TLebensretter im Nachbarkreis machen ihrem Ärger Luft

Rund 20 Vertreterinnen und Vertreter der Rettungsdienste im Cuxland trafen sich jüngst mit Landrat Thorsten Krüger. Foto: Keck
Alles soll neu: Die Verunsicherung der Rettungs- und Notfallsanitäter im Landkreis Cuxhaven ist groß. Sie verfassten jetzt ein Positionspapier - mit klaren Forderungen.
Cuxhaven. Vor dem Kreishaus in Cuxhaven standen Krankenwagen, während drinnen im Tagungssaal die Argumente ausgetauscht wurden: Nachdem sich anbahnt, dass der Landkreis den bisherigen Trägern des Rettungsdienstes (DRK Wesermünde, DRK Cuxhaven-Land Hadeln und „Falck“) den Stuhl vor die Tür setzen und den Rettungsdienst selbst organisieren will, wächst auch bei den Notfall- und Rettungssanitätern die Unruhe. Sie übergaben jetzt Landrat Thorsten Krüger ein Positionspapier. Und Krüger steht unter Druck: „Falck“ will schon in rund einem Monat seinen Betrieb einstellen. Wie geht es weiter?
Wie berichtet, kam die Nachricht vom bevorstehenden Systemwechsel für das DRK und Falck völlig überraschend. Ohne Vorab-Informationen präsentierte der neue Landrat eine von einer Arbeitsgruppe der Verwaltung erarbeitete „Strategie Rettungsdienst Cuxland 2026+“. Diese beinhaltet zwar vier mögliche Varianten, wie denn der Rettungsdienst der Zukunft aufgestellt werden sollte, aber letzten Endes läuft es in Abstimmung mit der Politik darauf hinaus, die alte Struktur mit den Partnern nach Jahrzehnten zu zerschlagen und ein neues Kapitel aufzuschlagen.
Stader Nachbarkreise
T Rettungsdienste in Not – Kündigung verschärft Lage
Kreis will Zügel in den Händen halten
Favorisiert wird die Gründung einer gemeinnützigen GmbH (gGmbH). „Als Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ist es für den Träger des Rettungsdienstes (…) angezeigt, den Rettungsdienst im Landkreis Cuxhaven selbstständig in Form einer Gesellschaft durchzuführen“, heißt es in einer Stellungnahme der Kreisverwaltung hinsichtlich des Variantenvergleichs. Man verspreche sich dadurch unter anderem neben Synergieeffekten und einheitlichen Standards auch eine „verbesserte Qualität des Rettungsdienstes“. Das bedeutet in der Praxis: Der Landkreis kümmert sich künftig eigenständig und in der ganzen Bandbreite um den Rettungsdienst.
Gelingt nahtloser Übergang?
Doch das muss nun wahrscheinlich schneller als gedacht auch umgesetzt werden. Das Unternehmen „Falck“ hat von einer sechswöchigen Kündigungsfrist Gebrauch gemacht und angekündigt, Ende dieses Jahres den Dienst einzustellen.
Notrufe
T Gutachten ordnet Rettungswesen neu
Die Kündigung und der Handlungsdruck kamen für die Kreisverwaltung überraschend. Bleibt die Frage? Wie will die Kreisverwaltung dafür sorgen, dass es einen nahtlosen Übergang im Rettungsdienst insbesondere in der Wurster Nordseeküste gibt, wo „Falck“ in erster Linie tätig ist? Darüber wird seit Bekanntwerden der Kündigung hinter geschlossenen Türen diskutiert und verhandelt. Eine öffentlich bekannte Lösung gibt es aber bislang nicht - auch nicht für eine Nachfolgeregelung für den Bereich des vom DRK betriebenen Rettungsdienstes in den Altkreisen Land Hadeln und Wesermünde. Dort existieren jedoch längere Kündigungsfristen für die Zusammenarbeit.
„Das Rad nicht neu erfinden“
Eine zentrale Rolle spielen bei dieser gesamten Diskussion die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bislang noch für Falck und das DRK im Einsatz sind. Und einige dieser Beschäftigten äußerten am Dienstag im Gespräch mit Landrat Thorsten Krüger im Kreishaus deutlich ihren Unmut: „Wir sind hier, weil wir das Gefühl haben, nicht gehört zu werden. Das Personal fühlt sich einfach nicht richtig mitgenommen. Es werden Sachen entschieden, bei denen wir gerne mitentscheiden würden - auch, weil wir letzten Endes am besten Bescheid wissen, da wir das Ganze jeden Tag durchmachen. Wir wissen, wovon wir reden, wenn man uns denn mitreden lassen würde“, ärgerte sich Martin Greiff vom Personalrat des Deutschen Roten Kreuzes Wesermünde und verwies auf das Positionspapier: „Wir hoffen, dass wir ein paar Denkanstöße geben können. Wir wollen mitmachen. Wir wollen nicht da sitzen und warten, bis ihr das Rad neu erfunden habt.“
„Kreistagssitzung abwarten“
Landrat Thorsten Krüger kann den Willen der Rettungskräfte nachvollziehen: „Ich sehe keine Problematik darin, aber bevor wir etwas sagen können, müssen wir die Kreistagssitzung am 6. Dezember abwarten.“ Einen Tag später solle dann ein Ideenworkshop stattfinden, in den die Arbeitnehmervertreter mit eingebunden werden: „Die Einladungen dazu sind bereits raus, denn wir wollen die Leute genau bei dem Punkt, was wir besser machen können, abholen.“
Ein zentraler Punkt ist für die Beschäftigten - wie berichtet - das Schichtmodell (24 Stunden oder 12 Stunden?). Dazu Krüger: „Es geht nicht darum, wer am lautesten ist, sondern es muss eine richtige konforme Lösung geben. Wenn es nach mir ginge, wären mehrere Sachen möglich. Aber das muss geprüft werden. Das ist eine Sache, die wir jetzt im Zuge parallel laufen lassen, damit wir wissen, in welchen Tarifvertrag wir später einsteigen.“
Kein Zickzackkurs bei Tarifvertrag
Eines dürfe man auch nicht vergessen: „Wenn man die Tarifverträge nebeneinander legt, war noch vor kurzer Zeit immer der des öffentlichen Dienstes gut, jetzt ist es der des DRK und vielleicht kann es ab dem 1. April wieder der des öffentlichen Dienstes sein. Wir werden nicht immer da springen, wo es gerade am besten ist, wenn wir uns einmal für einen festgelegt haben.“ (es/lk)