TLob für Erzieher, Angst vor Kita-Schließung im Kreis Stade

Personal ist knapp: Die meisten Kinder in den Kitas haben im Laufe des Kita-Jahres mindestens eine Notbetreuung erlebt, zehn prozent sogar mehr als 16-mal. Foto: Carsten Rehder/dpa
Über die Lage an der Kita-Front ist oft Negatives zu hören. Der Kreiselternrat wollte wissen, wie es wirklich aussieht und hat die Eltern von 8.300 Kindern befragt. Das sind die Ergebnisse.
Landkreis. Zu teuer, zu unzuverlässig, zu wenig Personal: Solche Dinge sind über Kitas immer mal wieder zu hören und zu lesen. Aber wie bewerten Eltern die Qualität der Kinderbetreuung im Kreis Stade wirklich? Das wollte der Kita-Kreiselternrat genau wissen und hat sich Mühe gemacht, um valide Daten zu bekommen. „Wir haben innerhalb von fünf Wochen die Eltern von circa 8.300 Kindern befragt“, berichten Andreas Neumann und Katharina Brüggemann, die Vorsitzenden des Kita-Kreiselternrats.
Dazu hatte der Kreiselternrat eine Online-Befragung mit bis zu 31 Fragen erarbeitet. Ein externer Dienstleister erstellte die Internetseite. Der Kreiselternrat warb im Netzwerk der Kita-Eltern für die Teilnahme und verteilte Flyer. Insgesamt 1.262 der Befragten haben alle Fragen beantwortet. Für eine solche Umfrage ist das eine hohe Quote. Die Ergebnisse sind spannend - auch für die Kita-Träger und Kommunen.
Grundlage für Gespräche mit Politik und Trägern
Die Ergebnisse sind nun in zwei moderierten Online-Sitzungen öffentlich präsentiert worden. Sie sollen Grundlage für Gesprächsrunden mit Politikern und Kita-Trägern sein, um auf Missstände hinzuweisen, Erfahrungen auszutauschen und vor allem gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.
Hier einige Einblicke: Etwa 61 Prozent der befragten Eltern, fast zwei Drittel, haben laut Umfrage ihre Arbeitszeit an die Betreuungszeiten der Kita angepasst. Bei der Frage, welche Rand-Betreuungszeiten die Kitas anbieten und welche in Anspruch genommen werden, fiel ein Ungleichgewicht auf. „Hier stellt sich die Frage, ob Bedarf und Angebot wirklich zusammenpassen“, sagt Neumann.
Bildungspolitik
T Katharina Brüggemann hat die Interessen der Kita-Eltern im Blick
Bei ungefähr 44 Prozent der Befragten gab es im vergangenen Kita-Jahr ein- bis fünfmal eine Notbetreuung in der Gruppe ihrer Kinder. 21 Prozent haben gar keine Notbetreuung erlebt, ebenfalls 21 Prozent erlebten sechs- bis zehnmal eine Notbetreuung, 7 Prozent 11- bis 15-mal und 10 Prozent mehr als 16-mal.
Die Mehrheit hat Notbetreuung erlebt
Eine sehr viel höhere Belastung als die Notbetreuung stellt für die Familien laut Umfrage die komplette Gruppenschließung dar: Die kam zum Glück bei 44 Prozent der Befragten nicht vor. Die Mehrheit hat aber mindestens eine erlebt: Bei 39 Prozent kam es dazu ein- bis dreimal, bei 10 Prozent vier- bis sechsmal und bei 8 Prozent mehr als siebenmal.
Die Notbetreuung oder Schließung führt bei 44 Prozent der danach gefragten Eltern zu Angst vor Konsequenzen am Arbeitsplatz. 42 Prozent verneinen das, 15 Prozent machten keine Angabe.
Zufrieden mit der Leistung der Erzieher
Ein sehr positives Fazit der Befragung betrifft die Erzieher: Mit ihrer Leistung zeigen sich ungefähr 63 Prozent der Eltern zufrieden und ordneten sie auf einer Skala von eins bis zehn im ersten Drittel ein. Nach ihren Wünschen gefragt, landete auf Platz eins „mehr Personal“, dahinter folgten eine bessere Kommunikation, mehr Aktivitäten und besseres Essen.
Welche Antworten aus welchen Kitas kamen, wurde nicht verraten. Der Kita-Kreiselternrat hat bewusst auf eine Gegenüberstellung einzelner Träger verzichtet. „Man könnte jeden schlecht dastehen lassen, wenn man die richtige Frage stellt“, erklärt Andreas Neumann. Eine individuelle Auswertung für Träger, Gemeinde oder Stadt ist aber individuell und nichtöffentlich möglich. Wie der Kita-Kreiselternrat berichtet, gibt es dazu schon einige Anfragen.