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TLehrermangel: Diese zehn Schulen im Kreis sind am stärksten betroffen

Damit Schule funktioniert, braucht es genügend Lehrer. Im Landkreis Stade ist die Unterrichtsversorgung schlecht.

Damit Schule funktioniert, braucht es genügend Lehrer. Im Landkreis Stade ist die Unterrichtsversorgung schlecht. Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild

Bei der Unterrichtsversorgung ist der Landkreis Stade Schlusslicht in Niedersachsen. Aber welche Kinder und Jugendlichen sind am stärksten betroffen? Die Top 10 der allgemeinbildenden Schulen mit den meisten fehlenden Lehrkräften.

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Von Karsten Wisser
Sonntag, 03.03.2024, 19:20 Uhr

Landkreis. Die Unterrichtsversorgung im Landkreis Stade ist auf 90,3 Prozent gesunken und liegt damit sechs Prozent unter dem Landes-Durchschnittswert für Niedersachsen. Nirgendwo in Niedersachsen fehlen mehr Lehrkräfte.

Die Landräte aus Stade - Kai Seefried (CDU) - und Cuxhaven - Thorsten Krüger (SPD) - haben in dem Brandbrief an die niedersächsische Kultusministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Julia Willie Hamburg auf die katastrophale Situation in Nordwestniedersachsen aufmerksam gemacht.

Eine TAGEBLATT-Anfrage zu den Gründen zum Lehrermangel und den Handlungsmöglichkeiten der Landesregierung vom Mittwoch konnte vom Ministerium bis Freitagabend nicht beantwortet werden.

Lehrkräfte fehlen dort, wo sie gebraucht werden

Wo sie dringend gebraucht werden, fehlen sie in großer Zahl. Förderschulen, Oberschulen, Haupt- und Realschulen tragen ohnehin die Hauptlast bei der Inklusion und der Integration von Flüchtlingskindern. Sie sind neben den Förderschulen die Schulen mit der schlechtesten Unterrichtsversorgung.

Schon fast traditionell stehen die Förderschulen in diesem Schuljahr wieder am schlechtesten da. Die Grundschulen haben dagegen in der Regel im Vergleich zu den anderen Schulen bessere Zahlen. Niedersachsens Grundschulen sind verlässlich, für alle Schülerinnen und Schüler sollen täglich mindestens fünf Zeitstunden Schulangebot sichergestellt sein. Auch die fünf Gymnasien und die zwei Integrierten Gesamtschulen liegen über dem Durchschnittswert.

Förderschulen haben den größten Lehrermangel

Die Förderschule Ottenbeck mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“ hatte zum Stichtag 31. August 2023 eine Unterrichtsversorgung von nur 58,6 Prozent. Für die Balthasar-Leander-Schule, die Förderschule in Harsefeld mit dem Schwerpunkt Lernen, weist die Statistik 65,7 Prozent aus.

Damit sind beide Schulen Schlusslicht. Im Landkreis Stade gibt es 80 allgemeinbildende Schulen in staatlicher Trägerschaft. Dazu kommen private Einrichtungen wie die Waldorfschulen in Stade und Apensen.

Nummer eins der Negativ-Rangliste der allgemeinbildenden Schulen ist die Grund- und Oberschule Nordkehdingen in Freiburg mit 71,6 Prozent Unterrichtsversorgung. Erschwerend kommt hier hinzu, dass abgeordnete Lehrkräfte weite Wege zurücklegen müssen. Das liegt auch daran, dass mögliche Hilfe von anderen Schulen aus dem benachbarten Landkreis Cuxhaven an der Kreisgrenze scheitert.

Diesen Schulen fehlen die meisten Unterrichtsstunden

Auf den Plätzen folgen die Geestlandschule Fredenbeck, eine Oberschule, mit 77,5 Prozent, die Oberschule Steinkirchen (77,8 Prozent), die Realschule Süd Buxtehude (77,8), die Hauptschule Süd Buxtehude (78,7 Prozent), die Selma-Lagerlöf-Oberschule Harsefeld (79,4), die Johann-Hinrich-Pratje-Schule, Oberschule in Horneburg (80,2), die Grundschule am Fleth in Bützfleth (81,8), die Oberschule am Auetal in Ahlerstedt (82,6) und die Oberschule Stade (82,7).

Um die Zahlen einzuordnen: „Um 100 Prozent Unterricht zu gewährleisten, braucht es eine Unterrichtsversorgung von 107 Prozent“, sagt Karina Krell, Bezirks- und Kreisvorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW). Selbst bei einer Unterrichtsversorgung von 100 Prozent droht bei Krankheit und anderen Abwesenheitsgründen sofort Unterrichtsausfall.

Weniger Gehalt im norddeutschen Ländervergleich

Wieso ausgerechnet die Landkreise Stade und Cuxhaven so stark betroffen sind, dafür gibt es aus Sicht der Gewerkschaft mehrere Gründe: In ländlichen Regionen zeichnet sich schon seit längerem ab, dass in Zeiten des Fachkräftemangels Stellen immer schwerer zu besetzen sind. „Wir haben direkt nebenan Hamburg als attraktiven Standort“, sagt Karina Krell.

Bisher war es so, dass alle nördlichen Nachbarbundesländer bereits die Bezahlung der Grund-, Haupt- und Realschullehrkräfte denjenigen an den anderen Schulformen angepasst haben. In Hamburg und Bremen werden alle ausgebildeten Lehrkräfte nach A13 bezahlt, in Schleswig-Holstein endet der fünfjährige Stufenplan 2025, in Niedersachsen gibt es bis August 2024 in A12 rund 500 Euro weniger für verbeamtete Lehrer.

Damit war es bisher finanziell attraktiver, nebenan eine Stelle anzunehmen, so Karina Krell. „Es ist ein großer Erfolg der GEW, dass die Landesregierung nun endlich auch in Niedersachsen die Bezahlung der Lehrkräfte angleicht“, sagt sie.

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