TLand prüft: Chance für noch eine Bahnlinie ab Bremervörde?

Noch wächst Unkraut zwischen den Gleisen. Das könnte eine Reaktivierung ändern. Foto: Jens Büttner
Mit dem Zug von Bremervörde nach Rotenburg fahren: Ist nicht zu realisieren, hieß es bis jetzt. Die Strecke habe zu wenig Aussicht, wirtschaftlich betrieben zu werden. Jetzt will das Verkehrsministerium die Linie vertieft prüfen. Ein Druckfehler?
Bremervörde. Kein Druckfehler. Für die Bahnstrecke Bremervörde - Rotenburg könnte es tatsächlich eine Zukunft geben. Laut niedersächsischem Verkehrsministerium haben 14 derzeit stillgelegte Bahnstrecken im Programm zur möglichen Wiederinbetriebnahme die nächste Stufe erreicht. Und Bremervörde - Rotenburg gehört dazu. Bemerkenswert, denn bislang wurden den Strecken Zeven - Sittensen - Tostedt und Bremervörde - Osterholz-Scharmbeck mehr Chancen eingeräumt.
Bahnstrecken in Niedersachsen werden reaktiviert
Hintergrund: Im Frühjahr dieses Jahres hat das Land Niedersachsen ein neues Reaktivierungsprogramm aufgenommen. „Die Landesnahverkehrsgesellschaft führt dazu eine vierstufige Untersuchung durch, deren Ziel es ist, am Ende landesweit so viele geeignete Strecken wie möglich für eine Bundesförderung nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz anzumelden“, führt das Verkehrsministerium auf Anfrage aus. Dabei werde es im Kern entscheidend auf die Wirtschaftlichkeit des jeweiligen Vorhabens ankommen.
Bei einigen Strecken, etwa bei der Linie Bremervörde - Stade, seien bereits umfangreiche Vorarbeiten durchgeführt worden. Hier werde jetzt zügig weitergeplant. „Andere rücken nun nach Abschluss der ersten Stufe in die zweite Stufe auf“, so das Ministerium. Hierunter fällt die Strecke Bremervörde - Rotenburg.
In der ersten Stufe wurden unter anderem das Verkehrspotenzial und der spätere Investitionsbedarf beleuchtet. In der zweiten Stufe geht es um eine Nutzwertanalyse. Die 14 ausgewählten Bahnlinien sollen gute Chancen haben, die Anforderungen für eine Finanzierung zu erreichen. Es sei aber nicht garantiert, dass alle Strecken am Ende reaktiviert werden.
Herber Dämpfer für Linie Zeven - Tostedt
Die Verbindungen Bremervörde - Osterholz-Scharmbeck und Zeven - Sittensen - Tostedt gehören laut Ministerium zu den Strecken, „die noch nicht in die nächste Stufe aufrücken, aber in der Untersuchung verbleiben und nun in einem strukturierten Prozess weiter beleuchtet werden“. Im Frühjahr 2024 sei hier mit den nächsten Zwischenergebnissen zu rechnen.
Im Sittenser Rathaus reagiert man etwas verschnupft, denn bislang war die Strecke Zeven - Sittensen - Tostedt recht weit oben im Reaktivierungs-Ranking. „Für uns ist es nicht so glücklich“, sagt Stefan Miesner, allgemeiner Vertreter des Samtgemeindebürgermeisters. „Wir hätten es gern gesehen, unter die ersten 14 zu kommen.“
Ähnliches ist aus dem Zevener Rathaus zu vernehmen. „Als eines der wirtschaftsstärksten Mittelzentren im gesamten Elbe-Weser-Raum würden wir von einer Bahnverbindung erheblich profitieren“, sagt Erster Samtgemeinderat Stefan Ritthaler. „Schließlich sind hier rund 700 Unternehmen mit rund 12.500 Beschäftigten tätig und knapp 24.000 Menschen wohnhaft. Deswegen waren wir sehr froh, dass im vergangenen Jahr die Reaktivierung der Strecke Zeven - Tostedt in der Bewertung zur Reaktivierung von Bahnstrecken Aufmerksamkeit erfahren hat.“
Leider sei die Linie nun im Punkte-Ranking des Verkehrsministeriums hinter der Strecke Bremervörde - Rotenburg zurückgeblieben. Aber auch von dieser Linie verspreche man sich einen deutlichen Gewinn für Zeven.