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Geschlechterkampf

TMännerfeindlich? VHS Buxtehude wertet umstrittenes Titelfoto als Erfolg

Der stellvertretende VHS-Leiter Tobias Rothenberg blickt auf das Titelfoto des aktuellen Programms. Er wird am kommenden Donnerstag mit Besuchern über Diskriminierung und Männlichkeit diskutieren.

Der stellvertretende VHS-Leiter Tobias Rothenberg blickt auf das Titelfoto des aktuellen Programms. Er wird am kommenden Donnerstag mit Besuchern über Diskriminierung und Männlichkeit diskutieren. Foto: Thomas Sulzyc

Das Bild von Socken in Sandalen rückt Männer in ein schlechtes Licht. Mancher fühlt sich brüskiert, weil die Volkshochschule dieses Stereotyp auf dem Cover ihres Programmhefts zeigt. Diskriminierend oder lustig? Jetzt wird diskutiert.

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Von Thomas Sulzyc
Samstag, 20.01.2024, 09:50 Uhr

Buxtehude. Selten hat die Volkshochschule (VHS) Buxtehude so viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit auf sich gezogen wie mit dem Titelbild ihres aktuellen Programmhefts. Es zeigt behaarte Beine in weißen Socken und Sandalen - ein bekanntes Sinnbild für den schlechten modischen Geschmack von Männern. In der Facebook-Gruppe „Buxtehude schnackt“ entstand der Begriff „Sandalismus“.

Die Verantwortlichen der VHS sind überrascht von den ungewohnt vielen E-Mails, Zuschriften und Anrufen, die das Coverfoto vor allem nach einem Bericht im TAGEBLATT ausgelöst hat. Manche anerkennen die Form der Ironie. Denn mit dem Bild beabsichtigte die VHS lediglich, auf humorvolle Weise auf den in diesem Halbjahr speziell für Männer entwickelten Programmblock hinzuweisen. Mancher aber fühlt sich von diesem Stereotyp brüskiert oder gar diskriminiert. Die Gesellschaft ist in Dauererregung. Selbst eine unerotische Modesünde kann politisch sein.

Diskussion bei Bratwurst und Bier

Eine Aufgabe der Volkshochschulen ist es, gesellschaftliche Diskussionen anzustoßen und zu führen. Deshalb lädt die VHS Buxtehude am Donnerstag, 25. Januar, 18.30 Uhr, zu einem Gespräch mit dem Titel „Sandalismus: diskriminierend oder lustig?“ ein.

In der Cafeteria des VHS-Hauses, Bertha-von-Suttner-Allee 9, sprechen VHS-Leiter Dr. Dirk Pohl und sein Stellvertreter Tobias Rothenberg mit den Besuchern und Besucherinnen über das Titelbild, Männlichkeit und Diskriminierung. Das alles in zwangloser Atmosphäre, kostenfrei bei Bratwurst vom Grill und alkoholfreiem Bier.

Hätte ein anderes Bild den Zweck besser erfüllt, Männer zu bewegen, Kurse an der Volkshochschule zu belegen? Auch das soll Thema an diesem Abend sein. Das Sandalismus-Foto habe sich als Erfolg erwiesen, davon ist Tobias Rothenberg überzeugt. „Wir haben die Zielgruppe Mann geschubst, und das war gut, sonst hätten sich nicht so viele bewegt.“

Begriff Diskriminierung wird verwässert

Eine Empörungskultur hat sich in der Gesellschaft breitgemacht. Vielen Menschen geht schnell der Hut hoch. Diskriminiert das Bild von Socken und Sandalen Männer wirklich?

Für den Sandalismus sei Diskriminierung ein viel zu starkes Wort. Davon ist Tobias Rothenberg überzeugt. Wer in Zusammenhang mit Socken und Sandalen von Diskriminierung spreche, verwässere den Begriff nur. „Er wird damit nur weniger kräftig für diejenigen, die ihn wirklich benötigen“, warnt der stellvertretende VHS-Leiter. Was würden wohl Frauen im Iran, denen wegen unbedeckter Haare Gefängnis droht, dazu sagen?

Lange haben Feministinnen gegen die frauenfeindlichen Darstellungen gekämpft - heute scheint die Verachtung von Männern zunehmend salonfähig zu sein. Möglicherweise fühlen sich deshalb Kritiker von dem VHS-Titelbild herabgewürdigt. Zur Gesprächskultur am Sandalismus-Abend sagt Tobias Rothenberg: „Es geht nicht darum, Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu bekehren, sondern ins Gespräch zu kommen.“

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