TLetzte Chance: Wenn der Kuckuck mit der Uhr ins Repair-Café kommt

Max Heidkamp zeigt Torsten Mäckelmann sein Sorgenkind. Foto: Fehlbus
Manche Dinge sind einfach zu schade zum Wegwerfen. Hier kommen in Harsefeld die Ehrenamtlichen des Repair-Cafés ins Spiel. Ein paar Sachen nehmen sie aber nicht mehr an.
Harsefeld. Max Heidkamp und seine Frau Monika haben eine schlichte Pappschachtel dabei. Bei der Anmeldung im Harsefelder Repair-Café geben sie an: Kuckucksuhr defekt. Ihr größter Wunsch wäre es, wenn der kleine Vogel wieder singen würde. Ein Blick auf den Piepmatz genügt, um festzustellen, dass es sich hier um keine Antiquität handelt. Der Kuckuck erinnert an ein Moorhuhn aus dem Computerspiel. Aber die Uhr ist trotzdem wertvoll.
Bezahlt vom Taschengeld der Kinder
„Wir haben sie vor vielen Jahren von unseren Kindern geschenkt bekommen“, sagt Max Heidkamp. Teuer wird sie wohl nicht gewesen sein, sagt der Uhrenbesitzer, schließlich war das Geschenk ein Taschengeld-Projekt. Aber sie soll wieder laufen.

Der kleine Kuckuck ruft nicht mehr zur vollen Stunde. Foto: Fehlbus
Das wünschen sich die beiden Repair-Café-Besucher. Elke Baier-Wirbals am Empfang nickt verständnisvoll und serviert erst einmal ein Stück Kuchen. Noch ist nicht klar, ob dem Ehepaar hier geholfen werden kann.
Nebenan im großen Raum des Familien-Informationszentrums FIZ in Harsefeld sitzt die geballte Kompetenz: An sechs Tischchen wird geschraubt, geklebt und gesaugt. Ziel ist es, für eine kleine Spende alte Dinge wieder flott zu machen. „Wenn es zu lange dauert, nehmen wir auch mal Dinge mit nach Hause“, sagt Repair-Café-Initiator Torsten Mäckelmann.
Flugzeugbauer, Pastor, Zimmermann im Einsatz
Vorsichtig packt er die Kuckucksuhr aus und öffnet die Hinterseite. Der ehemalige Airbus-Mitarbeiter ist wie die meisten anderen im Raum kein Fachmann im eigentlichen Sinn. Er repariert gerne. Diese Uhr aber ist vielleicht ein Fall für einen befreundeten Uhrmacher. Zumindest Unterstützung wird er sich holen und ganz in Ruhe die Rädchen auseinander bauen, sagt er. In diesem Moment geht am Nachbartisch ein Staubsauger auf volle Leistung.

Reinhard Überrück und Torsten Mäckelmann Foto: Fehlbus
Es rauscht und pfeift. Aber Reinhard Überrück blickt nicht sehr zufrieden auf den Staubsauger vor sich. Das Modell, das werbefreundlich ohne Beutel auskommt, macht nur noch Geräusche. Die Saugleistung ist dahin. „Hast du noch mal den besonders schmalen Schraubenzieher?“, fragt Reinhard Überrück, Pastor im Ruhestand, seinen Tischnachbarn Klaus Kugis, gelernter Zimmermann. Er nimmt noch eine Kappe ab. Inzwischen liegt die ganze Arbeitsfläche voller Einzelteile. „Diese Staubsauger haben wir häufig hier“, sagt Torsten Mäckelmann. Manchmal können sie helfen. Aber nicht immer.
Lernwerkstatt für interessierten Nachwuchs
Vor der Tür schwingt sich gerade dankbar ein Fahrradbesitzer wieder in den Sattel. Klaus Kugis hat es repariert. Ein paar Euros als Dankeschön landen im Spendentopf. „Damit können wir notwendiges Werkzeug und andere Utensilien für die Reparaturen anschaffen“, erklärt Elke Baier-Wirbals. Das Angebot läuft über den 2021 gegründeten Verein Miteinander Füreinander, der die Ziele Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Klimaschutz in Harsefeld verfolgt.

Repair-Café und Lernwerkstatt: Michael Schöpf zeigt dem 20 Jahre alten Torben Wewers ein paar Kniffe. Foto: Fehlbus
Eine kleine Lampe gibt es noch, die gerade von Michael Schöpf untersucht wird. Als Fernsehtechniker kennt er sich mit Elektrik aus. Über die Schulter schaut ihm Torben Wewers zu, 20 Jahre jung und interessiert, im Repaircafé zu helfen. Die Lernwerkstatt vermittelt Wissen, wie etwas zu reparieren ist. Einer lernt vom anderen. Torben Wewers ist im zweiten Lehrjahr zum Lkw-Schlosser. Handwerkliches Geschick bringt er also mit.
Sie bringen auch Pferde wieder zum Wiehern
Geht es um Computer, dann ist Thomas Heins gefragt. Als IT-Spezialist hat er schon wertvolle Erinnerungsstücke und Dokumente von einer Festplatte gerettet. Das seltsamste Ding, das sie einmal repariert haben? „Ein Steckenpferd“, sagt Michael Schöpf. „Es wieherte nicht mehr“, ergänzt Thomas Heins. Sie konnten der jungen Pferdebesitzerin helfen.

Thomas Heins repariert eine Bohrmaschine. Foto: Fehlbus
Ein paar Dinge nehmen sie heute nicht mehr im Repair-Café an: Kaffeevollautomaten und Hochdruckreiniger gehören dazu. Ansonsten werden die Reparaturen durchweg kostenlos durchgeführt. Nur das Material, das für die Reparatur nötig ist, muss nach Absprache besorgt und mitgebracht, beziehungsweise beschafft werden. Eine Garantie gibt es nicht, dafür aber oft glückliche Gesichter.
Das glückliche Ende der Kuckucksuhr
Auch die Kuckucksuhr hat das geschafft: auf beiden Seiten. Nachdem das Uhrwerk gemeinsam mit dem Experten ausgebaut und ein paar verbogene Zahnräder gerichtet waren, legte der Vogel alle 15 Minuten mit seinem Kuckucksruf los. Nach einer Woche in seiner Küche freute sich Torsten Mäckelmann hörbar, sie wieder an Max und Monika Heidkamp zurückgeben zu können. „Es war an der Zeit“, sagt er. Und auch die Uhrenbesitzer waren sehr zufrieden.
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Das nächste Mal öffnet das Repair-Café am Freitag, 23. Mai, von 15 bis 17 Uhr im FIZ, Herrenstraße 25a. Eine Anmeldung ist nicht nötig, aber es kann vorab Kontakt zu Thorsten Mäckelmann unter 0175/ 5119351 oder per Mail unter repaircafe-harsefeld@hotmail.com aufgenommen werden.
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