TLinke-Kandidatin fordert mehr Züge für die ländliche Region

Hilke Hochheiden, Kandidatin für die Linke, wünscht sich mehr Zugverkehr, um auch Menschen auf dem Land eine Alternative zum Auto zu bieten. Foto: Scheschonka
Wie viel Lebenszeit Hilke Hochheiden am Gleis verbracht hat, weiß sie nicht mehr. Die Linke-Kandidatin setzt sich für einen besseren Nahverkehr ein. Wie die 31-Jährige tickt - und was sie hört.
Landkreis Cuxhaven. Wenn es sich Hilke Hochheiden aussuchen könnte, würde sie immer Bus oder Bahn dem Auto vorziehen. „Doch von Brake nach Bremerhaven fährt der Bus nur alle zwei Stunden“, sagt sie. Weiter mit dem Zug nach Cuxhaven hätte sie auch nur einmal in der Stunde die Chance, mit dem öffentlichen Nahverkehr weiterzufahren. Die ländliche Region muss besser angebunden sein, fordert die Linke-Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Cuxhaven-Stade II.
Zu einem lebenswerten Leben auf dem Land gehört auch eine funktionierende Bahnverbindung, meint die 31-Jährige: „Wie viel Lebenszeit ich schon an Bahnhöfen verloren habe ...“ Mehrmals die Woche pendelt sie von Brake nach Bremen zu ihrem Arbeitgeber in der IT-Branche. Dennoch weiß sie aus eigener Erfahrung, dass der Alltag auf dem Land nicht ohne ein eigenes Auto möglich ist. „Gerade ältere Menschen sind oft einfach abgehängt“, sagt sie mit Blick auf ihre Eltern, die in Hude bei Oldenburg leben.
Wie sehr ein Supermarkt oder ein Arzt in der Nähe entscheidend für die Lebensqualität sein können, erlebt sie an ihrer Mutter. Nach einem Schlaganfall ist sie auf Hilfe angewiesen. Um ihre Eltern unterstützen zu können, ist Hochheiden 2017 wieder zu ihren Eltern gezogen. Dafür hat sie die Uni gewechselt und das Masterstudium in Oldenburg absolviert. „Das war eine sehr bewusste Entscheidung, um stärker auch für meine Familie da zu sein“, sagt sie. Sie ist mit zwei Geschwistern in Hude groß geworden und hat 2011 an der Graf-Anton-Günter-Schule in Oldenburg Abitur gemacht.
Ihre erste Demo in Oldenburg gegen verkürzte Schulzeit
Was ein Schuljahr weniger für Stress bedeutet, hat Hochheiden selbst erlebt. Sie gehörte zum ersten Jahrgang, der nach zwölf Jahren Abi gemacht hat. „Man hat uns ein Jahr geklaut“, sagt sie rückblickend. Denn damit der Unterrichtsstoff trotzdem durchgearbeitet werden konnte, wurden die Nachmittage mit Schulstunden vollgepackt. „Es hat mich wütend gemacht, weil ich durch meinen ein Jahr älteren Bruder gesehen habe, wie viel Zeit er noch für anderes hatte.“ Der Protest gegen G8 brachte sie auf die Straße. „Die Demo zur Bildungspolitik war meine erste“, erzählt sie.

Hilke Hochheiden tritt bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Cuxhaven-Stade II an. Foto: Die Linke
Ihr Interesse an gesellschaftlichen Zusammenhängen wurde sogar noch früher geweckt. „Ich habe mich schon in der 5. Klasse für die Karikatur in der Zeitung interessiert“, sagt sie.
Datensicherheit ist ihr ein großes Anliegen
Nach dem Schulabschluss ist sie erst mal nach Mannheim gezogen, um Wirtschaftsinformatik zu studieren. Dort ist sie in die Linke eingetreten. Heute ist sie stellvertretende Vorsitzende im Landesvorstand in Niedersachsen. „IT-Sicherheit hat mich als Thema schon lange interessiert“, sagt sie.
