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Wirtschaft

TMilliarden-Finanzpaket: Was Unternehmer aus Buxtehude hoffen

Der Staat braucht Geld - und zwar mehr als das auf dem Bild. Würde jemand eine Milliarde Euro mit 500-Euro-Scheinen aufstapeln, ergäbe das einen Geldstapel von 220 Metern Höhe.

Der Staat braucht Geld - und zwar mehr als das auf dem Bild. Würde jemand eine Milliarde Euro mit 500-Euro-Scheinen aufstapeln, ergäbe das einen Geldstapel von 220 Metern Höhe. Foto: Jens B�ttner/dpa-Zentralbild/dpa

Das TAGEBLATT hat Mitglieder des Wirtschaftsvereins Buxtehude zum Finanzpaket befragt. Warum einer von ihnen irrtümlich mit Friedrich Merz (CDU) in Verbindung gebracht wird.

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Von Thomas Sulzyc
Montag, 24.03.2025, 11:15 Uhr

Buxtehude. Die Zustimmung von Bundestag und Bundesrat zu einem Milliardenpaket für Infrastruktur weckt Hoffnungen bei Unternehmen.

Die Jahreshauptversammlung des Wirtschaftsvereins Buxtehude nahm das TAGEBLATT zum Anlass, Wirtschaftstreibende zu dem schuldenfinanzierten Finanzpaket zu befragen: Was erwarten sie davon?

Niemand weiß, wie das Geld verteilt wird

Was Unternehmern die Antwort zu diesem frühen Zeitpunkt erschwert: Niemand weiß, wie genau das Geld verteilt wird. Förderprogramme und ihre Bedingungen müssten ja noch formuliert werden, sagt Christoph Ruehs, Geschäftsführer des Speiseeisherstellers Eisbär Eis.

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Das ist bisher bekannt: Zusätzlich zur Lockerung der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben ist ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro vorgesehen, mit dem Investitionen in Infrastruktur und Klimaschutz bezahlt werden sollen.

Davon sind 100 Milliarden Euro für den Klima- und Transformationsfonds vorgesehen, weitere 100 Milliarden Euro gehen an die Bundesländer. Das Geld soll von 2025 bis 2036 investiert werden.

100 Milliarden für den Klimaschutz

Die 100 Milliarden Euro für den Klima- und Transformationsfonds fördern die Nutzung erneuerbarer Energien, Wasserstoff-Technologien, klimafreundliche Industrieprozesse und die energetische Sanierung von Gebäuden. Investitionen sollen auch den Ausbau mit Ladesäulen für Elektroautos beschleunigen.

Isabel Schuldt, Geschäftsführerin Eisbär Eis GmbH.

Isabel Schuldt, Geschäftsführerin Eisbär Eis GmbH. Foto: Sulzyc

Was ihre Branche von der künftigen Bundesregierung erwartet, formuliert Eisbär-Eis-Geschäftsführerin Isabel Schuldt so: „Für die Produktion von Lebensmitteln und Nahrung sind stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen wichtig.“ Unberechenbarkeit, wie sie der Ampelregierung nachgesagt wurde, ist offenbar Gift für Investitionsbereitschaft.

Nicht verwechseln: Mertz statt Merz

Wegen der Namensähnlichkeit wird er regelmäßig auf den designierten Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) angesprochen: Tim Mertz, Operations Manager des Hotels Navigare. „Ich werde täglich mit diesem Herrn konfrontiert“, erzählt Tim Mertz und lacht. Er legt deshalb Wert auf die richtige Schreibweise mit „tz“ in seinem Namen.

Buxtehudes Wirtschaftsförderin Kerstin Maack mit Tim Mertz, Operations Manager Hotel Navigare, vor Beginn der Jahreshauptversammlung des Wirtschaftsvereins Buxtehude.

Buxtehudes Wirtschaftsförderin Kerstin Maack mit Tim Mertz, Operations Manager Hotel Navigare, vor Beginn der Jahreshauptversammlung des Wirtschaftsvereins Buxtehude. Foto: Sulzyc

Was seiner Meinung nach der Hotellerie und Gastronomie am meisten helfen würde: „Wir hoffen, dass die Mehrwertsteuer für Restaurant- und Verpflegungsdienstleistungen von 19 auf 7 Prozent gesenkt wird“, sagt Tim Mertz. CDU-Spitzenpolitiker Friedrich Merz hat sich auf dem Dehoga-Branchentag im vergangenen Dezember dafür ausgesprochen.

Das schuldenfinanzierte Finanzpaket begreift der Hotelier Tim Mertz nicht als Hypothek, sondern als Chance. Deutschland sei einer der Staaten mit der geringsten Neuverschuldung in der EU, sagt er. „Ich bin der Meinung, wir müssen das tun.“

Stefan Conath, Vorstandsvorsitzender der Buxtehuder Wohnungsbaugenossenschaft.

Stefan Conath, Vorstandsvorsitzender der Buxtehuder Wohnungsbaugenossenschaft. Foto: Sulzyc

621 Wohnungen bewirtschaftet die Buxtehuder Wohnungsbaugenossenschaft. Von dem Finanzpaket erwartet der Vorstandsvorsitzende Stefan Conath Mittel für die energetische Sanierung im Wohnungsbau. Die Lockerung der Schuldenbremse für höhere Verteidigungsausgaben hält er für richtig.

Brot und Kuchen sind Lebensqualität

Seit 125 Jahren besteht die Bäckerei Dietz mit Sitz in Hedendorf. Elf Filialen betreibt das Unternehmen. Das durch Schulden finanzierte Finanzpaket birgt die Gefahr steigender Verbraucherpreise.

Dass seine Backwaren in Zukunft weiter Absatz finden, davon ist Bäckermeister Ralf Dietz überzeugt: „Brot und Kuchen sind ein Stück Lebensqualität zu Hause.“ Aus dem Finanzpaket erhofft er sich Förderung im energetischen Bereich.

Bäckermeister Ralf Dietz.

Bäckermeister Ralf Dietz. Foto: Sulzyc

271 Mitglieder gehören dem Wirtschaftsverein Buxtehude an. Davon sind 249 Unternehmen und 23 Privatmitglieder. In drei Arbeitskreisen - Medien, Personal sowie Steuer, Recht, Finanzen - unterstützen sich Mitglieder gegenseitig mit Informationen.

Eine Sorge machte der Vorsitzende Lars Oldach während der Jahreshauptversammlung öffentlich: Die Hansestadt Buxtehude beabsichtige, dem Verein das Büro im Rathaus zu kündigen, berichtete er. Die Stadtverwaltung benötige den Raum selbst. Wirtschaftsförderin Kerstin Maack antwortete: „Wir werden eine Lösung finden.“

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