TLibera Terra: Macht der Mafia in der Landwirtschaft brechen

Heidi Hoppe gehört zum Weltladen-Team in Buxtehude. Den Weltladen gibt es seit 33 Jahren. Das Geschäft am Petri-Platz ist der dritte Standort. Foto: Wisser
Was in Deutschland nur als peripheres Problem wahrgenommen wird - die Macht des organisierten Verbrechens - hat für die Menschen in Süditalien bittere Konsequenzen.
Buxtehude. Der Weltladen in Buxtehude hat seit Montag sein Sortiment um Lebensmittel-Produkte aus Süditalien erweitert. Sie werden von Kooperativen auf konfisziertem Mafialand angebaut.
Mafia: Mit Libera Terra gibt es Hoffnung
Ermöglicht wird dies durch die Kombination zweier Gesetze: Das Pio-La-Torre-Gesetz erlaubt dem Staat, Personen schon bei dem begründeten Verdacht auf Mitgliedschaft in der Mafia zu enteignen. Ein weiteres Gesetz ermöglicht, die konfiszierten Güter zivilgesellschaftlichen Organisationen zur Nutzung zu überlassen.
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Libera Terra ist ein Verbund von Sozialkooperativen aus Italien, von denen seit 2017 Bio-Produkte vertrieben werden. Es ist ein Projekt der Hoffnung für den Kampf gegen die Mafia und gegen die Ausbeutung von Emigranten auf den Feldern Italiens.
Unsere Produkte sind mehr als nur Lebensmittel. Sie sind ein Zeichen des Widerstands gegen die Macht der Mafia.
Pater Luigi Ciotti, Gründer von Libera
Zu dem Verbund gehören die Libera Terra-Sozialkooperativen in Apulien, Kalabrien, Kampanien und Sizilien sowie einzelne Landwirte, die mit den Kooperativen zusammenarbeiten. „Unsere Produkte sind mehr als nur Lebensmittel. Sie sind ein Zeichen des Widerstands gegen die Macht der Mafia“, sagte Pater Luigi Ciotti, Gründer von Libera Terra.
Mafia-Ländereien sind oft verwahrlost
Die ehemaligen Ländereien der Mafia sind bei ihrer Übergabe an die Kooperativen häufig in einem Zustand desaströser Verwahrlosung und müssen mühsam wieder hergerichtet werden. Die Güter gehören nicht den Kooperativen selbst, sondern den jeweiligen Kommunen, die diese den Kooperativen überlassen.
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Die Zeiten der spektakulären Attentate in Italien scheinen vorüber zu sein, aber die Mafia übt noch immer Gewalt in Form von Sachbeschädigung, Einschüchterung und Schutzgelderpressung aus.
Viele junge Menschen sind dort arbeitslos
Begünstigt wird das System Mafia dadurch, dass auf Sizilien und in Apulien zwei der strukturschwächsten Regionen Europas sind. Die Arbeitslosenquote für junge Menschen ist sehr hoch, und der Sozialstaat in Italien greift hier kaum, so die Einschätzung von Experten.
So sind Armut und die vermeintliche Abhängigkeit von Gefälligkeiten, etwa der Beschaffung von Arbeit, Faktoren, die die verschiedenen Mafia-Organisationen am Leben erhalten.
Ethische, technische und soziale Qualitätskriterien
Auf der anderen Seite stehen gut ausgebildete Personen in gesellschaftlichen Schlüsselpositionen, die sich von der Zusammenarbeit mit der Mafia Vorteile versprechen.

Diese Produkte aus Süditalien gibt es jetzt im Weltladen in Buxtehude am Petri-Platz zu kaufen. Foto: Wisser
„Zu den ethischen, technischen, sozialen und Qualitätskriterien gehört selbstverständlich, dass die Kooperativenmitglieder keine Kontakte zur Mafia haben dürfen“, so das Weltladen-Team. Dies wird polizeilich überprüft.
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Aber auch Umweltschutz, faire Bezahlung und Behandlung der Arbeiter, organischer Anbau und hohe Produktqualität gehören ebenso dazu wie soziale Aktivitäten. Gleichzeitig haben die Kooperativen auch die Aufgabe, Menschen mit Behinderungen die Mitarbeit zu ermöglichen und die konfiszierten Güter im Sinne des Allgemeinwohls zu bewirtschaften.
Mafia: Andere von der Abkehr überzeugen
Zudem sollen die Kooperativen in ihrem jeweiligen Umfeld Vorbildfunktion übernehmen und dadurch die Bauern mit unabhängigem Land davon überzeugen, sich ihnen anzuschließen und von der Mafia abzuwenden.
Das sind die Öffnungszeiten des Weltladens in Buxtehude: Dienstag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr.