie dem Oktoberfest zu verbieten?“

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„Nein, was kann das Lied dafür?“, war die mehrheitliche Meinung der Abstimmenden. Deutlich weniger Teilnehmer stimmten für „Ja, der Song sollte nicht gespielt werden“.

Verbot ja oder nein? So stimmten die TAGEBLATT-Leser per Whatsapp ab.

Verbot ja oder nein? So stimmten die TAGEBLATT-Leser per Whatsapp ab. Foto: Screenshot


„Das Lied kann nichts dafür“

Auf Facebook argumentiert die Mehrheit der TAGEBLATT-Leser ähnlich. „Das Lied kann nichts dafür. Hier sollte man sich um die kümmern, die das Lied quasi missbraucht haben“, schreibt ein Leser.

Eine andere Userin sieht das ähnlich: „Ich find's affig. Was kann der Künstler dafür? Das Lied wird seit vielen Jahren auf Partys rauf und runter gespielt! Das ist, wie wenn man Stifte, Spraydosen o. ä. verbietet, weil damit verfassungswidrige Symbole gemalt werden könnten.“

Ein weiterer Kommentator vermutet, dass das Lied nun umso häufiger gespielt werden könnte: „Das wird ein Selbstläufer, genau wie bei Leyla.“

„Einfach nur peinlich“, findet eine Facebook-Userin das Verbot. Wenn es danach ginge, könne man jedes Lied umdichten. „Wollen sie dann die Mucke ganz auslassen?“, fragt sie.

Ein Leser ist gegensätzlicher Ansicht: „Könnte mir gut vorstellen, dass Gigi D’Agostino kein Problem damit hat, wenn sein Song nicht gespielt wird, bevor er von einer [...] im Kern rassistischen, gernegroßen Minderheit missbraucht wird!“

„Der Text hängt jetzt in den Köpfen“

Doch es gibt auch differenziertere Meinungen. „Ich glaube (hoffe) eigentlich, dass das nur junge Leute sind, die einen Trend nachmachen. Die sich der Auswirkung gar nicht wirklich bewusst sind. Ich finde diesen Trend ganz schlimm und finde, dass er gestoppt werden muss. L’ amour toujours ist eins meiner Lieblingslieder aus den 2000ern, aber ich fürchte, man kann es nicht mehr spielen, weil der Text jetzt in den Köpfen hängt“, schreibt eine TAGEBLATT-Leserin.

Wieder andere Nutzer sind der Meinung, dass die bestehenden Möglichkeiten, diese Vorfälle zu ahnden, ausreichend seien. „Ich bin gegen ein Verbot und für die Strafverfolgung bei Volksverhetzung.“ „Nicht verbieten. Volksverhetzung konsequent verfolgen und bestrafen. Die soziale Ächtung ergibt sich von allein“, kommentieren sie auf Facebook.

„Volksverhetzendes Verhalten ist bereits verboten“

Ein TAGEBLATT-Leser sieht in den rassistischen Vorfällen die Folge von Versäumnissen in der Vergangenheit: „Wenn jetzt Rassismus, Volksverhetzung und Menschenhass in die Öffentlichkeit getragen wird, rächt es sich, dass man nicht konsequenter gegen diesen Terror vorgegangen ist.“

Doch ein explizites Verbot sei unnötig, da volksverhetzendes Verhalten ja bereits verboten sei und die Ermittlungen des Staatsschutzes zeigten, dass die Verbote auch durchgesetzt würden.

Auch auf TAGEBLATT.de wird ein mögliches Verbot von „L’ amour toujours“ kommentiert. „Wenn man sonst keine Sorgen hat …“, schreibt ein Leser.

„Was für ein Unfug, ein Lied über die Liebe zu verbieten. Damit sind die Nazis nicht weg“, ist ein anderer Leser überzeugt. „Spielt das Lied, und wer die Naziparolen grölt, kriegt sofort Hausverbot und eine Strafanzeige.“ (mit dpa)

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