TLena Petermann im Interview: „Bei Werder hatte ich sofort ein gutes Gefühl“

Nach Jahren in den USA, Frankreich und England kehrt Lena Petermann in die Heimat zurück. Doch nicht nur der SV Werder Bremen und die Fußball-Bundesliga locken die 31-Jährige. Auch die Liebe zur Heimat im Kreis Cuxhaven und ein kleiner Hund. Foto: Unruh
Nach Jahren in den USA, Frankreich und England kehrt Lena Petermann in die Heimat zurück. Doch nicht nur der SV Werder Bremen und die Fußball-Bundesliga locken die 31-Jährige. Auch die Liebe zur Heimat im Kreis Cuxhaven und ein kleiner Hund.
Bouillabaisse, Fish and Chips oder ein Matjesbrötchen?
(lacht) Fisch und ich - das passt nicht. Ich esse Garnelen. Aber wenn ich mich für die Küche eines Landes entscheiden müsste, wäre es die französische. Das war schon gut dort. Definitiv besser als in England.
Zwei Jahre in den USA, dann wieder in Deutschland, vier Jahre in Frankreich, zwei Jahre in England und nun wieder in Deutschland ganz in der Nähe Ihrer Heimat. Ist Ihre persönliche Fußball-Weltreise damit beendet?
Ich weiß es nicht. Man weiß nie, was kommt. Aber natürlich ist das jetzt bewusst der Schritt in die Heimat. Irgendwann möchte ich ja auch ankommen und mir etwas aufbauen. Es könnte aber schon sein, dass sich das Ende meiner Karriere nähert.
Wie schauen Sie auf die vergangenen Jahre mit den verschiedenen Stationen zurück?
Mit Freude und Stolz auf jeden Fall. Ich war 18 Jahre alt und bin einfach mal nach Amerika gegangen - ohne groß nachzudenken. Ich hatte einfach diesen Mut und hab dann auch tolle Erfahrungen gesammelt. Auch in den anderen Ländern, in Frankreich und England. Das hat mich auch zu dem Menschen gemacht, der ich geworden bin. Natürlich habe ich dadurch auch extrem viele Freunde gewonnen und tolle Persönlichkeiten kennengelernt.
Aber jetzt fühlt es sich für Sie an, wieder nach Hause zu kommen, oder?
Auf jeden Fall. Es ist ein megaschönes Gefühl, jetzt wieder hier zu sein, dass jetzt nicht wieder dieser Abschied naht und man sieht die Familie ein paar Monate nicht mehr. Ich kann einfach mal nach dem Training nach Hause fahren.

Lena Petermann mit ihrem Hund. Foto: privat
Mit einem Welpen im Gepäck?
Genau. Ich habe seit kurzer Zeit eine kleine Hündin. Das wollte ich schon immer. Jetzt passte es. Das tut mir persönlich auch gut. So ein kleiner süßer Hund ist auch Balsam für die Seele.
Sie sind viel herumgekommen in den letzten Jahren. Was kann der Frauenfußball in Deutschland von anderen Ländern lernen?
Die USA-Zeit ist jetzt auch schon ein paar Jahre her. Seitdem hat sich auch dort viel getan. Aus jüngster Erfahrung kann ich sagen, dass in England alles viel professionalisierter ist. Da haben auch die Zweitligisten geile Stadien, geile Trainingsbedingungen und sind oft auch mit den Männerteams zusammen. So war das auch in Leicester. Wir hatten den alten Campus von den Männern. Es war eine Top-Anlage. Drei richtig gute Plätze, wir haben im selben Stadion gespielt wie die Männer. Solche Strukturen sind in England normal. Auch was das Mediale angeht, machen die dort einen super Job.
Haben Sie das Gefühl, dass sich in dieser Hinsicht auch in Deutschland etwas tut?
Auf jeden Fall. Deutschland steht auch ganz weit oben. Aber was die Strukturen drumherum angeht, ist England noch einen Schritt voraus.
Sie haben beim HSV vor knapp 16 Jahren Ihre Bundesligakarriere begonnen, nun wechseln Sie zu Werder Bremen. Ist die sportliche Rivalität der beiden Vereine für Sie ein Thema?
(lacht) Das war überhaupt kein Thema. Ich habe mir da so gar keine Gedanken drüber gemacht. Mir war einfach wichtig, näher an die Heimat zu kommen. Natürlich habe ich mich auch mit dem HSV beschäftigt, aber bei Werder Bremen hat das Komplettpaket gestimmt.

