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VHS-Programm

TMännerfeindlich? Darum polarisiert dieses Titelbild der VHS Buxtehude

Mit dem Titelbild ihres neuen Programms setzt die VHS Buxtehude das Thema Männlichkeit ironisch in Szene. Mancher und manche hält das für männerfeindlich.

Mit dem Titelbild ihres neuen Programms setzt die VHS Buxtehude das Thema Männlichkeit ironisch in Szene. Mancher und manche hält das für männerfeindlich. Foto: VHS Buxtehude

Ein Bild der VHS Buxtehude zeigt eine Modesünde. So weit, so unspektakulär. Die weißen Socken und Sandalen sorgen derzeit aber für Erregung. Was genau empört und wie daraus eine neue Wortschöpfung geboren wurde.

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Von Thomas Sulzyc
Montag, 15.01.2024, 09:50 Uhr

Buxtehude. Streikende Lokomotivführer legen den Bahnverkehr lahm. Protestierende Bauern bremsen den Straßenverkehr aus. Geschlechtsorientierte Sprachformen empfinden manche als unerträgliches Diktat. Die Gesellschaft ist dauererregt. So sehr, dass selbst die Darstellung einer unerotischen Modesünde manchen empört.

Männern und ihren Bedürfnissen widmet die Volkshochschule (VHS) Buxtehude einen Schwerpunkt im neuen Kursprogramm für die erste Hälfte des Jahres 2024. Deshalb zeigt das Titelbild provozierend Beine in weißen Socken und Sandalen - eine Kombination, die bekanntlich für den schlechten modischen Geschmack meist älterer Männer steht.

VHS vertraut auf die Fähigkeit zur Selbstironie

Männer wollen die Verantwortlichen der Volkshochschule damit ansprechen - im Vertrauen auf die Fähigkeit zur Selbstironie in dieser Zielgruppe. Aber nicht alle finden das Titelbild lustig. Männerfeindlich und diskriminierend sei das Coverfoto, schreibt ein Mann in einer E-Mail an VHS-Leiter Dirk Pohl und einem Leserbrief an das TAGEBLATT.

„Wie jeder weiß, gelten weiße Tennissocken als absolut uncool. Und Socken in Sandalen umso mehr. Wir Männer werden mit dem Foto eindeutig lächerlich gemacht“, schreibt der Mann.

„Männer werden lächerlich gemacht“

Ironie als Erklärung lasse er nicht gelten. „Was wäre wohl, wenn eine Frau mit tiefem Dekolleté oder kurzem Minirock auf dem Foto zu sehen wäre? Es gäbe einen Riesen-Shitstorm!“

Auch eine Frau habe ihm am Telefon mitgeteilt, dass sie und ihr Ehemann das Foto als diskriminierend für Männer empfänden, sagt VHS-Chef Dirk Pohl. Ziel bei der Wahl des Titelbildes sei es gewesen, Emotionen zu wecken. Erwartet hätte er ein Schmunzeln der Betrachter. „Dass unser Titelbild bei einigen Menschen zu Verärgerung führt, tut uns leid“, sagt Pohl.

Im Internet ist von „Sandalismus“ die Rede

Reaktionen der überwiegenden Mehrheit zeigen jedoch: Der aufs Äußerste polarisierten Genderdebatte ist der Humor nicht abhandengekommen. Wenn Pohl Menschen auf das VHS-Titelfoto anspreche, antworteten die meisten: „Das ist ja lustig.“ In der Facebook-Gruppe „Buxtehude schnackt“ wird das Wort „Sandalismus“ geboren. Und Buxtehudes Volkshochschulchef gibt gegenüber dem TAGEBLATT zu: „Ich trage selbst Socken in Sandalen.“

Nicht sicher sei, ob das frei verfügbare Foto überhaupt Männerbeine zeige. Eine Agentur habe es ausgesucht. „Den ganzen Menschen darauf haben wir nie gesehen“, sagt Pohl. Gleichwohl spricht die Beinbehaarung eher für einen Mann.

VHS unterbreitet Angebot

Weil das Cover Gesprächsthema ist, unterbreitet die VHS folgendes Angebot mit einem Augenzwinkern: Wer glaubt, dass es sich auf dem Foto um seine Füße handelt, soll ein Beweisfoto schicken. Unter allen Einsendern verlost die VHS einen Gutschein über 30 Euro für einen Kursus.

Zudem denkt die VHS über eine zusätzliche Veranstaltung nach. Pohl und sein Stellvertreter Tobias Rothenberg würden dann mit „Männern ohne Bekehrungswunsch“ über das Titelfoto und Diskriminierung diskutieren.

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