Whistleblower Edward Snowden ist in ihren Augen ein Held. Seine Enthüllungen haben sie in dem Wunsch bestärkt, sich für Datensicherheit zu engagieren. Heute sorgt sie dafür, dass Dokumente von öffentlichen Behörden vor Hackern geschützt sind. Wie realistisch die Bedrohung der technischen Systeme bereits geworden ist, sei durch die beschädigten Kabel in der Ostsee mittlerweile auch in der Bevölkerung angekommen. Es ist kein Zukunftsszenario, sondern Fakt, so Hochheiden, dass Systeme gehackt werden, um an Daten zu kommen. Sie erinnert an Russlands hybride Kriegsführung und die digitale Attacke auf den Deutschen Bundestag.
Herstellung von Technologien in Deutschland
Nicht nur die Prävention sei wichtig, sondern auch die Herstellung entscheidender Technologien in Deutschland, „um unabhängig zu sein“, sagt sie - auch als Lehre aus der Corona-Zeit, als auf einmal Lieferengpässe für lebenswichtige Produkte, etwa in der Medizin, auftraten.
Auch im Klima- und Umweltschutz plädiert sie für Wind- und Solarenergie, „die Ressourcen haben wir hier im Gegensatz zu Kohle oder Uran, das wir importieren müssen“. Auch Wasserstoff sei die falsche Energiequelle, um Züge zu bewegen. „Strecken wie nach Cuxhaven bräuchten eine Oberleitung“, sagt sie. Zudem sollte das Schienennetz für den Güterverkehr stärker ausgebaut werden. Auch Seewege sollten mehr für Frachttransport infrage kommen. „Ein Autobahnausbau ist jedenfalls der falsche Weg“, sagt sie mit Blick auf die A20-Debatte.
Politische Erfahrung hat sie bis Herbst 2024 im Kreistag Oldenburg gesammelt. Durch ihren Umzug in die Wesermarsch hat sie das Mandat nach drei Jahren abgeben müssen. Mit Blick auf die Bundestagswahl am 23. Februar ist sie realistisch: Eine echte Chance, in den Bundestag zu kommen, rechnet sie sich nicht aus. Einen Listenplatz hat sie nicht. Doch für die Politik der Linken will sie sich trotzdem starkmachen.
Besonders dem Politiklehrer dankbar
Neben ihren politischen Ansichten gibt Hilke Hochheiden uns auch ganz persönliche Einblicke. Wäre es möglich, dann würde sie einen Tag mit Henry Ford verbringen.
Das Mutigste, was ich je getan habe, war … bei einer allgemeinen Wahl kandidieren, und damit mit meinen Überzeugungen sichtbar in der Öffentlichkeit zu stehen.
Dieses Talent hätte ich gerne … Geduld.
Einen Tag würde ich gerne mit dieser historischen Persönlichkeit verbringen … Henry Ford, weil die Mischung aus Prozessoptimierung in einer Art und Weise, die die Eigenschaft des Menschen als menschliches Wesen im Betrieb komplett ausklammert und der Erkenntnis, dass irgendjemand sein Produkt auch kaufen muss, was Implikationen auf die Entlohnung hat, spannend genug ist, dass wir sicher einen Tag lang diskutieren könnten. Wir wären uns mit Sicherheit in vielen Punkten nicht einig, aber ich denke, da würde ich mehr von mitnehmen als von einem Treffen mit einer historischen Person, deren Werk und Wirken mir näher stehen.
Für die Zukunft würde ich gerne diese Erfindung machen … Beamen wäre cool.
Der beste Ratschlag, den ich je erhalten habe, war … manchmal sind Ratschläge auch genau das, was in dem Wort steckt: Schläge, und seien sie noch so gut gemeint.
Mein Lieblingsspruch ist … der kategorische Imperativ von Kant, frei zitiert handle stets so, dass die Prinzipien deines Handelns Grundlage eines allgemeinen Gesetzes sein könnten.
