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Landgericht Stade

TMann krankenhausreif getreten: Prozess gegen Duo nähert sich dem Ende

Zwei junge Männer, 21 und 24 Jahre alt, aus Cuxhaven müssen sich seit Anfang April vor dem Landgericht Stade verantworten. Sie sollen einen 57-jährigen Mann krankenhausreif getreten und geschlagen haben.

Zwei junge Männer, 21 und 24 Jahre alt, aus Cuxhaven müssen sich seit Anfang April vor dem Landgericht Stade verantworten. Sie sollen einen 57-jährigen Mann krankenhausreif getreten und geschlagen haben. Foto: dpa

Vor einer Cuxhavener sollen sie einen 57-jährigen Mann krankenhausreif getreten haben. Deshalb müssen sich zwei junge Männer, 21 und 24 Jahre alt, vor dem Landgericht Stade verantworten.

Von Christian Mangels Freitag, 16.05.2025, 05:50 Uhr

Stade. Es ist eine Gewalttat, die weit über die Stadt Cuxhaven hinaus für Erschütterung gesorgt hat: Vor einem Lokal in der Cuxhavener Innenstadt sollen die beiden Angeklagten im Oktober 2024 auf einen ihnen nicht bekannten Cuxhavener eingeschlagen und den bereits am Boden liegenden Mann mehrfach gegen seinen Kopf und den Oberkörper getreten haben, sodass er schwere Verletzungen erlitt.

Aufgrund der Schädigungen musste der Radio- und Fernsehtechniker seinen Beruf aufgeben. Die beiden Angeklagten haben die Tat bereits weitgehend eingeräumt und sich bei ihrem Opfer entschuldigt.

Am vierten Verhandlungstag am Donnerstag standen Details aus den medizinischen Gutachten und die Aussagen der Sachverständigen im Mittelpunkt. Eine Fachärztin für Rechtsmedizin hat die Verletzungen des Opfers begutachtet und dabei deutliche Spuren „stumpfer Gewalteinwirkung“ festgestellt: Mehrere Zähne am Oberkiefer des 57-Jährigen wurden ausgeschlagen und zwei Rippen gebrochen. #

Die Bizepssehne war gerissen und der Kopf des Oberarms, der sogenannte Humeruskopf, geradezu zertrümmert, sodass eine Prothese eingesetzt werden musste. Der Trümmerbruch sei vermutlich auf einen Sturz zurückzuführen, glaubt die Rechtsmedizinerin.

Nach Untersuchung des Opfers einige Fragezeichen

Trotz der Tritte gegen den Kopf hat das Opfer noch Glück gehabt: „Bei so einer Gewalteinwirkung hätten die Verletzungen noch schwerwiegender sein können“, sagte die Gutachterin. Nach der Untersuchung des Cuxhaveners und dem Studium der medizinischen Berichte blieben bei der Rechtsmedizinerin aber auch einige Fragezeichen: Im Februar war der 57-Jährige noch in der Lage, seinen lädierten Arm um 50 Grad anzuheben, im April waren es lediglich 20 Grad.

„Das ist schon sehr ungewöhnlich“, erklärte die Medizinerin. Auch das Kribbeln, das das Opfer in den Fingern spürt, und die von ihm beschriebenen Schmerzen an den mittlerweile verheilten Rippen sind für sie nicht nachvollziehbar.

Simuliert der 57-Jährige womöglich nur? Die Gutachterin selbst wollte sich diese Betrachtungsweise nicht zu eigen machen. „Jeder Mensch ist anders und jeder Mensch hat ein eigenes Schmerzempfinden“, sagte sie. Ihr Eindruck von dem Opfer sei, dass er sehr ängstlich und vorsichtig sei, „als wäre er aus Porzellan.“ Möglicherweise seien die Beschwerden psychosomatisch bedingt, so die Rechtsmedizinerin.

Mit weiteren Gutachtern will das Gericht den 57-jährigen Cuxhavener aber nicht konfrontieren, entschieden Richter, Staatsanwaltschaft und Verteidiger. „Damit tun wir dem Opfer keinen Gefallen“, sagte der Staatsanwalt. Und: An der eigentlichen Tat gebe es nichts zu deuteln. Am Freitag stehen die Plädoyers auf der Tagesordnung; das Urteil soll am Montag verkündet werden.

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