Lena Petermann (l) aus Deutschland und Kristine Minde aus Norwegen kämpfen um den Ball. Lena Petermann spielt künftig in der WSL Fußball. Foto: Ludvig Thunman
Das hat am Ende den Ausschlag für den Wechsel nach Bremen gegeben?
Richtig. Ich hatte sofort ein gutes Gefühl. Der wichtigste Punkt war einfach, dass ich mir auch neben dem Fußball etwas aufbauen und Erfahrungen sammeln kann. Das war bei Werder direkt möglich.
Was heißt das ganz konkret?
Ich kann als Athletiktrainerin erste Erfahrungen sammeln. Werder hat mir da eine Perspektive gegeben. Das gibt mir auch Sicherheit. Das war auch ein Grund für Werder.
Sie haben bisher 22 Länderspiele für die Deutsche A-Nationalmannschaft absolviert, zuletzt wurden Sie Ende 2023 für ein Länderspiel nominiert. Wie stehen die Chancen, dass Sie noch einmal das DFB-Trikot überstreifen?
Man sollte niemals aufgeben. Es kann ja auch sein, dass ich richtig loslege bei Werder, viele Tore schieße und auf einmal bekomme ich wieder einen Anruf. Das kann so schnell gehen. Aber ich persönlich mache mir da gar keinen Druck mehr.
Erst einmal müssen Sie ja auch gesund werden.
Das ist das Wichtigste. Ich will noch ein paar Jahre auf dem Niveau schmerzfrei spielen können, einfach Spaß haben. Und ich muss ehrlich sagen, die Nationalmannschaft steht gerade nicht an erster Stelle für mich.
Sie haben es eben schon angedeutet. Aufgrund einer Knieverletzung haben Sie eine ganze Saison kein Spiel bestritten. Wie geht es dem Knie?
Es wird besser. Ich bin mittlerweile auf einem guten Weg. Ich wurde vor einigen Wochen noch in London an der Patellasehne operiert, nachdem es nicht besser wurde. Die OP ist gut verlaufen. Und es fühlte sich relativ zügig danach direkt besser an.
Und wann stehen Sie wieder auf dem Fußballplatz, mit Bolzern an den Füßen?
Zur Vorbereitung Anfang Juli auf jeden Fall. Und vorher natürlich individuell. Nächste Woche fange ich mit dem Lauftraining an. Dann muss ich einfach schauen, wie das Knie reagiert. In drei bis vier Wochen kann ich mit dem Ball am Fuß individuell starten.
Mit 31 Jahren gehören Sie schon zu den erfahrenen Spielerinnen. Haben Sie in den vergangenen Wochen während der schweren Verletzung schon einmal ans Karriereende gedacht?
Nein, nicht ernsthaft. Klar war ich manchmal auch verzweifelt und hatte gar keinen Bock mehr. Ich bin ja wirklich eine ganze Saison ausgefallen. Da ist man schon mental so ein wenig am Ende.
Gerade in einem anderen Land, weit weg von der Familie.
Das macht es halt noch einmal schwerer. Mir ging es nicht so gut, ich hatte den Fußball nicht und meine Familie nicht. Dann habe ich immer mal wieder gedacht, dass ich auch so ein wenig die Zeit verschwende. Ich bin extra ins Ausland gegangen, um Fußball zu spielen, und dann bin ich so lange verletzt. Aber ich habe nie gedacht: ich hör auf mit Fußball.
Aber das letzte Jahr mit der schweren Verletzung hat seinen Teil dazu beigetragen, dass Sie in die Heimat zurückkehren?
Es hat meinen Beschluss bekräftigt. Ich habe mich auch schon in den letzten zwei, drei Jahren gelegentlich mal damit beschäftigt, zurückzukehren.
Wie sehen Ihre persönlichen Ziele mit Werder aus?
In allererster Linie, fit sein. Nach so einer Saison brauche ich erst einmal keine Verletzung mehr. Gesundheit ist mir wirklich das Allerwichtigste. Dann kommt der Rest von allein. Ich will wieder Spaß haben und dann natürlich Werder helfen, sich weiter zu etablieren.
Und dann den DFB-Pokal gewinnen?
Das wäre natürlich schön, aber allein das Halbfinale in dieser Saison gegen den HSV zu sehen, war schon krass. Ich habe es in England live verfolgt.
War da schon klar, dass Sie zu Werder wechseln?
Ja, im Winter gab es schon die ersten Gespräche mit Werder Bremen. Ich hatte zu der Zeit auch mit Horst Hrubesch Kontakt. Ich wollte einfach rechtzeitig wissen, wohin es geht und alles planen. Mittlerweile habe ich auch eine Wohnung in Bremen. Das war mir auch wichtig. Zum ersten Mal in meinem Leben musste ich eine Küche aussuchen. Da hat mir mein Bruder glücklicherweise geholfen.
Wie lange läuft Ihr Vertrag bei Werder?
Zwei Jahre.
Und wie sieht Ihr Plan für die Zeit nach der aktiven Karriere aus?
Ich habe ja Sportwissenschaften studiert. Das Studium habe ich auch erfolgreich abgeschlossen, dann habe ich mich selbst noch weiter fortgebildet. Langfristig kann ich mir schon vorstellen, im Athletikbereich oder im Rehabereich zu arbeiten. Bei Werder Bremen zum Beispiel.
Dann waren Sie in den vergangenen Monaten Ihr eigener Patient.
Ja, das stimmt. Ich glaube, daher würde mir das auch gut liegen, weil ich mich sehr gut in die Spielerinnen und Spieler hineinversetzen kann. Ich habe in der Hinsicht viele Erfahrungen gesammelt - und weiß, wie es sich anfühlt.