Dieser Moment in meinem Leben hat mich am meisten geprägt … der Schlaganfall meiner Mutter.
Das schönste Kompliment, das ich je erhalten habe, war ... du bist nicht auf den Kopf gefallen und stellst die richtigen Fragen. Mach so weiter und du wirst es noch weit bringen.
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Wem ich immer schon einmal Danke sagen wollte … meinen Eltern (denen ich auch regelmäßig sage, dass ich sie lieb habe, was ein Danke für alles impliziert), meinem Politiklehrer in der zehnten Klasse, dem ehemaligen Mannheimer Gemeinderat Thomas Trüper.
Dieses Buch würde ich noch mal lesen … eine ganze Buchserie, „Die Feuerreiter Seiner Majestät“ von Naomi Novik steht ganz oben auf meiner Noch-mal-Lesen-Liste. Zu Beginn des letzten Drittels haben die Bücher ihre Längen und ich hatte eher den Eindruck, es wird gerade abgehakt, dass die Hauptpersonen auch wirklich überall mal waren. Den achten Band habe ich, kurz nachdem er auf Deutsch erschienen ist, angefangen und dann relativ bald aufgegeben. Inzwischen bin ich mit der ganzen Serie durch. Die Erfahrungen der Reisen mit Begegnungen verschiedener Kulturen bringen den anfangs sehr zugeknöpften Protagonisten dazu, sein Weltbild zu hinterfragen. Deshalb will ich die Bücher tatsächlich noch mal lesen.
Diesen Film sollte man gesehen haben … Wenn ich mich auf einen festlegen muss, würde ich sagen „Pride“.
Diesen Podcast höre ich regelmäßig … Viele. „Logbuch Netzpolitik“ und „Wohlstand für Alle“ sind meine Favoriten.
Diese Serie hat mich zum „Binge-Watching“ verführt … Supernatural. In Staffel 6 wurde es mir dann zu abgedreht und habe dann aufgehört. Außerdem Battlestar Galactica. In meinen Teenager-Jahren war Battlestar Galactica von den SciFi-Serien, die damals auf RTL2 liefen, die, mit der ich am wenigsten anfangen konnte. Das Bingen kam dann im Erwachsenenalter, als ich der Serie noch mal eine Chance geben wollte, und sehr davon angetan bin, wie eindrücklich sich die Serie mit menschlichen Abgründen in Extremsituationen und moralischen Dilemmata befasst.
Meine wichtigste Social-Media-Plattform ist … Instagram, bewegt sich aktuell aber in Richtung Bluesky.
In dieser WhatsApp-Gruppe chatte ich am meisten … der mit meiner Familie (quasi alle anderen Gruppen, in denen ich viel chatte, sind Signal-Gruppen).
Auf dem Hintergrund meines Smartphones ist ein Foto von … einem Bergsee in einer Winternacht.
Meine schlechte Angewohnheit ist es ... ständig mit den Händen zu spielen.
Es bringt mich auf die Palme ... wenn Ressourcen vermeidbar verschwendet werden oder wenn jemand meine Zeit verschwendet (zum Beispiel, indem ewig um den heißen Brei herumgeredet wird).
Damit bringe ich andere auf die Palme … mein Sprechtempo; beim Abbiegen im Auto lieber noch auf eine größere Lücke warten.
Mein Vorbild oder Held ist … Rosa Luxemburg ist eine Inspiration und Edward Snowden ein Held.
Wenn ich einen Tag den Beruf wechseln könnte … Disponent in der Rettungsleitstelle für einen Tag wäre eine sehr interessante Erfahrung.
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Die beste Investition meines Lebens … nach der Schule erst mal von zu Hause ausziehen. Wenn es um einen Gegenstand geht: Mein höhenverstellbarer Schreibtisch.
Mein größter Fehlkauf ... beim Laptop den benötigten RAM unterschätzt.
Das ist die Schublade, in die andere mich stecken … wandelndes Lexikon.
Mein schönster Urlaub ... Rundreise durch Schottland. Der West Highland Railway ist eine wunderschöne Bahnstrecke und generell die Landschaft herrlich und atemberaubend, perfekt zum Wandern.
Die Zeit verfliegt, wenn ich … ein gutes Buch lese oder mit lieben Menschen telefoniere.
Es bringt mich zum Lachen … vieles, gute Witze, schlechte Witze, Absurditäten und wenn etwas zum Lachen oder Weinen ist, lache ich lieber.
Ich kann nicht widerstehen … bei guter Musik mitzuwippen.
Glück bedeutet für mich … ohne Sorgen selbstbestimmt über meine Zeit verfügen.
Ein typischer Satz von mir ... ich will das Problem nicht nur bewundern, sondern lösen.
Darüber möchte ich mich in Zukunft weniger ärgern … dass jeder sein eigenes Tempo hat.
Fünf Lieblingsstücke der Kandidatin
Der Musikgeschmack macht sich weniger an den Genres fest, als an der Botschaft, wie der Einblick in die Lieblingssongs der Linke-Politikerin Hilke Hochheiden verrät. Hier die fünf Titel ihrer persönlichen Playlist:
- Green Fields of France (Dropkick Murphys) - musikalisch definitiv meine Lieblingsversion dieses Lieds, über das, was bleibt vom Krieg. Die deutsche Übersetzung, „Es ist an der Zeit“ von Hannes Wader ist definitiv optimistischer, aber zum einen gefällt mir für das Thema der melancholischere Text, außerdem ist das Genre eines, das ich gerne höre.
- Wo sind die Clowns (Saltatio Mortis) - Ein wunderbares Lied darüber, selbst in dunklen Zeiten nicht den Humor und die gute Laune zu verlieren.
- I have a right (Sonata Arctica) - Nach meinem Lieblingslied von Sonata Arctica gefragt wäre die Antwort eher „Fullmoon“, aber Metalsongs über Fantasy-Kreaturen gibt es jede Menge. Die über Kinderrechte sind deutlich seltener, deshalb bekommt hier die Message den Vorzug. Auf meiner Playlist ohne Längenbegrenzung stehen sie tatsächlich beide.
- Nur ein Lied (Alex Diehl) - Hier oute ich mich als Fan vom European Song Contest. Auch wenn das Lied damals nur im deutschen Vorentscheid war. Zum einen hat das Lied mich dazu gebracht, auch mehr von Alex Diehl zu hören - neben Rock höre ich ab und an auch Singer-Songwriter - ist es eben nicht nur ein Lied, sondern eine starke Botschaft, in Angesicht zunehmenden Hasses nicht den Kopf in den Sand zu stecken und weiter für eine Gesellschaft, in der alle einen Platz haben, einzustehen.
- Deutsches Requiem (Johannes Brahms) - Ein großes Werk der klassischen Musik. Ganz persönlich bedeutet es mir viel, weil es das erste große Werk der Chormusik war, das ich gesungen habe. Zudem gefällt mir die Botschaft, eine Totenmesse, die den Trost der Hinterbliebenen in den Mittelpunkt stellt. Brahms hat dafür sehr inspirierende Bibelzitate ausgewählt.
Zur Person
Name: Hilke Hochheiden
Geboren am: 15. Mai 1993
Wohnort: Brake
Berufliche Qualifikation: Studium der Wirtschaftsinformatik in Mannheim und Oldenburg
Derzeit ausgeübte Tätigkeit: IT-Sicherheitsmanagerin
Familienstand: ledig
Nebentätigkeiten: keine
In Aufsichtsräten: keine
Vereine, Verbände: stellvertretende Vorsitzende im Landesvorstand Die Linke
Wahlkreis: 29 Cuxhaven/Stade II
Wahlergebnis 2021 in %: nicht angetreten
Landeslistenplatz: -